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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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— verbringe? Den Abend oder vielleicht die ganze Nacht«, sagte sie gelassen.
    »Oh, doch, ich habe einiges dagegen. Aber das sind rein persönliche Einwendungen. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, zu tun und zu lassen, was Sie wollen.« Seggelin steckte sich eine Zigarette an. »Dieser nette Herr dort drüben ist übrigens ein von mir bezahlter Privatdetektiv. Ich wollte keinen Staub aufwirbeln, Sie verstehen. Er wird Sie nicht aus den Augen lassen. Es ist Ihnen doch recht?«
    Was hatte man mit ihr vor? Hatte die Pechsträhne denn nie ein Ende?
    Vor einem halben Jahr, ehe die Sache mit Bernhard und Lisa aufgekommen ist, lief ich um diese Zeit quietschvergnügt mit dem Staubsauger herum und machte meine Wohnung sauber, dachte Bettina sehnsüchtig. Sauber, alles war sauber, in mir und um mich herum. Ich hörte Radio, und Bibi lief mir zwischen den Beinen herum, und ich dachte, daß ich mein Leben ewig mit kleinen, netten Einladungen als wohlbehütetes Eheweib verbringen würde.

    Während Bettina auf einem Barhocker in Rom wehmütigen Gedanken nachhing, kam ihr Mann von einer Besprechung mit seinem Anwalt. Er war mit sich und dieser Besprechung sehr zufrieden. Er würde Bettina eine Scheidung aus beiderseitigem Verschulden vorschlagen. Nur keine langen Fisimatenten! Und keine schmutzige Wäsche vor der Öffentlichkeit waschen! Man hatte sich ineinander getäuscht, das war alles. Im Grunde war natürlich Bettina die Alleinschuldige mit ihren spinösen Ideen. Sie hatte manchmal an seiner Schulter geweint, völlig grundlos, und oft, kurz bevor Gäste kamen. An dem Tag zum Beispiel, als sie den Mann von Siemens mit seiner Frau bei sich erwarteten. Ein sehr, sehr wichtiger Mann, für Bernhard wichtig.
    »Mir ist er ganz schnuppe, mir bist nur du wichtig«, hatte Bettina geschluchzt. »Wie sehe ich aus?«
    »Wieso?«
    »Warum sagst du mir nie, nie mehr, daß ich hübsch bin und dir gefalle?«
    »Das weißt du doch selbst!«
    »Aber heute, Bernhard, heute hättest du mir einmal ein nettes Wort sagen können oder mich anlachen oder mir eine Kleinigkeit mitbringen!«
    »Kleinigkeit? Ein Gänseblümchen? Und wieso das?« Er war etwas nervös. Ausgerechnet jetzt!
    »Ja, auch ein Gänseblümchen hätte es getan. Heute vor vier Jahren hatten wir den Autounfall. Mein linker Arm war angeknackst, und du hattest einen Schnitt quer über die Stirn.« Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger die fadendünne Narbe entlang.
    »Ja, ich weiß. Aber ich bitte dich, Bettina! Es ist gleich sieben.«
    »Und auf der Unfallstation haben wir uns verlobt. Heute vor vier Jahren.«
    »Ja, ja, mein altes Mädchen.« Bernhard tätschelte Bettinas Schulter. »Unsere Verlobung. Da gehörte eine Menge Mut dazu.« Es kam ihm sehr darauf an, Eindruck zu schinden, wenn der Mann von Siemens erschien.
    »Abenteuergeist.«
    »Gut, Abenteuergeist. Denn damals war es absolut noch nicht ‘raus, ob ich bei meinem Onkel einsteigen konnte, und heute sitze ich dick drin. Nun mach aber vorwärts, Mädchen. Hast du Tonicwasser besorgt?«
    Bettina nickte. Sie sah Bernhard unglücklich an. »Unsere Ehe ist so — so blutlos. Spürst du es denn nicht selbst?«
    Nein, er spürte es nicht. Das Kind war gesund. Er verdiente gut. Er schlief auch gut, denn er ging früh zu Bett und achtete auf seinen Achtstundenschlaf. Er hatte Bettina beigebracht, so zu kochen, wie seine Mutter gekocht hatte, und auch seine Hemden und Unterwäsche genauso in den Schrank zu ordnen. Er hatte eine Lebensversicherung abgeschlossen und zahlte pünktlich in die Bausparkasse. Du liebe Zeit, worüber konnte Bettina sich denn beschweren?
    »Ich kann es dir nicht erklären, Bernhard. Du mußt selbst spüren, was mir fehlt«, sagte Bettina immer. »Ich bin mit einem solchen Enthusiasmus in unsere Ehe gegangen. Weißt du noch, ganz am Anfang, wenn wir zusammen im See gebadet haben? Wir haben uns bei der Hand genommen und sind lachend miteinander ins Wasser gelaufen. Heute tauchst du schweigend deine große Zehe ein, prüfst die Temperatur und schwimmst deine Runde. Dann frottierst du dich ab, basta.«
    »Mit der großen Zehe die Temperatur prüfen und sich abfrottieren ist ja schließlich nicht ehewidrig, oder?«
    Er zog ein mürrisches Gesicht, und Bettina gab es auf, sich ihm begreiflich machen zu wollen.
    »Wenn unsere Ehe irgendeinen neuen Impuls bekommen würde...«, meinte sie verzweifelt.
    Dieser Impuls ließ nicht lange auf sich warten. Er kam von Bettinas bester Freundin Lisa. Sie begann lange

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