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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Tasse schwarzen Kaffee hinunter, duschte und zog mich an, und dafür brauchte ich bis acht Uhr. Ich starrte das blassgrüne Kleid an, das ich am Tag zuvor in meine Reisetasche geworfen hatte, und fragte mich, ob es für den Ort angemessen war, an den ich fahren würde. Trugen die anderen vielleicht alle Schwarz? Hätte ich etwas Fröhlicheres, Lebendigeres tragen sollen als das rote Kleid, das Will gefiel? Warum hatte mich Mrs. Traynor hierhergerufen? Ich überlegte, ob ich Katrina anrufen sollte. Aber bei ihr wäre es jetzt eine Stunde früher, und sie zog vermutlich gerade Thomas an, und der Gedanke, Mum könnte abheben, war zu viel für mich. Ich legte ein bisschen Make-up auf, und dann setzte ich mich ans Fenster, und langsam verrannen die Minuten.
    Ich glaube nicht, dass ich mich je im Leben einsamer gefühlt habe.
    Als ich es in dem Zimmer nicht länger aushielt, steckte ich den Kleinkram zurück in die Reisetasche und ging hinaus. Ich würde mir eine Zeitung kaufen und in der Lobby warten. Das konnte auch nicht schlimmer sein, als mit der Stille oder dem Satelliten-Nachrichtensender und der erstickenden Düsterkeit der Vorhänge in meinem Zimmer zu sitzen. Als ich an der Rezeption vorbeikam, sah ich in einer Ecke der Lobby einen Computer. Daneben stand ein Schild. Für Gäste. Bitte erkundigen Sie sich an der Rezeption.
    «Kann ich den Computer benutzen?», fragte ich die Frau vom Empfang.
    Sie nickte. Ich wusste auf einmal, mit wem ich reden wollte. Ich spürte genau, dass er einer der wenigen Menschen war, auf die ich mich jetzt verlassen konnte. Ich loggte mich in den Chatroom ein und tippte eine Nachricht.
Ritchie. Bist du da?
Guten Morgen, Bee. Du bist früh dran heute.
    Ich zögerte einen Moment, dann schrieb ich:
Mir steht der seltsamste Tag meines Lebens bevor. Ich bin in der Schweiz.
    Er wusste, was das bedeutete. Sie wussten alle, was es bedeutete. Die Klinik war Gegenstand vieler hitziger Diskussionen gewesen. Ich tippte:
Ich habe Angst.
Warum bist du dann dort?
Weil ich nicht wegbleiben konnte. Er hat mich darum gebeten. Bin im Hotel und warte darauf, zu ihm zu fahren.
    Nach erneutem Zögern schrieb ich weiter.
Ich habe keine Ahnung, wie dieser Tag ausgehen wird.
Oh, Bee.
Was soll ich ihm sagen? Wie kann ich ihn umstimmen?
    Es erfolgte eine Pause, bevor er wieder schrieb. Seine Worte tauchten langsamer auf dem Bildschirm auf als sonst, so als würde er sie mit großem Bedacht wählen.
Wenn er in der Schweiz ist, Bee, glaube ich nicht, dass er seine Meinung ändern wird.
    In meiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß, und ich schluckte ihn herunter. Ritchie tippte immer noch.
Ich würde diese Wahl nicht treffen. Das würden die meisten hier im Board nicht tun. Ich liebe mein Leben, auch wenn ich wünschte, es wäre anders. Aber ich verstehe, warum dein Freund genug davon hat. Es macht einen sehr müde, diese Form des Lebens, müde auf eine Art, die ein NB nie richtig verstehen kann. Wenn er dazu entschlossen ist, wenn er wirklich keine Möglichkeit sieht, dass seine Situation besser werden könnte, dann glaube ich, das Beste, was du tun kannst, ist, einfach bei ihm zu sein. Du musst nicht finden, dass er mit seiner Entscheidung recht hat. Aber du musst bei ihm bleiben.
    Ich hielt den Atem an.
Viel Glück, Bee. Und melde dich danach. Dann wird es vermutlich ein bisschen hart für dich. So oder so, eine Freundin wie dich könnte jeder brauchen.
    Meine Finger lagen noch auf der Tastatur. Ich schrieb:
Mach ich.
    Und dann sagte mir die Rezeptionistin, mein Taxi sei draußen.

    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte – vielleicht ein weißes Gebäude an einem See oder unterhalb von verschneiten Berggipfeln. Vielleicht eine krankenhausartige Marmorfassade mit einer Messingtafel neben dem Eingang. Was ich nicht erwartet hatte, war, durch ein Gewerbegebiet gefahren zu werden, bis wir vor einem vollkommen durchschnittlich aussehenden Haus ankamen, das zwischen Fabriken und merkwürdigerweise einem Fußballfeld lag. Ich ging über eine Terrasse, vorbei an einem Goldfischteich, und dann war ich in dem Haus.
    Die Frau, die mir die Tür aufmachte, wusste sofort, wen ich suchte. «Er ist hier. Soll ich Sie in das Zimmer bringen?»
    Ich zögerte. Ich starrte die geschlossene Tür an, die merkwürdigerweise der Tür ähnelte, vor der ich sechs Monate zuvor gestanden hatte, als ich das erste Mal Wills Anbau betreten hatte. Dann nickte ich.
    Ich sah das Bett, bevor ich ihn sah. Es dominierte das Zimmer mit seinem

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