Ein Antrag nach Mitternacht
Francesca ihre Schwester. Sie selbst konnte das nur unterstreichen.
„Erzähl mir alle Neuigkeiten“, drängte Callie sie. „Ich habe das Gefühl, als wäre ich eine Ewigkeit nicht in London gewesen. Auch wenn ich gleichzeitig davon überzeugt bin, dass unsere Hochzeitsreise wie im Flug vergangen ist.“
Francesca berichtete ihr den neuesten Klatsch. Aber als sie nach wenigen Sätzen alles erzählt hatte, was sie wusste, fügte sie etwas kleinlaut hinzu: „Ich habe nicht so viele Bälle besucht wie üblich, deshalb weiß ich gar nicht, was sich alles zugetragen hat.“
„Warst du etwa krank?“, fragte Callie besorgt.
Francesca wich dem forschenden Blick aus, weil sie fürchtete, ihre Freundin könne ihr ansehen, mit welchen Problemen sie in der letzten Zeit zu kämpfen hatte. „Nein, natürlich nicht. Ich bin nur etwas müde, weil ich mit diesem Fest so viel Arbeit hatte.“
„Es ist dir großartig gelungen.“ Callie sah sich um. „Aber das versteht sich ja von selbst. Du weißt immer, was zu tun ist, um etwas elegant aussehen zu lassen. Sinclair sprach davon, dass du das Fest für Harriet Sherbourne gibst. Kenne ich sie?“
„Nein, sie lebt auf dem Land und ist erst seit Kurzem in London. Du siehst sie dort drüben, sie redet gerade mit Oscar Coventry.“
„Ah, ja. Ein hübsches Mädchen. Wieder eine von denen, die du gesellschaftsfähig machen willst?“
„Ein wenig.“
Callie stutzte plötzlich. „Wer ist die junge Frau, die sich mit meinem Bruder unterhält?“
Francesca folgte dem Blick ihrer Freundin und entdeckte Rochford neben einer hübschen Blonden, die ihn wie gebannt ansah.
„Das ist Lady Caroline Wyatt. Sie legt dieses Jahr ihr Debüt ab. Sie ist die Tochter von Sir Averill Wyatt.“
„Sir Averill …“ Callie überlegte, dann hellte sich ihre Miene auf. „Oh, die Tochter von Lady Beatrice also?“
„Richtig. Bellinghams Enkelin.“
„Meine Güte, ich kann es kaum fassen, dass er schon so lange mit ihr redet. Normalerweise langweilen ihn junge Frauen zu Tode. Meinst du, er ist an ihr interessiert?“
„Vielleicht. Sie ist recht hübsch“, betonte Francesca. Rochford schien sich tatsächlich etwas ausführlicher mit ihr zu unterhalten. Allerdings trug sie nur wenig zum Gespräch bei, stattdessen nickte sie und lächelte dann und wann, während sie sich mit dem Fächer kühle Luft zufächelte.
Sie beobachteten weiter das Paar. Rochford redete noch immer, und Lady Caroline lächelte einmal mehr.
„Ich muss schon sagen“, bemerkte Francesca schroff, „dass sie nicht sehr gesprächig zu sein scheint. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rochford sie für besonders unterhaltsam hält.“ Kaum hatte sie ausgesprochen, fiel ihr auf, dass sie harsch geklungen hatte. Sie warf Callie einen Seitenblick zu und fragte sich, ob ihr das aufgefallen war. In einem gefälligeren Ton fuhr sie rasch fort: „Aber natürlich ist das eine Eigenschaft, die viele Männer bei einer Frau als anziehend empfinden.“
Insgeheim hoffte sie allerdings, dass Rochford keiner von diesen Männern war. Warum hatte sie diese Frau überhaupt in die engere Wahl gezogen? Sie wusste auf einmal nicht, wieso, doch plötzlich war der Gedanke für sie unerträglich, Rochford könnte sich in dieses rehäugige Mädchen verlieben.
Aber das war natürlich ein völlig verrückter Gedanke. Ihr sollte egal sein, für welche der Frauen er sich entschied. Sie hatte die Kandidatinnen ausgesucht, die ihrer Meinung nach am besten zu ihm passten, und der Sinn der Übung war doch schließlich der, dass er sich verliebte, nicht wahr? Was war also so schlimm, wenn er sich tatsächlich für ein blondes Mädchen entschied, dessen Vater er hätte sein können? Schließlich war sie selbst auch einst so jung gewesen.
„Ich glaube nicht, dass mein Bruder so denkt“, bekundete Callie, was Francesca erleichtert zur Kenntnis nahm. Aus dem Flur waren auf einmal laute Männerstimmen zu hören, und sie wandte den Blick von Rochford und Lady Caroline ab. In diesem Moment tauchte Galen Perkins auf, den ihr Butler vergeblich zurückzuhalten versuchte.
„Oh, nein.“ Ihr Magen verkrampfte sich. Wollte Perkins nun auch noch das Fest ruinieren? Sie konnte sich nur allzu lebhaft vorstellen, wie er grinsend allen Anwesenden verkündete, dass sie sich in seinem Haus aufhielten, nicht in ihrem. „Entschuldige mich kurz“, sagte sie leise zu Callie, stand auf und ging zur offenen Tür.
„Ah, Lady Haughston.“ Perkins lächelte sie
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