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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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niemand im Zweifel sein, aber ich beschwatzte die Geschwornen und kriegte ihn los. Er wollte mir –«
    Die Geschichte von dem merkwürdigen Andenken Herrn Gales sollte offenbar diesen Tag nicht zu Ende erzählt werden, denn wiederum wurde an die äußere Thür geklopft und Esden eilte zu öffnen. Als er seines Besuches ansichtig wurde, legte er warnend den Zeigefinger auf die Lippen und deutete durch eine Rückwärtsbewegung des Kopfes die Anwesenheit einer dritten Person im Zimmer an. Die äußere Thür ging auf einen kleinen viereckigen Raum, von dem aus eine Thüre in das Schlaf- und eine in das Wohnzimmer führte. Die Schlafzimmerthür stand offen und Esden bedeutete den neuen Besuch, sich dort hinein zu verfügen, was dieser auf den Fußspitzen still und rasch ausführte. Der Besuch war ein hübsches, feines Mädchen, das aber doch nicht ganz eine Dame war. Sie hatte schöne, kluge, dunkle Augen und üppiges schwarzes Haar und war sehr einfach, aber mit einer Pünktlichkeit gekleidet, die sie auf den ersten Blick beinahe vornehm erscheinen ließ. Als sie in das Schlafzimmer eingetreten war, schloß Esden vorsichtig die Thüre ab und sagte mit lauter, dem Geistlichen vernehmbarerStimme: »Ganz recht. Ich werde ein paar Minuten brauchen, um die Akten zu suchen, werde aber hinüberkommen, sobald ich sie habe.«
    Dann warf er die äußere Thüre zu und kehrte geschäftig in das Wohnzimmer zurück.
    »Ich habe keinen Augenblick Zeit mehr, lieber Junge,« sagte er und langte einen lackierten Blechkasten hervor, der in einer Ecke des Zimmers stand. »Ein sehr verwickelter Fall,« fuhr er fort, neben dem Blechkasten niederknieend und mit seinen Schlüsseln hantierend, »muß ihn während der Gerichtsferien bearbeiten.«
    »Wann gehst du nach Wootton?« fragte der Geistliche.
    »Morgen,« sagte Esden, eifrig in dem Blechkasten kramend.
    »Da du so beschäftigt bist, will ich gehen,« sagte sein Besucher. »Ich sehe dich vielleicht in einigen Wochen wieder.«
    »Das wäre nett,« antwortete Esden aufspringend, »es thut mir leid, dich in dieser Weise vertreiben zu müssen, ich hatte gehofft, ein Plauderstündchen mit dir zu haben.«
    Unter diesen Worten begleitete er seinen Gast nach der äußeren Thür. Sobald er ihn los war, schwand seine geschäftsmäßige Miene, und über den Erfolg seines Kniffes lachend, trat er ins Schlafzimmer.
    »Nun, mein Schatz,« rief er, dem Mädchen näher tretend, um es zu umarmen, »das ist einmal ein unerwartetes Vergnügen. Du kannst dir gar nicht denken, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen.«
    Mit verächtlichem Blick streckte das Mädchen eine Hand aus, um ihn ferne zu halten.
    »Bitte, keine Thorheiten, Herr Esden! Ich bin in einer für mich wichtigen Angelegenheit hierhergekommen – hätte ich nur nach meinem Willen handeln können, so würde ich Sie niemals wiedergesehen haben.«
    »Sei nicht so grausam, Herzchen,« bat Esden. »Wenn du wüßtest, wie sehr ich mich nach deinem Anblick gesehnt habe und wie glücklich ich eben war, als ich dein Gesichtchen sah, würdest du gütiger sein.«
    In einer halb achtungsvollen, halb zärtlichen Haltung beugte er sich über sie und seine Stimme klang so schmeichelnd, daß sie, um sich vor ihrem Einfluß zu schützen, zornig mit dem Fuße stampfte.
    »Ich gestatte Ihnen nicht, in dieser Weise mit mir zu sprechen,« entgegnete sie mit geballten Händen und blitzenden Augen. »Ich war eine Närrin, daß ich je geglaubt habe, Sie hätten es ehrlich mit mir gemeint, allein so wahnsinnig bin ich nicht, daß ich einem Schurken Gehör schenken könnte.«
    »Solch harte Worte sollten nicht über so süße Lippen kommen,« erklärte der Don Juan mit derselben zärtlichen, ehrerbietigen Miene. »So möchte ich dich gemalt haben – du siehst bezaubernd hübsch aus, wenn du zornig bist – nicht als ob mir ein andrer Gesichtsausdruck nicht lieber wäre, aber ich bin nicht nur rasend in dich verliebt, sondern ich habe auch etwas von einem Künstler in mir.«
    Sie wandte sich von ihm ab, stieß die ins Wohnzimmer führende Thür auf und ließ sich am Kamin nieder.
    »Wenn Sie mich jetzt anhören wollen,« sagte sie, »so werde ich sagen, was ich zu sagen habe, und gehen.«
    »Sage, was du zu sagen hast, und bleibe!«
    »Ich habe eine Stelle als Kammerjungfer angenommen,« begann sie ohne weitere Einleitung.
    »Wie schrecklich!« rief er. »Heutzutage gibt es keine Gerechtigkeit mehr – nicht einmal für die Schönheit!«
    »Meine Herrin,« fuhr sie

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