Ein Hund namens Gracie
das Landleben den Mädchen, vor allem Gracie, gut tun würde. Was ich nicht geahnt hatte, war, wie gut es mir tun würde. Zum ersten Mal in meinem Leben als Erwachsener schaltete ich herunter. Es war klar, dass ich nicht ewig mit Gracie zusammen sein konnte, und das Herunterschalten gewährte mir mehr Zeit mit ihr. Wenn das Wochenende anrollte und wir nicht unterwegs waren, erlaubte ich mir tatsächlich, zu faulenzen und gar nichts zu tun. Ich hatte kein Bedürfnis, ins Auto zu springen und zu einem Laden, Restaurant oder zu Freunden zu fahren, geschweige denn in die Firma. Aber ich verspürte den starken Wunsch, einfach zu Hause zu bleiben. Und nichts im Leben war schöner, als auf der Terrasse in der Sonne zu liegen, Gracie neben mir, und dem Wind und den Bienen zu lauschen. Oder mir nachts das sternenübersäte Firmament anzusehen. Nie hätte ich gedacht, dass der Kosmos so viele Sterne barg.
Doch gab es noch andere Dinge, die zu erwägen waren. Wie etwa die Frage der Nachfolge. Ron brachte das Thema eines Abends sehr vorsichtig zur Sprache. Wir standen auf dem Parkplatz.
»Jungs, wir müssen etwas besprechen, von dem ich weiß, dass es wehtun wird. Wir müssen das Problem heute nicht lösen, aber ich möchte es zumindest einmal ansprechen.«
Ich hielt den Atem an.
»Es geht um die Mädchen«, fuhr Ron fort. »Ihr wisst wahrscheinlich, worauf ich hinaus will.«
Ich wusste es nicht, und ich war mir sicher, dass ich es auch gar nicht wissen wollte.
»Ich liebe sie alle drei«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass man sie mehr lieben könnte, als ich es tue. Aber sie werden nicht jünger. Und irgendwann in der nahen Zukunft müssen wir darüber nachdenken, ob sie Nachfolgerinnen haben sollen oder nicht.« Ron atmete schwer aus, als habe er schon lange darauf gewartet, uns darauf anzusprechen.
»Ich weiß«, sagte Mark. »Ich weiß es ja. Ich denke schon seit einer Weile darüber nach, und ich bin mir sicher, Dan tut es auch.« Er sah mich an.
»Oh ja.« Ich lächelte schwach, weil ich das Vermögen zu sprechen verloren hatte.
Ron gab mir einen Klaps auf die Schulter. »Das freut mich. Es muss ja auch nicht heute entschieden werden. Ist nur Gedankenfutter.«
Das war eher milde ausgedrückt. So wenig Mark und ich uns damit auseinander setzen wollten, so hatten sich doch Millionen von Leuten in Amerika daran gewöhnt, Sarah, Dottie und Gracie bei unseren großen Eröffnungen und Publicity-Reisen zu sehen. Die Menschen hatten die Mädchen bei Oprah Winfrey gesehen, bei Conan O’Brien, in der Today Show, auf CNN und in Dutzenden anderer Shows, von unserer eigenen einmal abgesehen. Wenn Sie bedenken, dass dazu noch die Photos und Geschichten in den Hunderten von Zeitungen und Zeitschriften kamen, dann können Sie vielleicht verstehen, dass wir in manchen Wochen mehr als 6000 E-Mails und Briefe bekamen! Ja, Mark und ich bekamen auch ein paar ab, aber die Mehrzahl war an Sarah, Dottie und Gracie adressiert. Außerdem waren die Mädchen auf unserer Website zu sehen, auf unseren Verpackungen, Firmenbroschüren, auf den Etiketten, in unserem Hundekatalog... und hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Firma Three Dog Bakery heißt? Es gab keinen Weg drum herum: Die Firma, das waren Sarah, Dottie und Gracie.
Beim Mittagessen am nächsten Tag in unserem Lieblingsimbiss nahmen wir das Thema wieder auf (sie haben dort hausgemachte Pommes frites, die richtig kross sind).
»Also, was sollen wir machen?« fragte ich Mark. »Sollen wir jemand zur Rollenbesetzung für Hunde, die Sarah, Dottie und Gracie ähneln, anstellen? Macht ihr das auch, wenn mich ein Lastwagen überfährt? >Hallo! Dan kann heute leider nicht bei uns sein, aber hier ist sein eineiiger Zwillingscousin, Stan.< Ist das der Plan?«
Mark hatte diesen abwesenden Blick und sagte nichts.
»Nun?«
»Ich denke nach!« Er blinzelte, um es zu beweisen. »Ich glaube, Don wäre besser.«
»Klar, du bist witzig. Mann, ich mach mir gleich in die Hose!«
»Weißt du was? Überleg doch mal! Wir haben jetzt all diesen Platz, so viele Morgen für einen abenteuerlustigen Welpen, und die Anleitung dreier weiser ausgewachsener Hundetanten. Wir erzählen doch dauernd, was für eine gute Tat es ist, einen verstoßenen Hund aufzunehmen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Mädchen Gesellschaft bekommen.«
MEINE BEIDEN DOGGEN
Weil Doggen nicht so lange leben, wusste ich, dass es logisch war, zuerst eine Erbin für Gracie zu suchen. Logik machte das
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