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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Berlin beziehen zu können. Nein, es sei ihr unvorstellbar, dass irgendein Mensch hingehen konnte und ihren Mann mit sechs Kugeln aus einer 44er-Winchester erschoss. Sie kenne auch niemanden, der ein solches Gewehr besitzen würde, und ihr Mann habe trotz seiner Kontakte zur Bundeswehr bekanntlich nie und nimmer eine Waffe in die Hand genommen.
    Dann stand dort noch etwas: Inzwischen ist klar, dass der Mörder alle Schüsse aus einer Entfernung von zwölf bis zwanzig Metern auf den durch das Wasser rennenden Bundestagsabgeordneten abgegeben hat. Und es gilt in Kreisen der Sonderkommission als sicher, dass der Mörder seinem Opfer in der Rur folgte und nicht etwa auf einer der beiden Brücken stand, wie anfänglich angenommen wurde. Kriminaloberrat Kischkewitz, der aus Wittlich hinzugezogene Leiter der Sonderkommission, antwortete auf die Frage, ob der Tod von Jakob Driesch etwas mit dessen politischer Tätigkeit zu tun haben könnte: »Das scheint mir nicht wahrscheinlich. Driesch war nicht mit Geheimdingen beschäftigt, er war Spezialist für Landwirtschaft, Windenergie und hatte am Rande mit den in der Eifel stationierten Bundeswehreinheiten zu tun. Im Hochsicherheitsbereich war der Abgeordnete nicht zu Hause, so dass ein Motiv im Rahmen seiner Tätigkeit nicht erkennbar ist. Allerdings geben wir zu, dass wir bisher überhaupt kein Motiv erkennen können. Daher bitten wir alle Monschauer und Touristen, die in der Nacht von Sonntag auf Montag in Monschau waren und irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt haben, sich bei der Sonderkommission zu melden. Bis jetzt – auch das wollen wir zugestehen – konnten wir merkwürdigerweise noch keinen Menschen ausfindig machen, der Driesch am Sonntagabend vor seinem Tod in Monschau gesehen hat. Auch seinen Wagen, einen Mercedes, schwarz, Typ E 290, haben wir noch nicht finden können. Und wir haben bis jetzt keine Vorstellung davon, wie der Abgeordnete in den Fluss gelangt ist. Es erscheint unwahrscheinlich, dass er durch irgendeinen Keller in den Flusslauf stieg, denn gewöhnlich sind diese Zugänge mit fest verschlossenen Türen versehen oder sogar vermauert. Die nächste Möglichkeit über eine normale Uferbefestigung in das Flussbett zu gelangen, befindet sich weit oberhalb der Stadt, was bedeutet, dass Driesch noch mehr als tausend Meter im Wasser gelaufen sein muss, ehe sein Mörder ihn erschoss. Alle sechs Kugeln, das ist inzwischen sicher, stammen aus derselben Waffe, einer klassischen 44er-Winchester. Die Waffe ist nirgendwo registriert. Wir wissen allerdings, dass sie ein hochbegehrtes Sammlerstück ist und auf dem schwarzen Markt, vor allem im benachbarten Belgien, angeboten wird. Wir bitten dringend um Hilfe. Die Sonderkommission ist im Aukloster zu erreichen. Selbstverständlich behandeln wir sämtliche Hinweise auf Wunsch streng vertraulich.«
    Ein fett gedruckter Kasten ergänzte den Artikel, in dem es hieß, die Belohnung sei auf fünfhunderttausend Mark festgesetzt worden.
    Ich fasste einen Entschluss: Ich würde Wilma Bruns nicht anrufen, auch Anna nicht und schon gar nicht Kischkewitz, den ich von einer anderen Geschichte her kannte, oder irgendwen sonst bei der Sonderkommission. Der Fall war zu weit entfernt, nicht mein Bier, ich hatte etwas anderes vor, sicher gab es Journalisten, die Driesch besser gekannt hatten als ich, vielleicht hatten sie den Täter auch schon, vielleicht war alles längst gelaufen ... Nein, ich wollte nicht einsteigen. Dazu war es aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso viel zu spät.
    Da schrillte mein Handy, Emma rief nach mir: »Hör mal, ich bin in Frankfurt, gerade gelandet aus New York. Ich kann Rodenstock nicht erreichen. Ist er bei dir?«
    »Nein. Ich hocke allein in meinem Garten, kein Rodenstock.«
    »Dann wird er bald auftauchen. Gestern hat er angedeutet, er wolle bei dir einfallen. Ich begebe mich jetzt nach s'Hertogenbosch und komme wahrscheinlich morgen zu euch. Wieso hat er sich bei dir nicht gemeldet?«
    »Das weiß ich doch nicht. Wie war es beim FBI?«
    »Wie üblich. Sie bringen einem die neuesten Tricks der international arbeitenden Terroristen bei, kriegen die aber selbst nicht zu fassen. Das nennt man Fortbildung.« Sie lachte schallend. »Aber ich habe meine Tante Souza besuchen können. Und das war wirklich gut. Wie weit seid ihr denn in der Sache?«
    »In welcher Sache, bitte schön?«
    »Na ja, mit diesem erschossenen Bundestagsabgeordneten. Wie hieß der doch gleich?«
    »Jakob Driesch. Ich kümmere mich nicht

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