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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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oder sonstwas. Anfänger können gleich ein Zelt mitbringen. Die sechzehn hat's in sich, Mann. Da fällt mir auf, wo sind denn deren... wo sind die Schlägertaschen? Ich meine... Die haben doch Golf gespielt. Moment mal, da hinten, da hinten am Abschlag...«
    »Fahr hin, aber rühr nichts an«, sagte ich. Ich ging fünf Meter zurück und fotografierte die Szene. »Scheiß Liebe«, murmelte ich.
    Ich sah, wie Erwin zum Abschlagplatz fuhr, dann drehte und sofort wieder zurückkam. »Beide Taschen sind da, beide am Abschlag. Ein Schläger liegt daneben. Damenschläger. Wo ist denn...?« Er schaltete den Motor aus und näherte sich dem toten Mann. Dann sah er zum Abschlagplatz und ging los. Nach zehn Schritten rief er: »Hier ist das Eisen. Er hat es hier hingelegt. Warum hat er es da liegenlassen?«
    »Weil er getroffen wurde, weil er es dabei verlor. Dann ging er noch ein paar Schritte, dann war es aus.«
    Erwin kratzte sich am Kopf. »Kann sein, kann sein. Ich rufe jetzt den Geschäftsführer an. Der wird mich fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.«
    »Wird er nicht«, beruhigte ich. »Er wird dir sagen, du hättest schnell und umsichtig gehandelt. Und erst dann wird er aus dem Bett fallen.«
    »Na ja«, murmelte er pessimistisch.
    Ich hörte, wie er die Nummer eintippte, ich hörte, wie er betulich sagte: »Also Chef, ich weiß, es ist ja ein bißchen früh am Tag, aber ich meine mal, Sie müßten was davon wissen...«
    Er redete noch eine Weile weiter, klappte dann das Gerät zu und erklärte grinsend: »Er hat gesagt, ich hätte schnell und umsichtig gehandelt. Und ich habe ihm nicht gesagt, daß du hier bist.«
    »Also gestern abend«, überlegte ich. »Sonntag abend. Gibt es hier eine Regel, bis wann gespielt wird?«
    Erwin schüttelte den Kopf. »Keine Regel. Solange das Licht noch gut ist, also bis in die Puppen. Zeigst du mir die Fotos mal? Ich meine, auch die unterm Rock? Mich würde das interessieren.«
    »Na sicher, wenn dein Vater es erlaubt.«
    »Ich bin fuffzich«, grinste er.
    »Trotzdem«, murmelte ich. »Können in diesem Club zwei Leute eine Liebesbeziehung haben, von der niemand weiß?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich«, sagte er entschieden. »Was war das für ein Kaliber?«
    »Zimmerflak. Mindestens neun Millimeter.« Ich stopfte mir die Jahrespfeife von Butz-Choquin, Erwin zündete sich eine Zigarette an.
    So standen wir da in geziemendem Abstand von den beiden Toten, schwatzten miteinander und bemühten uns, nicht dauernd hinzusehen.
    »Kannste mal sehen, was so ein Golfclub alles mit sich bringt«, seufzte er. »Wo hat wohl der Schütze gestanden?«
    »Hinter den Weißtannen da vorn. War ziemlich einfach.«
    Er spitzte die Lippen. »Eigentlich ist es nicht so einfach«, widersprach er. »Du mußt den Platz verdammt gut kennen, du mußt wissen, daß die beiden auf dem Platz sind, du mußt ungefähr wissen, wann sie hier ankommen.«
    »Wie komme ich denn hinter die Tannen da vorne, wenn ich den Golfplatz nicht betreten will?«
    »Das ist einfach. Du kannst in Wiesbaum in den Wald fahren, drei Kilometer durch den Wald. Dasselbe aus Richtung Hillesheim. Wenn du ganz raffiniert bist, kannst du schon zwischen Birgel und Hillesheim nach links in die Wälder abbiegen. Dann hast du gut sechs, sieben Kilometer Waldwege. Da ist kein Mensch. Aber dann mußt du wirklich raffiniert sein.«
    »Der hier war raffiniert, der war garantiert sehr raffiniert.«
    »Irgendwann werden die doch alle erwischt«, meinte Erwin hoffnungslos naiv.
    »Es kommt darauf an, wie gut du dich vorbereitest«, sagte ich weise. »Sieh an, da kommen die Ordnungshüter.«
    Zuerst sah man nur ihre Uniformmützen. Sie umrundeten den Hügel und näherten sich schnell. Sie nickten und sagten im Chor: »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen. Da liegen die beiden«, grüßte ich.
    »Waren Sie dran?« fragte der Ältere.
    »Nicht richtig. Wir mußten feststellen, ob sie tot sind oder nicht.«
    »Das ist richtig. Haben wir Ihre Angaben zur Person?«
    »Können Sie haben«, sagte ich.
    »Und Sie dürfen den Platz hier nicht verlassen, bis die Kommission eintrifft.«
    »Wann kommt die denn?« fragte Erwin. »Ich muß die Kühe melken.«
    »Das wissen wir nicht. Sie müssen hierbleiben.«
    An diesem Punkt ist Erwin sein Leben lang pingelig gewesen. Er warf den Kopf hoch und röhrte: »Nä, geht nicht. Melken ist melken. Ihr könnt euch Zeit lassen, aber ich nicht. Ich muß melken und dann wieder hier auf den Platz.«
    Sie

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