Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
K9-Hundeschule . Das ist nämlich so: Die Leute ziehen hier nach Reedby, und nach ein paar Monaten lieben sie es, spazieren zu gehen oder – um ehrlich zu sein – einen Welpen durch das Dorf zu zerren.« Sie gluckst und kommt näher. »Mein drittes Standbein ist im Augenblick noch geheim. Aber unter uns gesagt« – jetzt flüstert sie – »arbeite ich gerade an einem Buch über Hundeerziehung.«
»Das ist wirklich beeindruckend«, erwidere ich. »Ich wollte immer schon ein eigenes Unternehmen gründen. Aber ich habe keine Ahnung, was ich anbieten sollte.«
»Wo ist eigentlich die Gästetoilette?«, erkundigt sich Heather und wechselt schnell das Thema, als Kurt auf uns zukommt. »Ich muss zwar noch nicht, aber wenn es mal dringend ist, will man schließlich nicht noch lange suchen müssen, nicht wahr?«
Mit der Hand deute ich auf das Gästebad.
»Sie brauchen Holzscheite für den Ofen«, erklärt Kurt. »Ich werde Adi die Telefonnummer des Holzhändlers geben.« Warum kann er sie eigentlich nicht mir geben?
Kurt Weatherall flüchtet sich vor seiner Frau in den Wintergarten, und ich folge ihm. Er macht es sich im Rattan-Schaukelstuhl bequem.
»Sie sehen fabelhaft aus. Ihr Kleid ist wirklich einzigartig!«, lobt er und streicht über die Blätter meiner Monstera. Ich lächele. Ich falle doch immer wieder darauf hinein! Sobald man die dreißig erreicht hat, ist man für jedes Kompliment dankbar. Aber nicht, dass Sie jetzt glauben, ich sei schon weit über die dreißig hinaus!
»Es ist von Hand koloriert, Wasserfarbe auf Seide«, antworte ich ihm, doch er hört mir gar nicht zu. Er starrt auf meinen Ausschnitt. Die Stäbchen des Korsetts graben sich in meine Rippen, wenn ich mich nach vorn beuge.
»Alles ist aufeinander abgestimmt. Ihr Kleid und diese Obstschale. So reif.«
»Haarscharf beobachtet«, erwidere ich mit meiner Lehrerstimme. Na ja – ich bin Privatdozentin, was dem ja recht nahekommt. Mein Blick fällt auf die Obstschale, die gleich neben ihm steht. Fassen Sie bloß nichts davon an, würde ich am liebsten schreien. Ich habe keine Zeit, ihm lang und breit zu erklären, dass ich die Ananas am nächsten Morgen noch brauche. Denn es könnte garantiert schwierig werden, an einem Sonntagmorgen im Februar in Reedby eine weitere Ananas zu finden. Sie ist Teil meiner Stillleben-Kollektion und damit ein Arbeitswerkzeug. Morgen früh muss ich nämlich noch ein letztes Design für die Tropicana-Kollektion fertigstellen. Schnell räume ich die Obstschale beiseite und stelle stattdessen eine Schüssel mit Chips hin. Aber nicht irgendwelche Chips: Ich habe teure Bio-Chips aus verschiedenen frittierten Wurzelgemüsen gekauft. Kurts Hand wandert in die Schüssel, doch sofort zieht er sie wieder zurück. Ob ich mit den Chips wohl die richtige Wahl getroffen habe? Ich bin beim Kauf sehr darauf bedacht gewesen, den richtigen Eindruck zu vermitteln. Vielleicht hätte ich aber auch einfach nur schnöde Erdnussflips hinstellen sollen.
»Beinahe hätte ich Ihr Potpourri gegessen«, lacht Kurt. »Heather hat auch so eine Schüssel im Schlafzimmer stehen. Es hat irgendwas damit zu tun, positive Schwingungen zu erzeugen.«
Ich schaudere und frage mich, wohin diese Unterhaltung wohl führen wird.
»Aber das Zeug hier duftet gar nicht. Es könnte einen Spritzer Parfüm vertragen.«
Ich kaue auf ein paar Rote-Beete-Chips herum und merke, wie kühl es im Wintergarten ist. Jeder halbwegs vernünftige Mensch würde jetzt einen Pullover überziehen, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz, mein Outfit zu ruinieren. Ich bin keinen Deut besser als diese Bauchfrei-Girlies, meine Kunstschülerinnen im Teenageralter, die das ganze Jahr über bauchfrei herumlaufen und ihren Bauch (dekoriert mit Tattoos und Piercings) zur Schau stellen.
Kurt erzählt vom Kleingartenverein im Dorf, dessen Vorsitzender er ist. Doch ich höre nur mit halbem Ohr zu, welche Gärtnertipps gegen Schnecken er auf Lager hat:
»… Sie können auch auf organische Art und Weise vorgehen und Kupferband auslegen oder Kaffeesatz verstreuen; Letzteres lässt die Schnecken austrocknen.«
Allmählich werde ich unruhig und greife nach meinem extragroßen Glas mit Schampus. Ohne ihm zu nahe zu kommen, werfe ich verstohlen einen Blick auf seine verchromte Armbanduhr. Ich selbst trage nie eine – Uhren bestätigen nämlich nur, dass ich immer zu spät bin. Überrascht stelle ich jetzt allerdings fest, dass es noch sehr früh ist, erst halb neun. Bitte lieber
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