Ehrenhüter

ihrer vom intensiven Waschen geröteten Hände. «Manchmal wird mir der ganze Dreck, mit dem wir es hier zu tun haben, einfach zu viel», sagte sie entschuldigend.
    «Ja, das kenne ich», erwiderte Steenhoff. «Ich kam vorgestern auch nicht mehr aus der Dusche raus.»
    Er ging zu dem riesigen Benjamini zwischen ihren Schreibtischen und tat, als würde er sich für die Feuchtigkeit der Erde im Topf interessieren.
    Aus dem Augenwinkel sah Navideh, dass er sie prüfend musterte. «Und? Bist du dieses Gefühl wieder losgeworden?», fragte sie vorsichtig.
    Er lächelte. «Ja, ich muss nur in meinen Erinnerungen kramen und an etwas Schönes denken.»
    Navideh spürte, dass sie errötete. Verlegen drehte sie ihre langen Haare zu einem Zopf und steckte sie mit einer Spange locker am Hinterkopf fest.
    «Was hast du eigentlich der Voss versprochen, damit sie keinen Bericht über den Abend am Bunker schreibt?»
    Steenhoff schaute überrascht hoch. Er stand auf und schloss scheinbar beiläufig die Bürotür. «Sie darf mal einen Blick in die Vernehmungsakten von Holsten werfen.»
    «Von diesem brutalen Serientäter, den du vor ein paar Jahren geschnappt hast?»
    «Ja.»
    «Nur einen Blick?»
    «Na ja, ich habe ihr die Akten für ein paar Tage ausgeliehen. Sie war schon immer an den Details zu dem Fall interessiert.»
    «Du bist wahnsinnig. Wenn das rauskommt!»
    «Wäre es dir lieber gewesen, wenn unser Grubenabenteuer als Aufmacher auf Seite eins gestanden hätte?»
    Navideh schüttelte den Kopf.
    «In zwei Stunden kommen Roman und seine Mutter», sagte sie schließlich mit belegter Stimme. «Ich habe schon mal ein paar Fragen zusammengestellt.»
    Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Steenhoff, um mit ihm gemeinsam das Papier zu studieren. Er roch nach Aftershave. Tief sog sie den Duft ein.
    Dann notierte sie eine neue Frage auf dem Blatt.

 
    Ich danke Frank Czubaiko von der Bremer Mordkommission für seine Bereitschaft, mir viele Fragen geduldig zu beantworten, dem Staatsanwalt Uwe Picard, der mit mir eigens zum Bunker Valentin hinausfuhr, um mir den Tatort von einst zu erläutern, sowie Dirk Siemering und Ronald Walther von der Polizeipressestelle für ihre bereitwillige Unterstützung, sobald ich mal eine Frage «zwischendurch» hatte.
     
    Der Fallanalytiker Axel Petermann war so nett, mein fertiges Manuskript mit in den Urlaub zu nehmen, als die Zeit eilte. Seine Anmerkungen haben mir erneut sehr geholfen. Ebenso wie die von meiner Lektorin Monika Thiele, die meine handelnden Figuren manchmal besser zu kennen scheint als ich selbst.
     
    Zuletzt danke ich meiner Familie, dass sie meine Lust am Schreiben zu allen Unzeiten so gelassen erträgt.
     
    Rose Gerdts-Schiffler

Informationen zum Buch
    Ihre Tochter ist tot. Doch sie trauern nur um ihre Ehre.
    An dem U-Boot -Bunker in Bremen wird ein türkisches Mädchen tot aufgefunden. Ein heikler Fall. Denn vor zehn Jahren wurde hier bereits ein ähnlicher Mord begangen. Damals war das Opfer eine junge Kurdin, die sich in den falschen Mann verliebt hatte. Sollte auch diesmal auf blutige Weise die Familienehre gerettet werden?
    Wie sich herausstellt, war die ermordete Nilgün von einem deutschen Mitschüler schwanger. Eine Schande! Die Familie mauert und verschließt sich der Polizei. Nur die iranisch-deutsche Kommissarin Navideh Petersen findet einen Zugang zu den in Verbitterung erstarrten Angehörigen.
    Doch auch sie ahnt nicht, dass ein weiteres Menschenleben in Gefahr ist.
     
    «Packend und bewegend – ‹Ehrenhüter› lässt einen nicht mehr los.» . (Radio Bremen)
     
    «Eine mitreißende Geschichte. Spannend erzählt und mit Witz an den richtigen Stellen.» . (Financial Times Deutschland)

Informationen zur Autorin
    Rose Gerdts-Schiffler, 1960 geboren, ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet seit über 20   Jahren für den Weser-Kurier in Bremen als Polizei- und Gerichtsreporterin. Regelmäßig begleitet die Journalistin große Schwurgerichtsprozesse. Einer ihrer Schwerpunkte sind Kriminalitätsphänomene und deren Ursachen. Rose Gerdts-Schiffler ist verheiratet und Mutter zweier Söhne. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie in Bremen.
     
    Weitere Veröffentlichung:
    Schattenschmerz

Impressum
    Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, November 2012
    Copyright © 2009 by Schünemann Verlag, Bremen
    Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
    Umschlaggestaltung