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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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leicht. »Obgleich ich Ihre Gesellschaft sehr genossen habe, Bunge, muss ich mich jetzt leider verabschieden, da heute Nachmittag noch eine Verabredung auf mich wartet.«
    So ein eiskalter Mistkerl, dachte Bunge, doch er ließ sich widerspruchslos zur Tür schieben. »Werden Sie es Ihren Stiefschwestern sagen?«
    »Selbstverständlich. Ihre hochgeschätzte Tante bekommt ein Baby. Josephine wird sich vor Freude gar nicht zu fassen wissen.«
    »Weiß sie, dass das Kind sie eines Vermögens berauben wird?«
    »Ich wüsste nicht, warum Erbschaftsangelegenheiten einem kleinen Mädchen Sorgen bereiten sollten.«
    »Außerdem ist es ja noch nicht gewiss. Lady Rawlings könnte auch ein Mädchen zur Welt bringen.«
    »Das wäre unter den gegebenen Umständen überaus erfreulich.«
    »Sie sind wirklich ein kühler Kopf. Ich wüsste nicht, was ich an Ihrer Stelle täte, wenn ich zwei Schwestern unter die Haube zu bringen hätte …«
    »Ihnen würde gewiss etwas Passendes einfallen.« Darby klingelte nach seinem Butler Fanning, der sogleich mit Bunges Mantel, Hut und Stock erschien.
    Als Darby in sein Arbeitszimmer zurückkehrte, fiel die Maske lässiger Belustigung. Vor dem aufgeblasenen Gockel, der ihn mit sichtlichem Vergnügen von der Schwangerschaft seiner Tante unterrichtet hatte, war es ihm gerade noch gelungen, seinen Zorn zu verbergen. Nun jedoch platzte ihm der Kragen.
    »Dieses verdammte Weibsbild!« Die Worte brannten wie Gift in seinem Mund.
    Was immer sein Onkel im Schlafgemach seiner Frau zu suchen gehabt hatte, mit Geschlechtsverkehr hatte es gewiss nichts zu tun gehabt. Erst letzten Juli, kurz vor seinem Tod, hatte Rawlings Darby erzählt, dass sein Arzt ihm jegliche Betätigung dieser Art verboten hatte. Da der Onkel zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte, erzählte er freimütig, dass Lady Childe sich in dieser Frage sehr verständig zeige. Seine Frau brauchte er erst gar nicht zu erwähnen und hatte es auch nicht getan. Seine Geliebte, die erwähnte Lady Childe, war der einzige Mensch, der ein entferntes Interesse an Miles’ Fähigkeiten zwischen den Laken haben konnte.
    Und dennoch war Rawlings ungefähr eine Woche später in Esmes Schlafzimmer gestorben, nachdem er einen Herzanfall erlitten hatte. Und jetzt nahm das Weib zu, ja, es watschelte sogar schon herum? Zweifellos würde es eine Frühgeburt werden. Die Hausgesellschaft hatte letzten Juli stattgefunden. Wenn das Kind von Miles war, dann konnte seine Frau erst im sechsten Monat sein. Warum sollte die elegante schlanke Lady Rawlings nach nur sechsmonatiger Schwangerschaft watscheln , wenn sie noch drei lange Monate vor sich hatte?
    Verdammt sollte sie sein, diese verlogene Kuh. Keinen Augenblick lang glaubte Darby, dass Miles mit ihr das Bett geteilt hatte. Vermutlich hatte sie das Kind mit einem anderen gezeugt und Miles auf ihr Zimmer gelockt, um ihm die Vaterschaft unterzujubeln.
    Miles hatte etwas Besseres verdient als dieses Flittchen. Doch er hatte stets treu zu seiner Frau gehalten, selbst dann noch, als Esme Rawlings in zahllose Skandale verwickelt wurde. Miles hatte stets abgelehnt, eine Scheidung auch nur in Erwägung zu ziehen.
    Manche Leute in London hielten Darby für einen gefühlskalten Mann, der jeglicher Leidenschaft entbehrte. Da er sich elegant, ja extravagant kleidete, galt er auch als ein Mensch mit erlesenem Geschmack. Man sprach über die Leichtigkeit, mit der er die Modespiele der feinen Gesellschaft mitspielte, sowie die unzähligen gebrochenen Herzen, die er hinterließ. Böse Zungen munkelten, er führe einen ausschweifenden Lebensstil und habe ausschließlich verderbte Freunde. Und man war sich darin einig, dass das einzige Gefühl, das er jemals zeigte, die Eitelkeit war.
    Wenn die Klatschmäuler Simon Darby in diesem Moment hätten sehen können, wären sie wohl enttäuscht gewesen. Er starrte mit so grimmigem Blick auf den Kaminsims, dass es ein Wunder war, dass die Porzellanhunde nicht vor Angst zu Staub zerfielen.
    Der Mann, der in diesem Moment die Tür aufstieß, hereinstolzierte und sich auf den Kaminstuhl warf, schien Darbys Stimmung überhaupt nicht zu bemerken. Er war ein sonnengebräunter, breitschultriger und stämmiger Mensch, dessen aristokratische Herkunft sich allein in einem zerknitterten Halstuch und einem Paar feiner Stiefel manifestierte.
    Darby warf dem Mann einen Blick über die Schulter zu. »Mir steht im Moment nicht der Sinn nach Gesellschaft.«
    »Halt den Rand.«

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