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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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würden die Brauen von Stricken bewegt, die am Hinterkopf befestigt sind. » Das wissen Sie nicht? Er ist Archäologe. Wie Sie. Und Ihr Vater. «
    9
    DIANE SITZT HINTER DEM Empfangstisch und blinzelt auf einen Bildschirm mit grüner Schrift. Sie ist süß, wenn sie die Augen so zusammenkneift. Auch wenn sie es nicht tut.
    Die Sonne flutet durch die großen Fenster herein und erfüllt die Bibliothek mit weichem Licht. Ich stehe direkt hinter der Tür. In den Händen halte ich eine zusammengerollte Broschüre über die SIS, die ich von Winthrop erhalten habe. Bei unserem Abschied lachte er sein dümmliches Clownslachen und sagte, er freue sich darüber, dass ich so kooperativ sei. Kooperativ? Er dachte wohl, er habe seinen Job mit Erfolg verrichtet. Als würde ich jetzt direkt nach Hause fahren und ihm diesen verdammten Schrein holen. Er muss mich für leichtgläubig halten. Für dumm.
    Mit einem vorsichtigen Räuspern, das die an eine Kathedrale erinnernde Stille durchbricht, trete ich in den Bibliothekssaal. Geistesabwesend blickt Diane zu mir auf. Die Konzentration löst sich in einem Lächeln. Das Licht spielt mir einen Streich: Ich glaube, sie errötet.
    » Sie wieder «, sagt sie.
    » Ich war gerade bei Winthrop. «
    Sie steht auf und kommt auf mich zu. Sie muss sich viel Zeit genommen haben, als sie am Morgen ihre Kleidung zusammengestellt hat: eine hellgraue Seidenbluse, ein enger, schwarzer Rock, der ihre Figur zur Geltung bringt, schwarze Nylonstrümpfe und hochhackige Schuhe.
    » Wir nennen ihn The man in the moon « , sagt sie mit einem Lachen und legt mir eine Hand auf den Arm. Ich grinse gezwungen. Ihre Berührung löst in meinem Schädel einen Schauer von Hormonen aus.
    » Diane, können Sie mir helfen? «
    Sie zögert einen Augenblick. Dann sagt sie: » Na klar! «
    » Es ist vielleicht nicht so einfach. «
    » Ich werde tun, was ich kann. Aber unmögliche Sachen brauchen etwas länger. «
    » Es geht um Informationen, die auf euren Computern sind. «
    » Worüber? «
    » Können wir irgendwo reden? Wo wir … «, ich spreche noch ein wenig leiser, » nicht flüstern müssen. «
    Sie nimmt meine Hand (weich, zart) und führt mich durch die Bibliothek in ein Büro mit einer Milchglastür. Es ist unpersönlich eingerichtet. Regale voll breiter Aktenordner. Ein uralter Schreibtisch mit einem nagelneuen PC-Bildschirm auf einem modischen Sockel. Eine Tastatur mit gedrehtem Kabel, das zum Terminal auf dem Boden führt. Ein leerer Aschenbecher. Ein Plastikbecher mit einem Rest Kaffee, in dem Zigarettenkippen dümpeln. Ein wackliger Bürostuhl. Diane setzt sich darauf. Sie blickt zu mir auf. Ich schlucke. Ich bin überwältigt von der Gewissheit, mit ihr allein zu sein, un d d ass ich mich (rein hypothetisch) über sie beugen und sie küssen könnte. Und wenn sie meinen Kuss erwidern und vielleicht willig seufzen würde, könnte ich sie (noch immer theoretisch) auf den Schreibtisch heben und sie dort hart und roh nehmen. Und anschließend einen Leserbrief an ein Männermagazin schicken.
    » Also – wo liegt das Problem? «
    Mein Problem ist, dass ich zu viele Probleme habe.
    Der Holzstuhl knackt unter meinem Gewicht. » Sind Sie gut im Recherchieren? «, frage ich und nicke in Richtung Computer.
    » Hm, schon? Das ist ein Teil meines Jobs. «
    » Ich muss etwas mehr über MacMullin wissen. «
    Sie sieht mich rasch an. Es gelingt mir nicht, ihren Blick einzuschätzen. » Warum? «, fragt sie kalt.
    » Ich weiß nicht, wonach ich suche «, sage ich ehrlich.
    Ihr Blick lässt mich nicht los. Erst als sie erkennt, wie beklommen ich mich fühle, zieht sie die Tastatur zu sich, drückt F3 für Search und schreibt blitzschnell Michael & MacMullin. Der Computer beginnt zu arbeiten und rauscht, ehe er antwortet: 16 documents found. 11 closed.
    » Wollen Sie einen Ausdruck? Von den zugänglichen Files? «
    » Zugänglich? «
    » Elf der Files sind gesperrt. Für die braucht man ein Passwort. «
    » Haben Sie das nicht? «
    » Doch, aber passen Sie auf … «
    Sie tippt das Passwort ein.
    Unauthorized. Level 55 required, antwortet die Maschine.
    » Was bedeutet das? «, frage ich.
    » Wir arbeiten auf verschiedenen Niveaus. Zu Niveau 11 haben alle Nutzer Zugang, sogar Gäste. Niveau 22 schützt Daten, bei denen man seine Zugangsberechtigung vorwei sen muss. Zum Beispiel aktuell laufende Forschungsprojekte. Niveau 33 beinhaltet Files, deren Daten nicht öffentlich zugänglich sind. Wir in der Bibliothek haben level 33

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