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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Sicherheit wiegen – Sie könnten eine ziemliche Überraschung erleben. Eine ruhige Nacht bedeutet
keineswegs, daß die Mächte des Bösen gemütlich vor den Kaminfeuern der Hölle
sitzen. Sie sind stets und ständig gegenwärtig, und zwar überall.
    Das Böse ist allgegenwärtig. Das liegt in der Natur der Sache.
    Zwei seiner
Repräsentanten lauerten auf dem alten Friedhof. Schattenhafte Gestalten, die
eine bucklig und gedrungen, die andere hoch gewachsen, schlank und drohend –
wäre Lauern eine olympische Disziplin gewesen, hätten sie echte Chancen auf eine
Goldmedaille gehabt. Wenn Bruce Springsteen jemals auf die Idee gekommen wäre,
sein neues Album Geboren, um zu lauern zu nennen, so hätte das Cover diese beiden Gestalten gezeigt. Schon
seit einer Stunde warteten sie im Nebel. Eine Zeitlang belauerten sie sich gegenseitig,
um nicht aus der Übung zu kommen. Sie waren durchaus imstande, die ganze Nacht
über zu lauern und sich genug Düsternis zu bewahren, um am Morgen einen
Lauer-Spurt einzulegen.
    Nach weiteren
zwanzig Minuten erklang eine ungeduldige Stimme. »Verdammter Mistkerl. Er hätte
schon vor Stunden eintreffen
müssen.«
    Die Worte
stammten von Hastur, seines Zeichens Höllenfürst.
    Viele Phänomene – Kriege,
Seuchen, unangekündigte Steuerprüfungen – werden darauf zurückgeführt, daß sich
Satan in die Angelegenheiten der Menschen einmischt und maßgeblichen Einfluß
darauf nimmt.
Aber wenn sich irgendwo Studenten der
Dämonologie versammeln, so kommen sie schon nach kurzer Diskussion überein, daß
die Londoner Autobahn M25 ganz oben auf der Liste der Existenzbeweise Satans
stehen müßte. Sie irren sich natürlich mit ihrer Annahme, die betreffende
Straße sei nur deshalb Teil des Bösen auf Erden, weil sie jeden Tag einen hohen
Blutzoll verlangt und bei Tausenden von Autofahrern Wutanfälle bewirkt.
    Nur sehr wenige
Menschen wissen, daß die Form der M25 dem Zeichen Odegra entspricht. Jenes Symbol stammt aus der Sprache der Schwarzen
Priesterschaft des Uralten Mu und bedeutet ›Gruß dem Erbarmungslosen Tier und
Weltenverschlinger‹. Tag für Tag kriechen Myriaden qualmender Wagen über die
Autobahn, und sie haben die gleiche Wirkung wie Wasser auf eine Gebetsmühle,
mahlen einen endlosen Nebel aus hochgradig Bösem, der die metaphysische
Atmosphäre im Umkreis von vielen Meilen verseucht.
    Die M25 war
eins der größten Verdienste Crowleys. Er brauchte Jahre, um diese Leistung zu vollbringen, und die Vorbereitungen umfaßten:
Datenmanipulationen in drei verschiedenen Computern, zwei Einbrüche und eine
Bestechung (für die er allerdings nur einen bescheidenen Betrag verwendete).
Als trotzdem der erhoffte Erfolg ausblieb, entschloß er sich zu drastischeren
Maßnahmen. In einer regnerischen Nacht stapfte er durch den Matsch eines halb
überschwemmten Felds, griff nach Absteckpflöcken und versetzte sie um einige in
okkulter Hinsicht geradezu unglaublich bedeutende Meter. Als Crowley den ersten
dreißig Meilen langen Stau beobachtete, genoß er das überaus angenehme Gefühl,
schlechte Arbeit außerordentlich gut geleistet zu haben.
    Er bekam eine
Belobigung dafür.
    Derzeit befand
sich Crowley östlich von Slough, und seine Geschwindigkeit betrug hundertzehn
Meilen pro Stunde. Wenn man klassische Maßstäbe anlegte, sah er eigentlich gar
nicht wie ein Dämon aus. Ihm fehlten Hörner und Flügel. Zugegeben, er hörte
sich eine Best of Queen-Kassette an, aber daraus lassen sich keine Schlußfolgerungen ziehen – alle
Musikkassetten, die länger als zwei Wochen in einem Wagen liegen, verwandeln
sich auf geheimnisvolle Weise in Best of Queen-Alben. Im Augenblick gingen
Crowley keine besonders dämonischen Gedanken durch den Kopf. Er fragte sich
gerade, ob es nicht angebracht sei, den Weltuntergang mit hunderttausend Watt
starken Heavy Metal-Klängen einzuleiten. Das größte Festival aller Zeiten. Und
gleichzeitig das letzte.
    Crowley hatte
dunkles Haar und hohe Jochbeine. Er trug Schuhe aus Schlangenleder – oder
zumindest lag die Vermutung nahe, daß er Schuhe trug –, und mit der Zunge
konnte er einige recht seltsame Dinge anstellen. Manchmal, wenn er zerstreut
war, zischte er leise.
    Außerdem
zwinkerte er nur selten.
    Er fuhr einen
schwarzen Bentley Baujahr 1926, den er von sich selbst gekauft und gut gepflegt
hatte.
    Für seine
Verspätung gab es einen schlichten Grund: Crowley fand enormen Gefallen am zwanzigsten Jahrhundert. Er hielt es für besser als das siebzehnte
und

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