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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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Schwestern gelangen konnte, ohne vom Großen Wasser verschluckt zu werden. Dann kam ihr wieder einmal die Natur zu Hilfe, diesmal in Gestalt einer Welle, die sich über ihr auftürmte und direkt über ihr brach.
    Ich war auf der Stelle bereit, hineinzuspringen und mein Hündchen in Not zu retten (vielleicht hätte ich auch die Ehrenmedaille der Pfadfinder gewonnen), aber mein heroischer Impuls lief ins Leere. Gracies glänzender Kopf erhob sich aus der Brandung, sie schüttelte ihn, sah sich um und bemerkte, dass sie weder den Boden berührte noch unterging. Dann drehte sie sich nach Sarah, Dottie und Mark um und tat das, was für einen Hund im Wasser das nahe Liegendste ist: Sie hunde-paddelte. Und dann tat sie das, was für sie das nahe Liegendste war: Sie blieb im Wasser und spielte, bis alle anderen, die sie kannte, genug hatten. Nach mehr als einer Stunde Wasseraerobic kam sie gemächlich aus den Wellen an den Strand, legte sich neben uns in den Sand und schlief prompt ein. Für mich war es ein Tag des großen Geschäfts gewesen, aber für Gracie war es einfach ein Tag in der Sonne.
     

     

GRACIES VERBRECHERJAGD
     
    Eigentlich hatten wir den Tag San Diego für das große Abenteuer des Jahres gehalten, bis ich eines Nachts neben dem Kamin stand, wo ich mich vergeblich aufzuwärmen versuchte. Ich trank eine Tasse heißen Kaffees und hatte meine treue Gracie zur Seite. Mark lag in seiner üblichen spätabendlichen Stellung schnarchend auf der Couch, von zwei fellbesetzten Bücherstützen flankiert. Plötzlich stand Gracie auf und fing an zu bellen.
    Als Gracie zu uns kam, waren ihre Sinne noch nicht fein ausgebildet. Sie schlief meistens, wenn wir abends von der Arbeit nach Hause kamen, und bemerkte Sarahs und Dotties Bellen und Herumtanzen an der Tür überhaupt nicht. Oft blieb mir Zeit, erst mal richtig anzukommen, bevor ich sie holen ging. Sie sah immer etwas betreten aus, wenn ich sie weckte, als hätte ich sie dabei erwischt, im Job zu schlampen. Doch als sie heranwuchs, schärften sich ihre anderen Sinne. Wenn sie schlief und nicht bemerkte, wie Sarah und Dottie unsere Ankunft ankündigten, so roch sie uns noch in ihrem tiefsten Schlaf. (Ich schreibe das ihrer außerordentlich guten Nase zu und nicht unserem scharfen Geruch, auch wenn ich mir nicht anmaße, für Mark zu sprechen, möchte ich doch zu Protokoll geben, dass ich ein Markendeo benutze.)
    Wollte ich Gracies Aufmerksamkeit auf mich lenken, wenn ich im ersten Stock war und sie unten, dann konnte ich sie offensichtlich nicht einfach so rufen wie Dottie und Sarah (die reagierten zwar auch nicht, konnten mich aber wenigstens hören). Normalerweise
    musste ich Gracie im Garten suchen, hinuntergehen, quer über die Veranda in den Garten laufen und ihr auf die Kruppe klopfen. Manchmal lieferte sie mir jedoch wunderbare Beispiele ihrer scharfen Sinne. Ab und zu, wenn ich sie durch das Küchenfenster beobachtete, schoss ihre Nase plötzlich in die Luft - hoch in die Luft - und sie atmete ganz tief ein. Dann raste sie wie ein Blitz in den Vorgarten. Warum? Sie hatte den Geruch des Briefträgers wahrgenommen, der noch ein paar Häuser weiter war. Wenn ich an der Haustür anlangte, um meinen Verdacht zu bestätigen, stand der Briefträger am Rande des Bürgersteigs, vor Angst wie angewachsen. Gracie mag ja taub gewesen sein, aber es war schwer, ihr etwas vorzumachen.
    Auch ihr Tastsinn war besser als bei normalen Hunden. Mir fiel zum Beispiel auf, dass ich mit einem kleinen Tappen auf den Boden ihre Aufmerksamkeit am anderen Ende des Zimmers erregen konnte. Sarah und Dottie fielen Vibrationen gar nicht auf, aber Gracie konnte sie fühlen - dann hob sie den Kopf, manchmal mitten im Tiefschlaf, als hätte sie etwas gehört. Ich fragte mich oft, ob sie vielleicht auf einer anderen Frequenz hörte oder einen höheren Ton als andere Hunde. An diesem Novemberabend bewies sie es. Obwohl sie von Natur aus keine Kläfferin war, erschütterte sie jetzt das Haus in seinen Grundmauern mit ihrem grimmigen Gebell, das aus ihrem tiefsten Inneren zu kommen schien. Ich konnte mir nicht vorstellen, weshalb sie bellte, aber ich kannte sie gut genug, um sie nicht aufzuhalten, als sie zum Hintereingang stürmte.
    Als ich sie einholte, stemmte sie sich mit den Vorderpfoten gegen die Hintertür, immer noch laut bellend. Ich spähte hinaus. Der dunkle Garten war leer.
    »Sieh mal«, sagte ich. »Nichts.« Ich machte das Zeichen für nichts, eine Hand, die ein imaginäres

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