Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Ort werde Mürlenbach sein, und das Ziel Straubings Haus. Und sie sollten sich bloß unsichtbar machen.
Wir warteten, und die Zeit tropfte so langsam vom Himmel, als hätte sie in der Eifel eine Pause eingelegt.
»Was ist denn, wenn Slavic entscheidet, dass er auf das Treffen verzichten will?«, fragte ich nach einer Weile.
»Die beiden sind Fanatiker, Slavic und Straubing«, murmelte Emma. »Sie verzichten nicht, sie verzichten niemals, wenn sie an sich glauben.«
Es dauerte lang. Wir sprachen nicht mehr viel miteinander, Emma und ich, die Anspannung war erdrückend.
Mein Handy meldete sich, und es war mein Bullenversteher Joseph Driesen, der frohgemut und ohne jede Einleitung verkündete: »Also, Herr Baumeister, ich habe die Kollegen oben in Holstein nach ihren Versuchen mit Bullen und Samenschöpfung gefragt. Und die sagen einwandfrei, dass ihre Bullen besser aufspringen, wenn da ein Stück Fell von der Kuh zu sehen ist. Wenn sie das Stück Fell wegnehmen, ist er nicht mehr so wild, und es dauert auch länger. Das wollte ich Ihnen nur mal sagen. Weil Sie doch gesagt haben, es ist vollkommen wurscht, der Bulle springt auch auf Zaunlatten.«
Welcher Weltengeist hatte dem Mann eingeflüstert, sich genau in diesem Moment bei mir zu melden? Ich atmete einmal tief durch und dachte daran, dass es da draußen ja noch eine andere Welt gab als die, in der wir hier saßen, als die, in der sich miese Halunken gegenseitig abknallen wollten. Da draußen war eine Welt, in der kernige Eifel-Bullen auf Zaunlatten sprangen – ob mit oder ohne Kuhfell. »Ich kann im Moment schlecht sprechen. Geht das auch morgen? Ich danke Ihnen sehr, Herr Driesen. Morgen dann in Ruhe über Ihren Hannibal und seinen Samen.« Ich beendete das Gespräch.
Emma sah mich halb entgeistert an: »Was ist das für eine Sache mit dem Samen von Hannibal?«
Ich kam nicht zu einer Antwort, denn wir hörten Motorengeräusche. Zuerst kam ein Audi sehr schnell die schmale Spur entlang. Er fuhr eine winzige S-Kurve vor dem weißen, hohen Metalltor. Dann stand er. Es kamen zwei schwere BMW, die neben den Audi zogen. Die Männer blieben sitzen, die Autotüren bewegten sich nicht.
»Die Fernbedienung für das Tor hat nur Straubing«, stellte Emma fest. »Und wenn er klug ist, greift er nicht danach.« Sie stieg aus, ging durch die Bäume davon und auf die Autos unter uns zu.
Timo war plötzlich neben mir.
»Die ist verdammt scharf«, sagte er bewundernd. »Die legt einen einsamen Tango hin. Schau einer an!«
»Das ist ein kompletter Scheiß, das kann sie nicht machen«, sagte ich, stieg aus und folgte Emma.
»Hey«, sagte Timo hinter mir. »Du hast ja nicht mal ein Taschenmesser, Mann. Bleib hier.«
Aus einem der Audis stieg eine kugelrunde Gestalt. Ich hatte ihn auf Rodenstocks Fotos gesehen und erkannte ihn jetzt sofort: Slavic, genannt Mirkoboy. Er wirkte etwas befremdlich, so als wäre der Zauberer Merlin im Laufe der Jahrhunderte entschieden zu fett geworden für seine Rolle.
Er bedeutete seinen Männern, in den Autos sitzen zu bleiben, und ging zu der Gegensprechanlage hinüber.
»Herr Slavic!«, rief Emma. Ich war mit schnellen Schritten an ihrer Seite.
Mirkoboy hielt kurz inne, dann gab er seinen Leuten wieder ein Zeichen, eine Beschwichtigung, sie sollten ruhig sitzen bleiben. Alles klar, Mirkoboy hat die Sache im Griff.
»Sie wollen zu Herrn Straubing?«, fragte Emma.
Seine Stimme war unangenehm hoch, eine unechte Fistelstimme, die nicht zu seiner Körperfülle passte. »Ich kenne Sie, Herr Baumeister«, dabei zeigte er auf mich, »Sie sind ein neugieriger Mann. Aber wie ich sehe, machen Sie genauso Fehler, wie so manche andere auch. Eifeler … Das muss an der Gegend liegen.« Er kicherte.
Meine Stimme war fest, ich war mir sehr sicher in diesem Moment. »Horst Walbusch und Gaby Schirmer. Und dann auch Samba, der Bote des schwarzen Geldes. Sie hatten etwas herausgefunden, das Ihnen gefährlich werden konnte.«
»Nein, nein, Straubing war das. Er hat die Rechner der beiden gefilzt. Ja, so etwas kann er. Nur daraus die richtigen Schlüsse ziehen, das kann er nicht.« Und wie aus dem Nichts, begann er zu schreien: »Dieser Versager! Die zwei mussten weg, das war doch klar! Und jetzt muss der Versager weg. Straubing ist eine Gefahr geworden!«
In diesem Moment kamen die Leute vom SEK in ihrem schnellen Touareg, sie fielen fast aus dem Fahrzeug, irgendjemand bellte ununterbrochen helle, klirrende Befehle. Sie glitten mit sehr schnellen
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