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Ein Earl kommt selten allein

Ein Earl kommt selten allein

Titel: Ein Earl kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Schritt von den Erschütterungen schmerzte und dass die Mundwinkel dort brannten, wo der Knebel an ihnen scheuerte. Auch das Innere ihres Mundes fühlte sich nicht gut an; es war so trocken wie ein Knochen, da der Knebel jeden Tropfen Flüssigkeit aufzusaugen schien.
    Genau genommen war diese Position sehr unbequem, und sie wurde immer wütender auf Freddy. Christiana konnte es kaum abwarten, den Mann zu feuern, denn dies würden die ersten Worte sein, die aus ihrem Mund kämen, wenn sie den Knebel los war. Sicher würde es ihn nicht sehr aufregen, wenn man bedachte, dass er ohnehin geplant hatte, seine Anstellung aufzugeben und auf den Kontinent zu ziehen. Dennoch würde sie es genießen, diese Worte zu sagen.
    Sie verzog das Gesicht. Diese Gedanken waren nur ein jämmerlicher Versuch, sich von der unangenehmen Lage abzulenken, und sie zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Der Boden unter ihr bewegte sich immer noch, aber jetzt bestand er aus Gras. Sie waren draußen. Sie hob den Kopf, sah sich um und bemerkte, dass Freddy sie um das Haus herum zur Terrassentür des Arbeitszimmers führte. Sie vermutete, dass er es für den sichersten Weg hielt, und senkte den Kopf, während sie hoffte, dass Suzette nicht mehr im Zimmer war. Es gab nur eines, das noch schlechter war, als gegen Lösegeld eingetauscht zu werden, und das war die Möglichkeit, dass Suzette auch noch ergriffen und zusammen mit ihr festgehalten werden würde.
    Freddy wurde langsamer, und als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie die Terrassentür fast erreicht hatten. Vorsichtig näherte er sich dem Haus; wahrscheinlich befürchtete er, dass jemand darin sein könnte.
    Offensichtlich war das Zimmer leer. Zumindest war das ihre Vermutung, denn Freddy wurde jetzt schneller, öffnete die Tür und schlich sich mit ihr über der Schulter hinein. Als er halb durch die Tür war, blieb er stehen und spannte sich an wie ein Kaninchen, das ein Raubtier roch. Christiana versuchte sich umzusehen, um zu erfahren, weshalb er plötzlich so angespannt war, aber sie schaffte es nicht, an ihm vorbei ins Zimmer zu sehen. Stattdessen ließ sie ihren Blick über den Hof wandern. In diesem Moment bemerkte sie den Mann, der hinter ihr her ums Haus geschlichen kam. Haversham. Der Butler bewegte sich mit der Lautlosigkeit und Verstohlenheit eines Diebs. Und er hielt ein ziemlich übel aussehendes Fleischermesser in der Hand.
    Dann erregte eine Bewegung hinter Haversham ihre Aufmerksamkeit, und sie sah noch jemanden hinter dem Butler. Als Christiana ihren Vater erkannte, weiteten sich ihre Augen. Sie hatte keine Ahnung, was er dort tat, aber er war da, mit grimmiger Miene und entschlossenem Blick. Er schlich genauso wie Haversham herum und hatte ebenfalls ein Messer in der Hand, wenn auch ein etwas kleineres.
    Christiana hatte ihn kaum bemerkt, als sie auf Suzette und Lisa aufmerksam wurde, die den Männern auf Zehenspitzen folgten. Ihre Schwestern waren ebenfalls bewaffnet, Suzette mit einem Nudelholz und Lisa mit einer großen, zweizinkigen Fleischgabel. Es schien, als hätte der gesamte Haushalt vor, sie zu retten, und dafür die Küche geplündert, dachte sie ironisch, und dann fragte sie sich, wo Richard und die Männer waren. Sie vermutete, dass sie noch damit beschäftigt waren, das Erpressergeld zu beschaffen. Lisa und Robert waren jedoch zusammen unterwegs gewesen, also musste Robert ebenfalls hier irgendwo sein, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Und dann schien Freddy das, was ihn erschreckt hatte, zu überwinden, denn er ging weiter ins Arbeitszimmer, und Christiana verlor ihre möglichen Retter aus den Augen.

18
    Richard spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten, als eine der Terrassentüren aufging und er sah, wie Georges Kammerdiener mit der geknebelten, gefesselten und reglosen Christiana über der Schulter hereinkam. Ihre Reglosigkeit beunruhigte und verärgerte ihn zugleich, und das Ausmaß dieser Empfindungen verblüffte ihn beinahe. Am liebsten hätte er Christiana einfach vom Rücken des Kammerdieners gezerrt und sich vergewissert, dass sie gesund und wohlbehalten war. Und dann hätte er Freddy gern die Gliedmaßen einzeln ausgerissen, weil er es gewagt hatte, sie zu berühren, ganz zu schweigen davon, dass er sie so misshandelte.
    Der Wut folgte rasch Entsetzen, als Freddy bei der Tür stehenblieb und Christiana fester packte, wodurch die kurze, üble Klinge in seiner einen Hand zum Vorschein kam. Derart tiefe Gefühle war Richard nicht

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