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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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glauben Bomben gehört zu haben. Als ich am nächsten Morgen zum Tailors Stitch ging, um nachzusehen, hing dichter Rauch über Cobblers Bay. Das war gut.
    Wie ich die Dinge einschätze, ist es nicht vorüber.
    Ich denke, uns wird auch nicht erspart bleiben demnächst wieder einen Versuch zu starten. Ich darf gar nicht daran denken, aber im Grunde haben wir keine Wahl. Der Gedanke macht mir Angst. Mehr Angst denn je, denn egal wofür wir uns entscheiden, es wird in jedem Fall schwieriger werden. Allein die Veränderungen, die wir vorfinden werden. Mehr Kolonisten und viel härtere Sicherheitsvorkehrungen, um nur zwei zu nennen.
    Gestern Nacht war zum ersten Mal wieder die Rede davon. Lee sagte: »Wenn wir wieder rausgehen, sollten wir uns auch Cobblers Bay vornehmen.«
    Sonst sagte niemand etwas. Wir saßen gerade beim Essen, löffelten die Mahlzeit in uns hinein und keiner hob den Kopf. Sobald ein Kakadu beschließt den Baum zu verlassen und losfliegt, ist im nächsten Moment der Himmel voller weißer Vögel. Lee hatte die Rolle des ersten Kakadus übernommen.
    Lee und ich sind inzwischen wie ein altes Ehepaar. Das hat wohl damit zu tun, dass wir uns so aneinander gewöhnt haben. Wir sind ein gutes Paar. Es gibt aber auch Dinge, die uns von einem alten Ehepaar unterscheiden – zum einen ist mir mein Freiraum unheimlich wichtig. Ich schlafe auch lieber alleine – auch wenn ich kaum schlafe. Ich würde Platzangst bekommen, wenn ich jede Nacht mit ihm verbrächte. Wir haben uns bis jetzt fünfmal geliebt. Es ist schön. Ich mag es, wie mein Körper zuerst ganz kribbelig wird und dann die Erregung einsetzt und sich ausbreitet und immer stärker wird, bis ich jede Kontrolle verliere. Sorgen machen mir die Kondome. Sie sind nicht wirklich zuverlässig; auf dem Päckchen steht irgendetwas von neunzig Prozent oder so. Wenn das hier vorüber ist, möchte ich nicht mit einem Baby im Arm vor meine Eltern treten. Außerdem weiß ich nicht, was wir tun werden, wenn Lees Vorrat aufgebraucht ist. Es sind nur noch vier übrig.
    Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum er vorgeschlagen hat die Hölle wieder zu verlassen.
    Fi erzählte mir heute Morgen, dass sie mit Homer schlafen möchte. Ich hätte mich beinahe an meinen Cornflakes verschluckt. Für mich war Fi die wandelnde Unschuld gewesen. Ich glaube aber eher, dass sie auf mich und Lee neidisch ist, weil sie und Homer schon längst nicht mehr diese Art von Beziehung haben. Andererseits ist die Auswahl an möglichen Partnern hier unten nicht gerade üppig. Und Lee bekommt sie nicht.
    Etwas fehlt noch, um unsere Geschichte auf den neusten Stand zu bringen. Ich muss über Chris schreiben. Ich befürchte aber, dass es mir nicht gelingen wird, logisch dabei zu sein. Was Chris betrifft, sind meine Gefühle sehr gemischt. Wir haben ihn hierhergebracht und an einer schönen Stelle begraben: in einer Lücke zwischen mehreren großen Felsen, ungefähr auf halbem Weg von unseren Zelten zu der Stelle, wo der Bach im Busch verschwindet. Dort ist ein Flecken weicher grüner Rasen, fast eine kleine Wiese. Als wir zu graben anfingen, stellten wir natürlich fest, dass der weiche Boden nicht sehr tief reichte. Weich war er nur an der Oberfläche. Darunter wurde er hart und felsig. Wir benötigten schließlich drei Tage, um ein Loch zu graben, das so tief war, wie wir es haben wollten. Wir gingen auch nicht besonders organisiert vor. Wir arbeiteten immer nur dann, wenn wir in Stimmung waren. Als es fertig war, legten wir ihn hinein und schaufelten das Grab sofort zu. Es war in der Abenddämmerung. Das war der schlimmste Teil. Es war einfach schrecklich. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich nur daran denke. Als er begraben war, standen wir ein paar Minuten bloß da, aber niemand sagte etwas. Als wüssten wir nicht, was wir sagen sollten. Irgendwann ging jeder seiner Wege, zog sich zurück und beschäftigte sich mit seinen eigenen Gedanken. Wir waren nicht im Stande, für unseren Freund zu tun, was wir für den Soldaten getan hatten, als wir ihn im Holloway Valley in die Wasserrinne legten.
    Auf dem Grab liegen immer Blumen. Wenn wir unsere Spaziergänge machen, bringen wir sie mit und stecken sie in die Erde. Wir müssen nur aufpassen, dass das Lamm, das uns noch geblieben ist, sie nicht auffrisst.
    Seit der Beerdigung frage ich mich, ob der Einsiedler auch irgendwo hier in der Hölle seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Wenn sie beide hier wären, wäre das ein seltsamer Zufall,

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