Ein Hund namens Gracie
Ganze nicht besser, aber mich tröstete der Gedanke, dass wir einen wunderbaren Welpen finden würden, der in Gracies Pfotenstapfen trat.
»Zwei Bedingungen«, sagte ich. »Es muss eine Deutsche Dogge sein. Und sie muss aus dem Tierheim kommen - kein Kauf beim Züchter. Und es muss ein Welpe sein. Das ist alles.«
Mark zog eine Braue hoch. »Das sind drei Bedingungen.«
»Willst du es leichter oder schwerer machen?«
Wie sich herausstellte, machte Mark die Sache leichter. Er hatte die brillante Idee, auf unserer Website bekannt zu geben, dass wir eine Nachfolgerin (doch Gott weiß, keinen Ersatz) für Gracie suchten. Wir waren von der Lawine von E-Mails, Briefen und Postkarten überrascht, die an Gracie gerichtet waren und ihr gute Besserung wünschten oder die an uns gerichtet waren und sich in unsere Lage einfühlten.
Eine Woche später blätterte Mark durch die etwa dreihundert Photos, die wir bekommen hatten, und dabei entdeckte er sie. Sie hieß Claire. Sie war mager. Sie war klein. Sie war ein Albino. Und sie war taub. Ihr Bild und ihre Geschichte kamen vom Heim für Deutsche Doggen in Houston - sie schrieben, sie habe bei einer Gruppe verwahrloster Obdachloser in Beaumont gelebt und sei unglaublich süß und liebenswert. Sie warnten uns sogar ganz explizit: »Wenn Sie sich nicht sicher sind, dann kommen Sie lieber nicht - wenn Sie kommen, haben Sie nämlich keine Chance, ohne sie abzureisen.« Sie warnten uns auch in einer anderen Hinsicht: »Sie glaubt, die Welt sei ein einziger Lutscher.«
Ich gab Mark den Brief zurück. Er überflog ihn in zehn Sekunden, sah hoch und hatte so etwas Dringliches im Blick. »Den Hund müssen wir haben!«
Nun, er hatte sich auf sie eingeschossen. Sollte ich deswegen mit ihm streiten?
Wie es das Pech so wollte, mussten wir in den nächsten drei Tagen unsere Show aufnehmen. Wie es das Glück (und eine gute Erziehung plus ein guter Charakter) wollte, sprang Neffe Nummer eins für uns in die Bresche.
Michael war einer von Gracies besten Freunden, und in der Minute, in der er erfuhr, dass wir Hilfe brauchten, meldete er sich freiwillig, um Claire abzuholen.
Am Abend kam er zum Essen bei uns vorbei und verbrachte zwei Stunden mit Gracie vorm Kamin. Er erklärte ihr, was er vorhatte und warum das ihre Beziehung nicht im Geringsten verändern würde. Gracie antwortete, indem sie mit dem Schwanz wedelte und ihren Kopf in seinen Schoß legte, während er ihr den Bauch streichelte.
Michaels Worte waren ein Echo meiner eigenen Gedanken. Ich war gespannt auf das neue Mitglied unseres Tierkönigreiches, aber zugleich machte ich mir Sorgen, Gracie könnte denken, dass ich sie weniger liebte. Ich hätte mir allerdings keine Sorgen zu machen brauchen, Gracie hatte mir noch einiges über wahre Liebe beizubringen.
Drei Tage später standen wir in der Auffahrt, um die Liebe in Form einer 20 Pfund schweren weißen Lumpenpuppe namens Claire kennen zu lernen.
Mark und ich standen an der Haustür - wir hatten die Mädchen drinnen gelassen -, als Michael Claire behutsam auf der Kiesvorfahrt absetzte, auf uns zeigte und ihr einen kleinen Klaps gab, damit sie loslief.
Wir hatten ja Erfahrung mit tauben Hunden und machten große Bewegungen auf uns zu, und sie kam -fast kriechend zwar, weil sie jeden Kieselstein auf dem Weg eingehend untersuchen und ablecken musste, aber sie kam.
Während Mark Photos machte, ging mir durch den Kopf, woher sie kam und was sie alles durchgemacht haben musste. Ich dachte an Gracies Welpenzeit zurück und wie ich sie einsam und unbeachtet auf dem kalten Zementboden liegend gefunden hatte. Da konnte ich mich nicht mehr halten, ich rannte hin und hob Claire hoch.
Mark und Michael und seine Freunde scharten sich um uns. Sie sprachen über ihre Reise und wie sie es geschafft hatten, die 16 Stunden reine Fahrtzeit in 17 Stunden inklusive Pausen runterzureißen, auf dem Hinweg wie auf dem Rückweg. Aber ich war abgetaucht in meine eigene Welt mit Claire, die mir das Gesicht ableckte. Ich konnte nicht glauben, wie klein sie war. Ich habe Tausende von Hunden gesehen, davon viele kleine Hunde, auch viele Welpen, aber es war schon so lange her, dass einer von meinen Hunden so klein gewesen war!
Mark grinste: »Man vergisst, dass sie in dieser Größe kommen, stimmt’s?«
»Ja, komplett.«
»Wir sollten uns daran freuen, solange es dauert - wie wir von Gracie wissen, dauert es nicht lange.«
Die Mädchen waren daran gewöhnt, dass manchmal streunende Hunde
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