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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einen langen Augenblick den schwarz gekleideten Körper, ehe er sich herunterbeugte und die Decke vom Gesicht zog.
    Humilis hatte im Tod all die Jahre abgestreift, die über sein wirkliches Alter hinausgingen. Der Tod konnte ihm nicht das verlorene und verfallene Fleisch zurückgeben, aber er hatte die scharfen, hageren Linien entspannt und die tiefen, vom Schmerz eingefressenen Höhlen geglättet. Hugh und Nicholas, die ein Stück entfernt an der Ecke des Kreuzganges standen, konnten einen kurzen Augenblick Humilis’ verwandeltes, zu übermenschlicher Heiterkeit und Ruhe transformiertes Gesicht sehen, bevor Radulfus das Tuch wieder sinken ließ, die Trage und die Träger segnete und seinen Dienern winkte, die den Körper nehmen und in die Friedhofskapelle tragen sollten.
    Erst jetzt wurde Bruder Edmund, der sich an die schweigsame Verbundenheit der beiden Brüder erinnerte, klar, daß ihm auch Fidelis geraubt worden war. Er sah sich nach dem zweiten Bruder um, der in die Geheimnisse von Humilis’ zerstörtem Körper eingeweiht war, und fand ihn nicht - und in diesem Augenblick bemerkte auch Hugh, daß Bruder Cadfael als einziger bei dieser Versammlung fehlte. Ausgerechnet er, der sich so bereitwillig und pflichtbewußt um Humilis gekümmert hatte, war nicht anwesend! Dieses Versäumnis beschäftigte Hugh eine ganze Weile, bis er schließlich aufgeklärt wurde. Immerhin war es möglich, daß ein toter Mann irgendwo dringende unerledigte Geschäfte hatte, die ihm sogar noch wichtiger waren als die letzte Ehrerbietung seinem toten Körper gegenüber.
    Sie sprachen Abt Radulfus ihr Mitgefühl aus und versprachen, stromab nach der Leiche von Bruder Fidelis zu suchen, solange noch Hoffnung bestand, ihn zu finden. Dann ritten sie gemächlich in die Stadt zurück, der Gast und der Gastgeber. Die Dämmerung senkte sich langsam, der Himmel war wolkenfrei und klar und unschuldig, die Luft war plötzlich kühl und mild. Aline erwartete sie mit dem zubereiteten Abendmahl und begrüßte zwei Männer so freudig wie einen.
    Hugh bemerkte nicht, daß ein Pferd aus den Ställen fehlte, weil er die Versorgung der Tiere einem Burschen überließ und sich Nicholas widmete.
    »Ihr müßt bis zur Beerdigung bei uns bleiben«, sagte er beim Abendessen. »Ich werde Cruce unterrichten lassen, er wird dem Mann, der einst sein Schwager werden wollte, sicher die letzte Ehre erweisen wollen, und er wird wissen wollen, wie es um Heriet steht.«
    Aline lauschte aufmerksam. »Und wie stehen die Dinge jetzt um Heriet? Heute ist soviel geschehen, anscheinend habe ich mindestens die Hälfte nicht mitbekommen. Nicholas sagte, daß er schlimme Nachrichten brächte, aber nicht einmal der schwere Regen konnte ihn lange genug aufhalten, um mir etwas zu verraten. Was ist geschehen?«
    Sie erzählten ihr abwechselnd alles, was geschehen war, von der unermüdlichen Suche in Winchester bis zu dem Punkt, an dem die Nachricht von Madogs Unglück Adam Heriets Befragung unterbrochen hatte, worauf sie entsetzt aufgebrochen waren und erfahren hatten, daß der Bericht der Wahrheit entsprach. Aline lauschte mit leichtem, besorgtem Stirnrunzeln.
    »Er platzte herein und schrie, zwei Brüder aus der Abtei wären tot, im Fluß ertrunken? Hat er Namen genannt? In der Zelle vor eurem Gefangenen?«
    »Ich glaube, ich nannte die Namen«, sagte Hugh. »Für Heriet muß dies gerade recht gekommen sein. Ich glaube, er wäre bald gebrochen. Jetzt kann er Atem schöpfen und sich auf das nächste Verhör vorbereiten, aber ich bezweifle, daß es ihm noch viel nützt.«
    Aline sagte nichts weiter dazu, bis Nicholas, der nach dem langen Ritt und den Schrecken des Tages dringend etwas Schlaf brauchte, sich ins Bett schleppte. Als er fort war legte sie die Stickerei, an der sie gearbeitet hatte, beiseite und setzte sich neben Hugh auf die gepolsterte Bank am kalten Herd. Sie legte ihm liebevoll den Arm um die Schultern.
    »Hugh, Liebster - du mußt etwas erfahren, was Nicholas nicht hören durfte; nicht, ehe nicht alles vorbei und geklärt ist.
    Am besten, er erfährt es nie, auch wenn er schließlich mindestens die Hälfte selbst erraten wird. Aber dir müssen wir es sagen.«
    »Wir?« sagte Hugh nicht allzu überrascht. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich.
    »Cadfael und ich. Wer sonst?«
    »Das dachte ich mir«, sagte Hugh lächelnd. Er seufzte. »Ich habe mich schon gewundert, daß er beim schrecklichen Ende des Unternehmens fehlte, das er selbst in Gang

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