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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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für sich behalten zu haben. Sie musste nicht auch noch den letzten Rest an Würde aufgeben, den sie besaß.
    »Ich weiß nicht viel über Liebe. Um ehrlich zu sein, bezweifle ich sogar, dass ich irgendeinen Menschen liebe. Ich wurde nicht dazu erzogen. Aber ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich deine Gefühle für mich zu schätzen weiß. Wie … froh ich über deine Liebe bin.«
    Entzückend , dachte Henrietta. Immerhin brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, dass ihrem Mann das Herz brechen würde, wenn sie nicht mehr seine Gespielin war. Er würde sich anderswo umschauen, und sie würde diejenige sein, die nachts in einem leeren Bett liegen würde, ein Leben lang. Der düstere Brunnen in ihrem Herzen floss über und gebar Zorn.
    »Ich erwarte ein Kind«, erklärte sie ohne Umschweife.
    Darby spielte mit seinem Weinglas und schaute sie mit undurchdringlicher Miene an, als hätte er etwas Unerhörtes erwartet – jedoch nicht das.
    » Was?! «
    Sie wurde deutlicher. »Seit wir verheiratet sind, hatte ich keine Regelblutung mehr.«
    »Wir sind drei Wochen verheiratet.«
    »Morgen sind es vier Wochen. Und bei mir ist es sehr regelmäßig.«
    Eine kurze Pause entstand. Dann knurrte er: »Verflucht noch mal!«
    Dies fasste das Problem aus Henriettas Sicht gut zusammen.
    Darby stand auf, ging zur Anrichte und holte die Weinflasche. Er füllte die Gläser.
    Henriettas Hand zitterte, als sie ihr Glas entgegennahm.
    »Wo ist das Mittel, das ich dir gegeben habe?«, wollte Darby wissen. Seine Stimme klang neutral, offenbar unberührt von den Neuigkeiten, die sie ihm soeben offenbart hatte. Sein kurzer Zorn war verflogen, als hätte es ihn nie gegeben.
    »Auf dem Kaminsims in meinem Schlafzimmer.«
    Er sah sie geradeheraus an und sie entdeckte zu ihrer Überraschung tiefes Mitleid in seinen Augen. »Das tut mir leid, Henrietta. Da du Kinder so liebst, muss dies für dich schwer zu ertragen sein.«
    »Ich habe keine Wahl«, erklärte sie heftig, bemüht, sich selbst von der Notwendigkeit zu überzeugen. »Ich habe mich dem Wohlergehen von Josie und Anabel verpflichtet. Aber ist es nicht auch für dich schrecklich?«
    Darby blinzelte erstaunt. »Mir tut es für dich leid.«
    »Es ist dein Kind!«
    »Ich bin nicht …« Er brach ab. »Henrietta, ich habe nie vorgegeben, ein Familienmensch zu sein. Ich weiß aber, wie sehnlich du dir ein Kind wünschst. Warum konsultieren wir nicht einen Arzt, bevor wir eine Entscheidung treffen? Vielleicht einen Spezialisten vom Königlichen Ärztekollegium. London hat die besten Ärzte der Welt, zumindest wird das immer behauptet.«
    »Ich war schon bei etlichen Ärzten!«, fauchte sie. »Sie haben meine Hüfte begutachtet und die Köpfe geschüttelt. Sie haben gehört, dass meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist, und dann haben sie mich angeschaut mit Augen … die mein Todesurteil verkündeten!«
    Darby schob seinen Teller weg. »Dann schlage ich vor, dass wir uns betrinken und den Ball ins Aus schießen.« Die unterschwellige Botschaft zielte offensichtlich auf die kleine blaue Flasche.
    »Nein!« Henrietta spürte, wie die Verzweiflung sie überrollte. »Ich kann keine Medizin trinken, die ein Kind tötet. Ich kann es einfach nicht. Lieber würde ich sterben. Ich habe mich ein Leben lang nach diesem Kind gesehnt!«
    »Ich werde nicht …« Er brach ab und setzte von Neuem an. »Vielleicht sollten wir morgen früh in Ruhe darüber reden.«
    »Es gibt Dinge, die jetzt besprochen werden müssen.«
    Kühl blickte er sie an. Für Henrietta waren der Verlust des Kindes und die Aussicht, nie mehr mit Darby schlafen zu dürfen, untrennbar miteinander verbunden. Der Schmerz war so furchtbar, als risse ein Tiger ihr Herz in Stücke. Doch ihr Mann wirkte völlig unberührt. Wahrlich, Männer und Frauen gehörten verschiedenen Spezies an.
    »Der Schwamm leistet offenbar unzureichenden Schutz«, setzte sie von Neuem an.
    »Deine Schlussfolgerung scheint von den Gegebenheiten bestätigt zu werden.«
    »Was sollen wir denn jetzt tun?« Die Frage kam aus tiefstem Herzen.
    Er schwieg.
    »Simon, was sollen wir tun?«
    »Ich denke gerade darüber nach.« Seine Stimme klang brüsk.
    Als Gentleman mit hohen ritterlichen Ansprüchen würde Darby seiner Frau nur ungern mitteilen wollen, dass sie fortan zum Kindermädchen degradiert war.
    »Ich glaube nicht, dass uns viele Möglichkeiten bleiben«, sagte sie. Ihre Stimme war unnatürlich hoch und kalt wie Glas. »Es ist offenkundig, dass wir ab

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