Ein Ende des Wartens
Annika während des Laufens der schwarzen Flüssigkeit auf, dass diese Maschine so eingestellt war, wie er den Kaffee mochte. Ihr war der Kaffee immer viel zu stark, sodass sie entweder Milch oder einiges an Wasser beikippte, was aber den Kaffee deutlich kälter werden ließ. Nun fragte sie sich, wie sie die Kaffee leichter einstellen konnte, da Marco das nächste Jahr keinen Kaffee daraus trinken würde. Wo nur war das Handbuch? Oder konnte sie die Kaffeemaschine selbst bedienen? Einfach so? Sie untersuchte die Knöpfe, drückte mal auf den einen und mal auf einen anderen Knopf, bekam unterschiedliche Sachen im Display angezeigt und verschob die Einstellung des Automaten auf morgen.
Wie sonst auch verdünnte sie den Kaffee mit kalter Milch aus dem Kühlschrank, rührte ihn um, legte den Löffel in das Spülbecken und ging durch das Wohnzimmer zum kleinen Balkon, der zu ihrer Wohnung gehörte. Von hier oben hatten sie einen angenehmen Ausblick auf den Innenhof der kleinen Wohnanlage. Marco hatte die Wohnung sofort gefallen, und Annika konnte sich damals mit dem Kompromiss anfreunden, dass er die Wohnung aussuchte, während er ihr freie Hand beim Einrichten überließ. Sie hatte die Wohnung farbenfroh eingerichtet, mit vielen Accessoires, Blumen und kleinen Möbelstücken, obwohl sie wusste, dass Marco eher der klassische Typ war, dem zwei Sofas schon eins zu viel waren. Aber solange er seinen großen Fernseher mit dem kinoartigen Soundsystem aufbauen konnte, schien er zufrieden zu sein. Auch wenn er sich immer wieder mal darüber beschwert hatte, dass sie so viel Krempel besäßen, der auch sauber gehalten werden musste. Krempel! Hier in dieser Wohnung gab es keinen Krempel! Das waren alles Teile ihrer Beziehung, ihres Lebens, ihrer Liebe! Und kein Krempel!
Annika setzte sich in einen der beiden bereitstehenden Stühle, starrte ins Leere und ließ ihre Gedanken schweifen. Ab und an nippte sie am Kaffee, der ihr wieder einmal zu kalt wurde, sodass sie die Hälfte auf dem Balkontisch stehen ließ. Draußen im Innenhof spielten ein paar Kinder in einem Sandkasten, während die Mütter auf einer nahen Bank saßen und über die täglichen Problemchen ihres Nachwuchses diskutierten. Wollte sie auch dazugehören? Vorgestellt hatte sich Annika das schon oft. Wie es wäre, wenn sie ein Kind austragen und zur Welt bringen würde, für mindestens ein, besser noch für drei Jahre zu Hause sein, um dann nur noch halbtags zu arbeiten, damit man nicht ganz rauskommt aus der Arbeitswelt. Oder das zweite und dritte Kind bekommen, dann fällt es einem ja auch leichter. Dann würde sie auch da unten sitzen und sich mit anderen Müttern darüber unterhalten, welche Kinder besonders süß und welche besonders schrecklich sind.
Aber diese Vorstellung musste nun noch mindestens zwei Jahre warten, sollte Marco der Vater ihrer Kinder sein. Da ihr letzter Sex fast drei Monate zurücklag und sie eindeutig nicht schwanger war, musste ihr Freund erst einmal wieder zurückkehren, um Vater zu werden. Wollte er es dann überhaupt noch? Was passierte wohl mit Marco, wenn er das ganze Leid in dem afrikanischen Land mitbekam, in dem es kaum klar war, ob der Bürgerkrieg denn nun ein Ende hatte oder nicht. Auf jeden Fall gab es genug Waffen und Sprengladungen in diesem Land, um alle Einwohner mehrfach zu töten. Warum Marco sich ausgerechnet dieses Land ausgesucht hatte, war Annika ein Rätsel. Insbesondere, da Marco nicht der Draufgänger schlechthin war. Zuweilen war er unvorsichtig, aber niemals plante er eine solch gefährliche Reise, ohne dass er sich das mehrfach durch den Kopf hatte gehen lassen. Was also war der wirkliche Grund für sein Verschwinden?
Annika spürte, wie ihr kalt wurde. Es war zwar ein angenehmer, sonniger Tag, doch wenn der Wind zog, dann wurde es sehr frisch, und oben, im dritten Stock blies er umso kräftiger. Sie nahm die Tasse mit, schüttete den kalten Kaffee fort, ließ auch die Tasse im Becken stehen und zog sich etwas wärmer an. So angezogen fragte sie sich, was sie mit dem angebrochenen Tag anfangen sollte. Es war mitten in der Woche, und sie hatte sich den Tag freigenommen, um Marco zu verabschieden. Keine ihrer Freundinnen und am wenigsten Tammy hatten an diesem Tag frei. Sie alle mussten arbeiten. Nur Annika nicht. Annika, alleine, ohne Freund, ohne...
Sie versuchte sich zusammenzureißen, nahm sich ein Buch über eine Frau, die sich durch ihre neu entdeckte Stärke aus ihrem bisherigen Leben herausgearbeitet
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