Ein Grieche im 7. Himmel
Verantwortung für ihre Taten übernehmen, und dann würde sie irgendwie versuchen, alles wiedergutzumachen. Was auch immer es kostete.
An der Eingangstür schloss sie ihre Augen einen Moment lang, während ihre Lunge sich weigerte, sich mit Luft zu füllen. Sie fühlte sich schwindlig und lehnte ihre Stirn an die Tür und bemerkte, wie diese nachgab. Sie drückte dagegen und öffnete sie weiter, bis sie ins Foyer treten konnte. Die Treppe aus dunklem Mahagoni erhob sich vor ihr. Sie setzte einen Fuß auf die erste Stufe und legte die Hand auf das Geländer, während sie tief einatmete.
„Du schaffst das“, redete sie sich gut zu.
Als sie hinaufstieg, fühlte sie sich, als ob sie zum Galgen ging. Ihr Herz sackte in ihren Magen. Hermes würde ihr ihre fantastische Geschichte, dass sie die Sandalen nur untersuchen hatte wollen und nie die Absicht gehabt hatte, sie zu behalten, nie abnehmen. Er würde sie aufs Polizeirevier schleppen und sie als das entlarven, was sie war: eine Diebin. Wie der Vater, so die Tochter. Der Apfel fiel wirklich nicht weit vom Stamm.
Sie hatte genau das getan, was sie ihrem Vater all die Jahre vorgeworfen hatte: Sie hatte ihre Familie zerstört. Denn das würde nun sicherlich passieren: Sie würden sie wegen schweren Diebstahls ins Gefängnis sperren, und ihre Großmutter wäre wieder ganz alleine. Nun ja, vielleicht nicht sofort, da ihr Vater gerade eingezogen war, aber sie kannte ihren Vater nur zu gut. Er würde nicht bleiben, sobald ihm bewusst wurde, dass die ganze Verantwortung für seine Mutter auf ihn allein fallen würde. Nein, sobald er wieder auf den Beinen war und Oma nicht mehr brauchte, würde er aus Charleston verduften und sie sitzenlassen.
Und Penny würde im Gefängnis sitzen, unfähig, ihrer Großmutter zu helfen.
Sie unterdrückte ein aufsteigendes Schluchzen und zögerte, als sie den Treppenabsatz erreichte und Stimmen aus dem hinteren Teil des Hauses hörte, wo sich die Küche befand. Penny drehte sich in deren Richtung, als eine Hand auf ihrer Schulter sie plötzlich stoppte. Sie wirbelte ihren Kopf herum und war überrascht, Sophia zu sehen.
„Oh hallo, Sophia“, begrüßte sie sie nervös.
„Penny, du bist zurückgekommen“, antwortete Sophia gelassen.
Wie viel wusste Sophia? Wusste sie von dem Diebstahl? Oder hatte Hermes ihr nichts erzählt?
Penny zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. „Tut mir leid, euch so früh am Morgen zu stören, aber ich bin hier, um mit Hermes zu reden. Ist er da?“
Sophia nickte. „Komm mit!“
Penny folgte ihr in Richtung Küche, aber bevor sie diese überhaupt erreichten, kam Hermes ihnen schon entgegen.
„H-h-hi“, stotterte sie, als er vor ihr stehenblieb.
Hermes starrte sie mit undurchdringlicher Miene an. „Penny.“ Seine Ein-Wort-Begrüßung war ein dunkles, heiseres Flüstern und sank tief in ihre Brust.
Das Geräusch von weiteren Schritten störte die Ruhe im Haus, und zwei Männer tauchten hinter Hermes auf. Einen hatte sie schon kennengelernt: Triton. Dem anderen, einem Mann mit kurzen, dunklen Haaren und genauso gut aussehend wie Triton und Hermes, war sie noch nicht vorgestellt worden, obwohl sie ihn in jener Nacht auch auf der Party gesehen hatte.
„Also, wenn das nicht unsere kleine Diebin ist!“, begrüßte Triton sie und durchbohrte sie mit seinem Blick.
Penny zuckte zusammen. Scheiße! Alle verdächtigen sie – und zu Recht. Aber zu hören, wie jemand anderer dieses Wort aussprach, zu hören, wie jemand sie mit dem Namen anredete, den sie verdiente, schmerzte nichtsdestotrotz. Dieb, wie sie dieses Wort immer gehasst hatte.
„Lasst mich das regeln!“, fuhr Hermes seine Freunde an, ohne seine Augen von ihr zu nehmen. „Erkennst du das?“ Er senkte seine Lider und sah auf seine Hände hinab.
Sie folgte seinem Blick, während er seine Hand hob. Vor Schock rang sie nach Luft.
In seiner Hand hielt er eine der geflügelten Sandalen. Unbeschädigt, makellos, die Flügel vollständig intakt.
„Ich nehme das als ein Ja “, meinte er ruhig.
Sekunden verstrichen. Penny schluckte schwer; ihre Handflächen wurden feucht, ihr Herz raste, ihr Kopf suchte nach den richtigen Worten, nach den Worten, die sie ihm sagen musste.
„Ich bin diejenige, die sie gestohlen hat.“ Sie sah ihm in die Augen. „Es tut mir leid.“
21
Ein Gefühl ähnlich wie Erleichterung breitete sich in Hermes aus. Penny war zu ihm gekommen, um ihm alles zu gestehen. Zumindest bedeutete das, dass sie nicht durch
Weitere Kostenlose Bücher