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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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ihm als Kindermädchen nützlich sein.
    Henrietta war immer schon eine furchtbar schlechte Lügnerin gewesen. »Ich bin nicht zornig.« Doch sie hörte die Wut in der eigenen Stimme.
    »Meine Mutter hat alles Mögliche versucht, um meinen Vater zur Weißglut zu treiben. Ich hoffe doch sehr, dass ich mich seiner würdig erweise. Ich werde mitnichten nach deiner Pfeife tanzen, Henrietta. Falls ich dich in irgendeiner Hinsicht gekränkt haben sollte, dann möchte ich gern, dass wir über die Gründe reden.«
    »Deine Mutter wollte deinen Vater vermutlich dazu zwingen, irgendeine Reaktion zu zeigen«, vermutete Henrietta.
    »Mir kam es immer so vor, als ob sie versuchte, ihm seine Gefühle vorzuschreiben.« Darbys lange Finger spielten mit dem Stiel seines Weinglases.
    Sein Panzer ist nicht zu durchdringen, dachte Henrietta. Er empfindet nicht das Geringste für mich.
    »Ich denke, dass wir beide diese Ehe bedauern«, sagte sie und hörte selbst, wie kalt das klang. »Ich bedaure natürlich, dass ich … dass ich so unbesonnen war, diesen Brief zu schreiben. Aber ich will dir keine Szene machen, Darby. Ich werde mich nicht wie deine Mutter benehmen, das verspreche ich. Ich bin vollkommen darauf vorbereitet, dass du andere … dass du deine Interessen außerhalb des Hauses wahrnimmst.«
    Seine Augen erschienen schwarz im Schein der Kerzen. »Und was ist aus deiner angeblichen Liebe zu mir geworden? Ist sie so rasch abgetan, dass du mit Gleichmut zuschauen kannst, wie ich mir eine Geliebte nehme?«
    »Man sagt in der Hitze der Leidenschaft manches, das am Morgen nicht laut ausgesprochen werden würde. Das hast du selber gesagt.« Ihre Stimme war hart und sie spuckte die Worte voller Zorn aus.
    »Wohl wahr.« Er stellte sein Glas hin. »Soll ich die Kutsche rufen lassen? Ich nehme an, du möchtest dir noch die Nase pudern, bevor wir zum Ball fahren?«
    »Zum Ball?«
    »Natürlich. Wir haben die Einladung angenommen.«
    »Aber ich hätte gedacht, du würdest mich nicht mitnehmen wollen, da du doch …«
    »Da ich eine Geliebte finden muss? Aber deshalb, meine Liebe, brauchst du dir doch keinen Ball entgehen zu lassen.«
    Er zog sie vom Stuhl hoch, und wäre er ein anderer als Darby gewesen, so hätte Henrietta geargwöhnt, dass er aus Wut etwas ruppiger war als sonst.

43
    Tanz der Narren
    Lady Felicia Saville freute sich insgeheim. Es war ganz offensichtlich, dass sie der wichtigste Gast auf dem Ball der Herzogin von Savington war. Denn von den sieben Patroninnen von Almack’s – jenen jungen Damen, die einen Ruf begründen, aber auch vernichten konnten – war sie die Einzige, die so früh in der Saison schon in London weilte.
    Es oblag einzig und allein ihr, den Ruf einer Aspirantin zu beurteilen, die in den exklusiven Londoner Damenclub aufgenommen werden wollte. Bislang war der Abend hinsichtlich derartiger Emporkömmlinge eher enttäuschend gewesen. Lediglich eine Anfrage für die Jahreseintrittskarte von Almack’s hatte sie abweisen müssen und ihre Entscheidung hatte nicht einmal ein feinfühliges Abwägen von Vor- und Nachteilen erfordert. Eine gewisse Mrs Selina Davenport hatte sich auf eine sehr entfernte Bekannte berufen, um Zutritt zu Almack’s zu erhalten, und Lady Felicia hatte keine Sekunde überlegen müssen, bevor sie ihr die Karte verweigerte. Die Frau war im wahrsten Sinne des Wortes unbetucht und die Meinung der übrigen Patroninnen über Mrs Davenport konnte Lady Felicia leicht voraussehen. Selbst wenn sie der Davenport eine Karte gewährte, eine zweite würde sie gewiss nicht erhalten.
    In diesem Augenblick entdeckte Felicia ihren Cousin, der durch die Menge auf sie zusteuerte.
    »Bunge«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Was für eine Freude .« Das entsprach zwar keineswegs der Wahrheit, aber der Ehrenwerte Gerard Bunge hatte stets skandalöse Neuigkeiten zu erzählen und war daher allzeit ein interessanter Gesprächspartner.
    »Felicia, meine Liebe, stell dir vor, Simon Darby hat geheiratet!«
    Lässig wedelte sie mit ihrem Fächer, als wäre ihr dies längst bekannt. Tatsächlich aber brannte sie vor Neugier. Simon Darby konnte als männliches Gegenstück der sieben Patroninnen von Almack’s bezeichnet werden. Sein gutes Aussehen und sein exquisiter Geschmack hatten dazu geführt, dass seine Achtung – oder sein Desinteresse – für eine junge Dame ebenso hoch bewertet wurden wie die eines Beau Brummel. So gesehen verschaffte auch er Aspirantinnen Zugang zur guten Gesellschaft.
    »Ich

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