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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Monschau immer ein geschicktes Spiel. Er fuhr auf irgendeinen Parkplatz, auf dem sie schon wartete. Dann stieg er um in ihren Wagen und sie fuhr an diesem Haus vorbei. Er sprang hinaus, hatte meistens einen Mantel an, den Kragen hoch, eine Sonnenbrille, schloss auf und war verschwunden. Ich habe das oft genug verfolgt.«
    »Etwas will mir nicht in den Kopf«, polterte Kischkewitz los. »Ist den beiden denn nie aufgefallen, dass sie verfolgt wurden?«
    »Nein. Sie hielten ihr Spiel für absolut undurchschaubar und waren sich sehr sicher. Und mir traute man derartige Verfolgungen überhaupt nicht zu, ich kam gar nicht in Frage. Ich beschloss jedenfalls, ihn zu töten. Nicht sie, ihn.«
    Sie ließ in der Stille die Finger ihrer rechten Hand auf die Tischplatte klacken.
    »Ich kam an die Tür, die zum Laufenbach führt. Annette öffnete mir, Jakob verschwand gerade durch den Hauseingang. Ich bin hinter ihm hergelaufen. Ich habe geschossen, aber nicht getroffen. Dann habe ich gewartet. Ich wusste genau, er würde zu Annette zurückkehren. Und er kehrte zurück. Ich sah ihn im Fluss. Ich sah ihn etwas zu spät, aber immerhin war ich nahe genug, ihn zu treffen.«
    Sie atmete ganz laut aus. »Sie werden fragen, ob es mir Leid tut. Nein, tut es nicht.«
    »Aber Annette muss Sie doch erkannt haben«, sagte Rodenstock. In seiner Stimme war Verblüffung.
    »Konnte sie nicht. Ich trug ein Kopftuch, ganz eng um mein Haar, und eine dick wattierte Winterweste mit hochgeschlagenem Kragen. Sie konnte mich nicht erkennen.«
    »Aber wieso, um Gottes willen, ist Annette denn nach dieser furchtbaren Nacht nicht sofort zur Polizei gelaufen oder hat wenigstens ihren Vater alarmiert?«, fragte Kischkewitz aggressiv.
    »Ich habe sie angerufen, gleich als ich zu Hause war. Frühmorgens. Ich wusste, sie würde geschockt sein. Und ich hasste sie, ich hasste sie von ganzem Herzen. Ich habe ihr gesagt: Du kleines widerliches Balg hast meinen Mann zerstört, mich zerstört, meine Kinder zerstört. Jetzt werde ich dich zerstören.« Anna kniff die Lippen zusammen. »Das hätte ich auch getan, ganz bestimmt. Aber Bastian hat es mir abgenommen, das arme Schwein.«
    »Kommen wir jetzt, bitte, zu Wilma Bruns.« Rodenstocks Stimme klang munter, als ginge es darum, ein Dessert zu beschreiben. Dabei kam er jetzt erst zum eigentlichen Kern der Geschichte, denn der Tod der Wilma Bruns war nach wie vor rätselhaft. »War das geplant? Ich meine, haben Sie Punkt für Punkt im Voraus bedacht?«
    »Ja und nein. Sie rief mich in der Nacht an. Mir war sofort klar, dass sie betrunken war, ihre Sprache klang so nuschelig. Sie kicherte, sie war so ... so schrill. Sie war einfach Wilma. Da war etwas in ihrer Stimme. Sie hatte eine Stimme, als hätte sie einen Millionengewinn im Lotto gemacht ... irgendwie abartig. Sie sagte: Dieser Scheißmännerhaufen überlegt rum, wer aus dem Lager der Windkraftgegner deinen Jakob umgelegt hat. Arschlöcher, die sie sind. Du warst es, Frau, du warst es! Tatsächlich, das überlegte ich später, hätte man eigentlich schnell auf die Idee kommen können, dass nur ich es getan haben konnte, nicht wahr?«
    Sie genoss ihren Auftritt, sie genoss ihn sehr. Sie betrachtete uns alle langsam und gelassen nach dem Motto: Ihr Idioten habt nicht zwei und zwei zusammenzählen können!
    »Ich kann mir Ihre Verwirrung, meine Damen und Herren, sehr gut vorstellen. Sie finden eine Tote im Moor, in ihrem Oberschenkel einen Einstich von einer Injektionsnadel. Sie überlegen, wie diese bewusstlose Tote in das Moor geraten konnte. Sie finden heraus, dass der Täter wahrscheinlich einen Strick benutzt hat, aber Sie wissen nicht genau, wie er die Leiche in das Moor bekommen hat. O ja, ich habe mit einiger Erheiterung die Berichte in den Tageszeitungen gelesen.« Ihre Stimme war jetzt der reine Triumph. »Ich kenne die Stelle im Moor sehr gut. Ich war oft mit... mit meinem Mann da. Es war so, dass ich Wilma unterbrochen habe. Sie beschimpfte mich am Telefon, sie hätte liebend gern mit meinem Mann geschlafen und wie ich ihn so brutal töten konnte. Ich stritt es nicht ab. Ich sagte: Wilma, ich muss mit dir darüber reden. Ich wusste genau, dass sie nicht widerstehen konnte. Wir trafen uns mitten in der Nacht in Rott. Es war durch Zufall Rott, weil dort eine alte Schulfreundin von mir wohnt. Wilma stieg in meinen Wagen um und ich fuhr los.« Anna strich sich über das Gesicht. »Ja, einiges war geplant, anderes nicht. Ich habe immer eine gut gefüllte

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