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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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war, konnte ich in ihrem Klagen auch einzelne Worte erkennen. »Zu viel«, sagte sie immer wieder. »Zu viel. Das ist zu viel.« Es hörte sich fast wie ein Gesang an. Es war so entsetzlich, ein so grauenhafter Ton, wie ich ihn noch nie gehört hatte.
    Sobald ich bei ihr war, wollte ich sie in die Arme nehmen, sie festhalten, beruhigen und trösten. Hinter mir hörte ich nun auch die anderen, doch als ich bei ihr ankam und meine Augen sahen, was sie gesehen hatte, vergaß ich, dass ich sie in die Arme nehmen wollte. Ich blieb wie angewurzelt stehen und fragte mich, wer mich jetzt halten und trösten würde.
    Ich war schon vor dem Krieg immer wieder mit dem Tod konfrontiert gewesen. Auf einer Farm gewöhnt man sich an die Kadaver. Nie so, dass es einem nichts mehr ausmacht; manchmal wird einem schlecht, manchmal macht es einen zornig, manchmal trauert man tagelang. Aber man gewöhnt sich an die Mutterschafe, die während des Lammens von Füchsen getötet werden; an die Lämmer, denen die Krähen die Augen ausgehackt haben; die toten Kühe, die so aufgebläht sind, dass sie aussehen, als würden sie aufsteigen wie ein Luftballon. Man sieht vergiftete Kaninchen, Kängurus, die sich im Stacheldraht verheddert haben, Schildkröten, die man auf dem Weg zum Bach mit dem Traktor überfahren hat, weil man den Wasserkessel auffüllen wollte. Man sieht hässlichen Tod, nüchternen Tod, stillen Tod, qualvollen Tod voller Speichel und Blut und herausgerissener Eingeweide, in denen die Fliegen nisten und ihre Maden ablegen. Ich erinnere mich an einen unserer Hunde, der einen Giftköder gefressen hatte und rasend vor Schmerzen in einen geparkten Lastwagen rannte und sich dabei das Genick brach. Ich erinnere mich an einen anderen Hund, der blind und taub war. Wir fanden ihn an einem heißen Tag im Teich. Wahrscheinlich ging er ins Wasser, um sich abzukühlen, und fand dann nicht mehr heraus.
    Chris sah anders aus. Seine Leiche hätte wie die anderen aussehen müssen, wie die Kadaver der Tiere. Wie sie lag er schon ein paar Wochen da, denn oft dauert es so lange, bevor sie jemand findet. Wie sie war er von Raubtieren und Aasfressern entdeckt worden: Füchsen, Wildkatzen, Krähen. Wie bei ihnen erzählte die Erde um ihn herum die Geschichte seines Todes: Er lag zehn Meter von einem Kleinlaster entfernt, der sich überschlagen hatte, und dem Regen war es nicht gelungen, die Spuren seiner Hände zu verwischen, die sich in die Erde gekrallt hatten. Man konnte sehen, wo er liegen geblieben war, nachdem es ihn aus dem Wagen geschleudert hatte, wie weit er gekrochen war und dass er einen Tag oder länger dort gelegen haben musste, bevor er starb. Sein Gesicht starrte immer noch in den Himmel; seine leeren Augenhöhlen waren nach oben gerichtet, als suchten sie nach den Sternen, die sie nicht mehr sehen konnten; sein Mund stand offen wie bei einem knurrenden Tier; und sein Rücken war von den qualvollen Schmerzen gebogen. Ich fragte mich, ob er noch versucht hatte etwas in die Erde neben sich zu schreiben, doch wenn, dann war es jetzt nicht mehr lesbar. Das hätte Chris so ähnlich gesehen: eine Botschaft zu hinterlassen, die außer ihm kein Mensch verstand.
    Es war kaum noch vorstellbar, dass der Kopf dieses übel riechenden und verstümmelten Körpers einst wunderbare Botschaften geschaffen hatte, dass er sich Sätze ausgedacht hatte wie: »Die Sterne lieben den klaren Himmel. Sie leuchten.«
    Robyn kniete nun neben ihm; ihr Klagen war in ein stilles Schluchzen übergegangen. Die anderen waren immer noch hinter mir. Ich weiß nicht, was sie taten. Ich denke, sie sahen bloß hin, still in ihrem Schock und außer Stande, sich zu rühren. Ich warf einen Blick auf den Wagen. Es ließ sich so leicht nachvollziehen, was passiert war. Es war der Ford, den ich in seinem Versteck am Tailors Stitch vermutet hatte. Er war auf dem Hang neben dem Damm umgekippt und hatte sich auf dem Abhang mehrmals überschlagen. Auf dem Boden waren mehrere Kisten Schnaps verstreut. Überall lagen zu Bruch gegangene Flaschen und leere Kartons. Manche der Flaschen schienen ganz geblieben zu sein. Ich konnte nicht anders, als mir zu denken – was für ein sinnloser Tod. Und dann fragte ich mich noch, welchen Wert Chris bei einem Alkoholtest wohl erreicht hätte, als er die Abkürzung über die Koppeln nahm.
    Es schien fast so, als würden wir jedes Mal, wenn wir einen größeren Schlag gegen den Feind führten, zurückkehren und einen unserer Freunde verlieren. Nur

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