Ein Antrag nach Mitternacht
zu rufen – was sie natürlich erneut kichern ließ, ehe sie wieder die Flucht ergriff.
Ihre Mutter Constance, der man die zweite Schwangerschaft noch kaum ansah, saß unterdessen neben Irene auf dem Sofa und unterhielt sich mit ihr. Ein einjähriger Junge mit einem goldenen Lockenschopf stand vor Irene und hatte sich in ihren Rock gekrallt, damit er nicht den Halt verlor, während er Ivy und Dominic beobachtete und von Zeit zu Zeit seine Begeisterung über die Verfolgungsjagd lautstark kundtat.
Die beiden Frauen hatten sich erst letztes Jahr an Weihnachten in Redfields kennengelernt, als alle Familien dort und in Dancy Park für die Feiertage zusammengekommen waren. Sie hatten sich schnell angefreundet und diese Freundschaft durch eine intensive Korrespondenz vertieft. Aber selbst in einem Brief konnte man nicht alles berücksichtigen, was sich zugetragen hatte, und so gab es noch einige Neuigkeiten auszutauschen.
Vieles davon würde natürlich noch einmal erzählt werden müssen, sobald Callie zu ihnen zurückkehrte. Sie hielt sich momentan in ihrem Schlafzimmer auf, um ihren fünf Monate alten Sohn Grayson zu stillen. Brom und Gideon hatten sich in die Bibliothek im Erdgeschoss zurückgezogen, wo sie zweifellos in eine ihrer zahlreichen geschäftlichen Diskussionen vertieft waren, mit denen sie Stunden zubringen konnten. Würde nicht eine der Ehefrauen den beiden zeitig Bescheid sagen, dann würden sie die Taufe mit Sicherheit versäumen.
„Bald ist es so weit“, sagte Constance zu Dominic. „Es wird wohl am besten sein, wenn das Kindermädchen Ivy für ihren Mittagsschlaf ins Bett bringt.“ Dabei verkniff sie sich die Bemerkung, dass diese Aufgabe heute wohl schwieriger sein dürfte als üblich, da Dom ihre Tochter mit seiner Verfolgungsjagd so aufgeregt hatte, dass sie nur mit Mühe einschlafen würde.
„Ich weiß, ich weiß. Und ich muss mich auch noch umziehen.“ Francescas Bruder stand auf, schnappte sich seine Tochter und wirbelte sie durch die Luft, dann gab er ihr einen schmatzenden Kuss auf den Bauch und übergab sie schließlich dem geduldig wartenden Kindermädchen. „Ein Mann wird schließlich nicht jeden Tag Patenonkel.“
Irene übergab Philip seinem Kindermädchen, nachdem sie ihr Gesicht an seinen süßlich duftenden Hals gedrückt hatte. Danach hakte sie sich bei Constance unter, und gemeinsam mit Dominic schlenderten sie aus dem Zimmer.
„Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal lieben werde, Mutter zu sein“, sagte Irene. „Und jetzt ertrage ich es kaum, von meinem Sohn getrennt zu sein. Er kann schon fast gehen, und es kommt mir vor, als würde sein Leben an mir vorbeieilen.“
Constance nickte verständnisvoll. „Ich weiß. Ich habe das Gefühl, dass es erst gestern war, als Ivy noch so groß wie Grayson war.“ Sie seufzte leise. „Das arme Kind. Ich weiß nicht, was aus ihr werden soll, wenn sie so aufwächst, also umgeben von so vielen Jungen. Vermutlich wird sie ein richtiger Wildfang werden – oder sie wird merken, wie leicht sie ihre Spielgefährten um den Finger wickeln kann.“
„Ich bin davon überzeugt“, meinte Irene lachend, „dass sie so ruhig und so reizend werden wird wie ihre Mutter.“
Die drei blieben stehen und warfen einen Blick in das Zimmer, in dem Matthew weiterhin schlief. Seine Eltern standen am Fußende des Betts und betrachteten voller Liebe ihren Sohn.
Draußen im Flur sahen sich die drei Frauen an, tauschten ein wissendes Lächeln aus und gingen schließlich weiter.
Francesca hakte sich bei Sinclair ein und ließ den Kopf gegen seinen Arm sinken, während sie glücklich seufzte. „Ich kann es noch immer nicht fassen. Jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, kommt es mir wie ein Wunder vor.“
Der Duke beugte sich zur Seite und gab seiner Frau einen Kuss auf ihr blondes Haar. „Es ist ein Wunder.“
„Ja“, stimmte sie ihm lächelnd zu. „Und vielleicht werden weitere folgen.“
Rochford unterdrückte ein Aufstöhnen. „Hoffentlich nicht so bald.“
Francescas Schwangerschaft hatte für ihn bedeutet, neun Monate lang in Sorge um sie zu sein. Sosehr er seinen Sohn auch liebte, wollte er diese Erfahrung so schnell nicht wiederholen. Er legte einen Arm um sie und drückte sie an sich. „Bist du glücklich?“, fragte er.
„Über alle Maßen“, bestätigte sie. „Ich hätte nie gedacht, noch einmal schwanger zu werden, und nun habe ich einen so gesunden und wunderbaren Sohn.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um
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