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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Martin
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Zugegeben — jeder hat eine andere Auslegung des Wortes. Aber für unsere Zwecke hier wollen wir es zusammenfassen: Weil wir alle unvollkommen sind, muß es unvorhersehbare Veränderungen zwischen der Zeit der Werbung und dem ehelichen Zusammenleben geben. Liebe ist die ausgleichende Kraft, die uns hilft, diese Schwierigkeiten zu überwinden.«
    Irene dachte an ihren früheren Mann Howard. Und an Hogan, den Mann, von dem sie sich heute nachmittag für immer frei machen wollte. Einen Augenblick lang zögerte sie und überlegte, ob sie das Recht hatte, anderen Ratschläge für ihr Liebesieben zu geben. Aber die routinierte Lehrerin in ihr siegte über die enttäuschte Frau, und sie sagte :
    »Das Kind braucht Liebe. Der gefühlsmäßig reife Erwachsene dagegen besitzt die Fähigkeit, Liebe zu geben. Und daraus erwächst die Fähigkeit, Unbehagen zu ertragen, sich Befriedigung zu versagen, auf Wünsche zu verzichten, die Bedürfnisse des anderen zu berücksichtigen.«
    Robin nahm das wie ein Schwamm in sich auf. Alles, was Tante Irene sagte, überzeugte sie noch stärker davon, daß ihr Plan einer platonischen Prüfungszeit ein genialer Gedanke wäre.
    Als die Stunde zu Ende ging, erschien Charles Montoya im Korridor vor der Tür. Montoya, ein magerer, dunkler, attraktiver Professor für Altsprachen, hatte sich gleich nach seinem Eintritt in die Universität während dieses Semesters in Irene verliebt. Alles, was sie ihm für seine Bewunderung entgegenbrachte, war Freundschaft, die warme, doch unromantische Abart der Liebe. Aber er hatte noch Hoffnung.
    Er wartete vor der offenen Tür, bis er Irenes Blick fesselte, und bedeutete ihr durch ein Zeichen, daß er draußen auf sie warten wolle. Irene nickte leicht zurück, und als er im Korridor verschwunden war, wandte sie sich wieder der Klasse zu.
    »Gut«, sagte sie. »Für morgen die ersten vier Kapitel aus Dr. Victor Einsteins Die neurotische Wechselwirkung in der Ehe. Das ist alles für heute.«
    Während die Klasse aufbrach, blickte Ardice bewundernd zu Irene hinüber. »Ist sie nicht himmlisch?«
    Peggy nickte zustimmend. »Sie hat auf alles eine Antwort. Ich wünschte, ich hätte ihr Alter und ihre Erfahrung!«
    Robin blieb zurück, als Peggy und Ardice sich mit den anderen durch die Tür drängten. Sie trat zu Irene, die Bücher und Notizen in eine Mappe stopfte.
    Irene lächelte ihr zu. »Robin, Liebes, gestern ist ein Anruf für dich aus San Franzisko gewesen. Hast du ihn bekommen?«
    »Ja. Es war nur Mutter. Sie wollte wissen, ob du über die Osterferien mit zu ihr kommst.«
    Irene runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich hätte es ihr geschrieben. Aber ich werde es erledigen.«
    »Irene . . . Robin zögerte verlegen. »Ich . . . darf ich dich etwas ziemlich Aufdringliches fragen?«
    »Als deine Lehrerin oder deine Tante?«
    »Ich glaube, mehr als Frau. Robin zögerte abermals und kam dann hastig mit ihrer wichtigen Frage heraus: »Also — bevor du mit Onkel Howard verheiratet warst, hast du es getan?«
    Irene zog die Brauen zusammen. »Habe ich was getan?«
    »Du weißt schon.«
    Irene nickte. »Ich hatte gehofft, mich zu irren.«
    Robins Wangen wurden eine Nuance rötlicher. »Wenn es dir wegen deiner Scheidung unangenehm ist . . . ich meine . . . du brauchst nicht zu antworten.«
    »Vielen Dank.«
    »Es ist nichts Persönliches, verstehst du?« Ich brauche nur eine Information. Hast du es getan oder nicht?«
    Irene schloß ihre Mappe. »Robin, ich finde, das ist eine sehr unangenehme Frage.«
    Robins wissender Blick wirkte ein bißchen selbstzufrieden. »Okay. Ich habe die Antwort schon.«
    »Ich habe dir nicht geantwortet!«
    Robin lächelte verständnisvoll. »Oh, ich fälle keine moralischen Urteile. Es ist mehr eine wissenschaftliche Untersuchung. Du weißt, daß Dave und ich es nicht getan haben?«
    Irene warf ihr einen gereizten Blick zu, als sie zusammen das Zimmer verließen. »Es ist nicht nötig, diese Tatsache überall lautstark zu verkünden. Robin, manchmal kannst du einem schrecklich auf die Nerven gehen.«
    »Ich wollte nur nicht denselben Irrtum wie du und Onkel Howard begehen«, erklärte Robin auf dem Wege durch den Korridor zum hinteren Ausgang. »Oder wie ist es meinen Eltern gegangen? Sieh sie dir an! Dad hat die zweite Frau, und Mutter, meine arme Mutter, scheint dazu verurteilt zu sein, den Rest ihres Lebens allein in San Franzisko zu verbringen. Ich will, daß meine Ehe funktioniert. Für mich soll es keine Scheidung

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