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Ein Hund zu Weihnachten

Ein Hund zu Weihnachten

Titel: Ein Hund zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Kincaid
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seinem Freund und treuen Gefährten, gehört hatte, auswendig und falsch nach. Ich musste ihn immer bitten, die Kopfhörer abzunehmen, damit ich mit ihm reden konnte. Er folgte der Aufforderung gerne, nahm sie aber von sich aus nur ganz selten ab.
    Das Wichtigste in Todds Leben war seine Beziehung zu Tieren. Er kümmerte sich um sie, zog sie auf, liebte  sie und lachte mit ihnen. Ich bin den ganzen Tag drau ßen und versorge meine Tiere. Nach Feierabend möchte ich die Arbeit hinter mir lassen, deswegen versuche ich, alle Tiere aus meinem Haus fernzuhalten. Aber wann immer ein Tier in eine Lattenkiste, einen Handwagen, einen kleinen oder einen großen Stall passte, versuchte Todd, es in unserem Schuppen oder in der Garage unterzubringen und in den meisten Fällen auch in sein Zimmer zu schmuggeln. Das war bei Eichhörnchen, Hasen und Vogeljungen in Ordnung, schwierig wurde es bei Stinktieren, Schlangen und Kröten. Darüber hinaus herrschte in Todds Zimmer immer schreckliche Unordnung, sodass sich alle möglichen Arten von ungeladenen Gästen perfekt tarnen konnten.
    Als er älter wurde, sah Todd endlich ein, dass er wilden Tieren ihre Freiheit zurückgeben musste. Alles andere wäre grausam gewesen. Einzige Ausnahme waren Tiere, die verletzt waren oder aus einem anderen Grund nicht für sich selbst sorgen konnten. In der Folge fand jedes verletzte, verstümmelte oder verlassene Tier aus dem ganzen Land direkt den Weg auf unsere hintere Veranda.
    Wir hatten kein Geld für einen Tierarzt, und so übernahm Todd diese Rolle. Er kannte keine Zurückhaltung, wenn es darum ging, telefonisch Rat einzuholen. Oft musste ich mir einiges einfallen lassen, um ihn vom Telefon fernzuhalten.
    Wenn es um seine Rettungsaktionen ging, war Todd äußerst hartnäckig. Selten wimmelte jemand ihn ab, weil er zu beschäftigt war. Die Leute redeten auch nicht aus Mitleid mit ihm. Vielmehr hatte Todd die Gabe, andere mit seinem Enthusiasmus anzustecken, und ehe man es begriff, war Todds Bedürfnis auch das eigene.
    Als Erstes rief er Jim Morton, unseren Tierarzt, an, der ihm wiederum die Nummer des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums oder des National Park Service gab, je nachdem, ob Todds aktueller Patient laufen, klettern, fliegen oder kriechen konnte. Es konnte passieren, dass man zufällig ins Zimmer kam und Todd gerade mit einem Professor für Vogelkunde an der Universität über einen gebrochenen Vogelflügel konferierte. Binnen kurzem hatte man den Eindruck, dass das gesamte amerikanische Universitätssystem Themen wie Welthungerhilfe und Quantenphysik aufgegeben hatte - schließlich war da das Problem mit Todds Vogel, dem man sofort die nötige Aufmerksamkeit widmen musste.
    Todd hatte seine eigene Art, die Dinge ins Rollen zu bringen. Und wenn er das tat, ließen wir alles liegen und stehen. Was diesmal kommen sollte, traf mich allerdings vollkommen unvorbereitet.
    An einem Nachmittag Anfang Dezember stürzte Todd mit seinem Radio in der Hand in unseren Schuppen und versuchte hektisch, eine Telefonnummer aufzuschreiben. Dann gab er mir den zerknitterten Zettel.
    »Die ist für einen Weihnachtshund«, sagte er.
    »Jetzt mal langsam, Todd. Wovon redest du?«
    »Das Tierheim sucht Leute, die über die Weihnachtsfeiertage einen Hund aufnehmen.«
    »Todd, die suchen ständig Leute, die einen Hund aufnehmen. Das ist ihre Aufgabe. Im Übrigen brauchen wir hier nicht noch ein Tier, und schon gar keinen Hund.«
    Wir hatten seit vielen Jahren keinen Hund mehr auf der Farm gehabt, und so sollte es meiner Meinung nach auch bleiben. Meine Gründe, warum ich keinen Hund wollte, lagen in der Vergangenheit. Es war bisher immer schlecht ausgegangen, wenn ich einen Hund in mein Leben gelassen hatte, und ich wollte es auf keinen Fall noch einmal versuchen. Ich hatte zwanzig Jahre lang Todds Brüdern und seiner Schwester den Wunsch nach einem Hund abgeschlagen und sah keinen Grund, meine Haltung nun zu ändern.
    »Ist ja nur über Weihnachten«, sagte Todd in einem Ton, der für seine Verhältnisse schon ziemlich streitlustig war. »Danach kann man ihn wieder zurückbringen, wenn man will. Sie haben viele Hunde, die kein Zuhause haben.«
    Ich schob den Zettel in meine Hosentasche und  hoffte, Todd würde die Sache vergessen. Aber Todd beharrte auf dem Thema mit der ihm eigenen unschuldigen Hartnäckigkeit, die einem auf die Nerven fallen konnte und doch irgendwie auch liebenswert war.
    »Darf ich anrufen?«, bat er, als ich gerade gehen

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