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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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darum und von Rodenstock habe ich seit Tagen kein Sterbenswort gehört. Was soll das?«
    Sie machte eine Pause, ich hörte nur ihren Atem. »Er arbeitet aber dran, das hat er mir erzählt, er hat sogar einen Auftrag.«
    »Er hat was?«
    »Den Auftrag, diese Sache zu untersuchen. Für den Bundesnachrichtendienst. Das nennt man ›Operation Splittings Rodenstock soll ganz gemütlich das Umfeld des Toten auseinander nehmen und sehen, was dabei herauskommt. Er wird sogar dafür bezahlt.« Sie lachte wieder. »Ich muss weiter, mein Lieber. Ich melde mich. Und hilf ihm, bitte, er war so aufgeregt wie ein Pennäler.« Es klickte.
    »Ja, ja«, murmelte ich in die Hitze. Wieso hatte sich der Dickkopf nicht bei mir gemeldet? Wollte er einen Alleingang? Oder hatte der BND ihm angeraten, allein zu arbeiten? Wie auch immer, mein alter Freund Rodenstock steckte bis zum Hals in dem Fall und bald würde es mir wahrscheinlich genauso gehen. Ganz gemütlich das Umfeld von Driesch auseinander nehmen?! Ha, Rodenstock konnte alles, gemütlich sein konnte er nicht.
    Ich stiefelte wieder ins Haus und suchte die Telefonnummer von Wilma Bruns aus der Kartei.
    Sie war daheim, sie klang hohl. »Ihre Abgeordnete der Grünen im Landtag Wilma Bruns hier. Guten Tag.«
    »Siggi Baumeister. Wie geht es dir?«
    »Schlecht.« Ihre Stimme klang nach Reval und zu viel Schnaps.
    »Haben sie dich schon auseinander genommen?«
    »Und wie! Und schlecht wieder zusammengesetzt. Die Kripo, der Verfassungsschutz, der MAD, wirklich alle. Sag bloß nicht, du willst ein Interview!«
    »Will ich nicht.«
    »Kriegst du auch nicht. Ich hocke hier im Wohnzimmer und habe Omas alten Unterrock an.«
    Das schien etwas zu bedeuten, ich wusste aber nicht was. »Was soll das?«
    »Den ziehe ich immer an, wenn es mir dreckig geht, wenn ich zu viel rauche, zu viel Weißwein saufe und nicht weiterweiß.«
    »Würdest du trotzdem mit mir reden? Nur reden? Nichts für die Öffentlichkeit.«
    »Keine Zeitung, die morgen mit dem Scheiß erscheint?«
    »Wilma!«
    »Ja, ja schon gut. Komm halt her, aber lass deinen Kugelschreiber zu Hause.« Sie brach das Gespräch ab.
    Ich versuchte, Rodenstock über sein Handy zu erreichen, aber auch mir gelang es nicht. Also stopfte ich mir ein paar Pfeifen in die Weste, dazu den Tabaksbeutel, und machte mich auf den Weg. Ich fuhr in einem schnellen Tempo über Dockweiler Richtung Daun, in Pelm hinauf zur Kasselburg, ein kurzes Stück auf der Straße nach Hillesheim, dann links an der Bahnlinie entlang, quer zur Strecke Hillesheim – Jünkerath. Ich war in Eile, achtete nicht auf Geschwindigkeitshinweise, fuhr einfach drauflos, wie man das tut, wenn man aufgeregt und etwas verquer ist. Als ich in Jünkerath durch den Kreisverkehr rauschte und meine Reifen quietschten, weil ich den Wagen zu hart nach links zog, wurde mir plötzlich bewusst: Was rase ich so? Was bringt das? Macht das Driesch wieder lebendig?
    Ich fuhr rechts ran, stopfte mir erst einmal die dänische Pfanne von Stanwell und rauchte ein paar Züge bei offenem Fenster. Dann ließ ich es sanfter angehen. Von der schmalen Straße aus, über die man nach links zum Stausee fährt, um zu dem Restaurant zu kommen, das so schöne indische Gerichte im Tandoor zubereitet, geht rechter Hand ein schmaler, asphaltierter Wirtschaftsweg den Hang hinauf. Das war der Weg, der zu Wilma Bruns führte, zu ihrem großelterlichen Haus, einem eindrucksvollen alten Trierer Einhaus, das sie schon seit Jahren selbst restaurierte. Sie werkelte wirklich selbst, sie mauerte, legte die elektrischen Leitungen, lernte, wie ein Installateur arbeitet, lernte, das Dach zu decken, und sie lernte, eine Heizung einzubauen. Und in den Zwischenzeiten opferte sie sich für die Grünen auf, die ihr selten dankten, sie wüst beschimpften, wenn etwas danebenging, und sich gebärdeten wie Kinder, die es ganz grässlich finden, wenn Mama etwas tut, was sie nicht auf Anhieb verstehen. Und immer wenn es wieder so weit gekommen war, griff sich Wilma in ihrer Verzweiflung einen Kerl – und sie griff todsicher immer den falschen, immer einen, der sie ausnutzte und noch weiter hinunterzog. Bis sie wach wurde, ihn wutschnaubend vom Hof jagte und die ganze Geschichte von vorne begann.
    Die Haustür stand offen. Sie hatte die gute Stube abgedunkelt, schwere Vorhänge vor die Fenster gezogen. Nur eine grüne Schreibtischlampe verbreitete ein geradezu gespenstisches Licht.
    Ich sah Wilma nicht. »Hallo?«
    Da bewegte sich etwas auf dem

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