Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
kein Bild und wurde auch nicht hell, als sich die Tür schon hinter mir geschlossen hatte. Die Scheibe blieb milchig, bis ich mein Gesicht nahe daranbrachte. Da verzogen sich die Wolken, und ich sah meinen Freund, den Raumfahrer, vor mir.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie verlassen mußte«, sagte er rasch, »aber ich hatte es eilig. Ich bitte Sie, sofort ins Eisenhower-Hotel zu kommen, Zimmer 2106.«
    Er gab keine weitere Erklärung. Das Hotel Eisenhower ist für Raumfahrer als Unterkunft ebenso unwahrscheinlich wie Casa Manana. Ich witterte Unheil. Man liest nicht einen Fremden in einer Bar auf und besteht dann darauf, daß er in ein Hotelzimmer kommt.
    »Warum?« fragte ich.
    Der Raumfahrer hatte auf einmal den Blick, der Männern eigen ist, die es gewohnt sind, daß man ihnen ohne Widerrede gehorcht. Ich studierte diesen Blick mit berufsmäßigem Interesse. Es lag kein Zorn darin, er war mehr wie eine Gewitterwolke kurz vor dem Sturm. Dann beherrschte sich mein Partner und entgegnete ruhig: »Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit, Lorenzo. Sind Sie frei für ein Engagement?«
    »Meinen Sie ein berufliches Engagement?« erwiderte ich langsam. Einen furchtbaren Augenblick lang argwöhnte ich, daß er mir eine »Stellung« anbieten wollte. Bisher war mein Berufsstolz unversehrt geblieben, trotz der Fallstricke des widerspenstigen Glücks.
    »Natürlich beruflich«, erwiderte er rasch. »Wir brauchen den besten Schauspieler, den wir bekommen können.«
    Ich ließ mir meine Erleichterung nicht anmerken. Zu jeder beruflichen Arbeit war ich natürlich bereit - ich hätte mit Freuden den Balkon in »Romeo und Julia« gespielt, aber man darf sich nicht allzu erpicht zeigen. »Um was für ein Engagement handelt es sich?« fragte ich. »Mein Terminkalender ist ziemlich besetzt!«
    Er ließ diese Bemerkung unbeachtet. »Ich kann es am Visiphon nicht erklären. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber jede Leitung kann mit den richtigen Geräten abgehört werden. Kommen Sie also schnell hierher.«
    Er war sehr interessiert, daher konnte ich es mir leisten, gleichgültig zu erscheinen. »Aber was stellen Sie sich eigentlich vor?« protestierte ich. »Wofür halten Sie mich? Bin ich ein Ausrufer? Oder ein grüner Anfänger, der froh ist, wenn er einen Degen tragen darf? Ich bin Lorenzo!« Ich hob mein Kinn und machte ein beleidigtes Gesicht. »Was bieten Sie mir?«
    »Tja ... Was bekommen Sie?«
    »Sie fragen nach meinem beruflichen Honorar?«
    »Ja, jawohl!«
    »Für ein einmaliges Auftreten? Oder wöchentlich? Oder bei einem Optionsvertrag?«
    »Ganz einerlei. Was bekommen Sie täglich?«
    »Mein Mindesthonorar für ein einmaliges Auftreten sind einhundert Imperials.« Das war die schlichte Wahrheit. Gewiß, ich habe zeitweilig empörende Rückschläge hinnehmen müssen, aber unter mein rechtmäßiges Honorar bin ich nie hinuntergegangen. Man hat seinen Standard. Ich würde lieber verhungern.
    »Gut«, erwiderte er rasch. »Einhundert Imperials bar in die Hand sobald Sie hier erscheinen. Aber beeilen Sie sich.«
    »Was?« Ich erkannte mit plötzlichem Ärger, daß ich ebensogut zweihundert hätte verlangen können oder sogar zweihundertfünfzig. »Aber ich habe noch nicht eingewilligt, das Engagement anzunehmen.«
    »Darüber machen Sie sich keine Gedanken. Wir sprechen darüber, wenn Sie herkommen. Der Hunderter gehört Ihnen, selbst wenn Sie uns im Stich lassen. Wenn Sie ein willigen, so ist er eine Extravergütung außerhalb Ihres Honorars. Sie werden jetzt also aufbrechen und herkommen?«
    Ich verbeugte mich. »Jawohl, mein Herr. Erwarten Sie mich.«
    Zum Glück ist das Hotel Eisenhower von der Casa Manana nicht allzu weit entfernt, denn ich hatte nicht einmal das Fahrgeld für die U-Bahn. Aber obwohl die Kunst des Gehens fast verlorengegangen ist, genieße ich sie, und so hatte ich Zeit, meine Gedanken zu sammeln. Ich bin kein Narr. Wenn ein anderer es allzu eilig hat, einem Geld aufzudrängen, dann ist es Zeit, die Karten zu prüfen denn fast immer steckt irgend etwas Ungesetzliches oder Gefährliches oder beides hinter dem Angebot. Die Ungesetzlichkeit erregte bei mir weniger Bedenken. Ich bin der Meinung des Barden, daß das Gesetz oft idiotisch ist. In der Hauptsache hatte ich mich jedoch immer auf der richtigen Seite gehalten.
    Aber jetzt wurde mir klar, daß ich über die Umstände nicht genügend unterrichtet war. Deshalb schob ich alle unnützen Gedanken beiseite, warf meinen Umhang über die rechte Schulter und

Weitere Kostenlose Bücher