Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
einem Skateboard machen konnte. Doch im Sommer zog meine Familie dann von London nach Toronto, und keiner der Jugendlichen, die ich dort kennenlernte, hatte etwas mit Skateboarden am Hut. Also ließ auch ich es wieder sein.
Viele halten es für eine traumatische Erfahrung, wenn ein Kind alle paar Jahre aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen wird. Aber ich war ehrlich gesagt nie traurig, wenn wir umzogen. Da ich so überdreht war, hatte ich, wo auch immer wir lebten, zum Zeitpunkt, da wir erneut unsere Sachen packten, um weiterzuziehen, meinen Willkommensbonus in der Regel längst verspielt. Jeder Umzug war für mich daher eher eine Chance für einen Neustart, dafür, reinen Tisch zu machen und alle Probleme hinter mir zu lassen, die ich an einem Ort aufgetürmt hatte.
Nachdem das Skateboarden sich erledigt hatte, fand ich schnell andere Dinge, um mir die Zeit in Toronto zu vertreiben. Eine ganz wichtige Sache war Heavy Metal. Dabei hatte ich diese Musik rein zufällig entdeckt: Mit zehn Jahren schlenderte ich durch die Musikabteilung eines Londoner Kaufhauses, da fiel mir das Cover des Iron-Maiden-Albums The Number of the Beast auf. Ich kannte weder die Band noch hatte ich irgendeine Ahnung von Heavy Metal, doch das Bild auf dem Cover – das monsterhafte Maskottchen der Band, Eddie, hält wie ein Marionettenspieler einen gehörnten Teufel mit Dreizack – war für einen Zehnjährigen, der ein knallharter Typ sein wollte, das Coolste, was er je gesehen hatte. Ich kaufte die Kassette und hörte sie ein paar Tage lang rauf und runter. Dann rannte ich im Haus herum und sang zur Freude meiner Mutter den Text von » Run to the Hills « (»… vergewaltigen die Frauen und töten die Männer«). Als Mama dem zum ersten Mal richtig zugehört hatte, riss sie das ganze Tonband aus der Kassette, doch schon kurze Zeit später besaß ich eine überspielte Kopie, die ich von einem Nachbarsjungen bekommen hatte.
Irgendetwas an Iron Maiden und an Metal ganz allgemein sprach mich einfach an. Ich hatte ja das Gefühl, nirgendwo richtig hinzupassen, und da war diese Musik, die diesem sozialen Unbehagen zu huldigen schien und eine Gruppe gleichermaßen merkwürdiger Typen bot, denen man sich zugehörig fühlen konnte. Ich habe immer gern herumerzählt, dass mir mein erstes Iron-Maiden-Album im Alter von zehn Jahren klarmachte, dass ich ein Metal-Fan bin, mein erstes Mötley-Crüe-Album mir mit elf zeigte, warum, und mein erstes Slayer-Album mit zwölf bewies, wie furchtbar die Lage tatsächlich war. Obwohl das eine starke Vereinfachung ist, entspricht es im Wesentlichen der Wahrheit.
In Toronto wurde ich zum absoluten Heavy-Metal-Anhänger. Ich trug schwarze Konzert-T-Shirts, frisierte meine Haare im Oben-kurz-hinten-lang-Stil, was stark in die Richtung Vokuhila ging, und war von dem Ganzen fast schon besessen. Die Kinder an der Schule stichelten und nannten mich einen Teufelsanbeter. Das machte mich richtig wütend, aber irgendwie hatte ich es auch verdient. Wie alles, was ich anpackte, war auch meine Begeisterung für Heavy Metal völlig überzogen. Da ich aufsässig wirken und schockieren wollte, zwang ich jedem diese Metal-Fan-Version von mir auf.
Aber Ozzy Osbourne und Mötley Crüe waren nicht gerade die besten Vorbilder für ein hyperaktives Kind, in dessen Familie es Suchtprobleme gab. Insbesondere auf Mötley Crüe hatte ich mich besonders leidenschaftlich und auf ungesunde Weise fixiert. Als Zwölfjähriger wollte ich einfach nur wie diese Typen sein, und auch wenn ich nicht dazu geeignet war, Musiker zu werden, wollte ich doch mein ganzes Leben nach dem Vorbild dieser Band ausrichten. Viele Jahre später freundete ich mich tatsächlich mit dem Schlagzeuger von Mötley Crüe, Tommy Lee, an, und als er sein Buch Tommyland schrieb, bat er mich, dafür etwas über ihn zu schreiben. Ich schrieb also: »Du warst mein Held, weil du dich schrecklich schlecht benommen hast, nicht weil du ein toller Schlagzeuger warst.« Das bringt das Ganze ungefähr auf den Punkt.
Auch in anderer Hinsicht kannte ich keine Zurückhaltung. Der 17. Januar 1987 war der sechste Jahrestag der Bandgründung von Mötley Crüe, den es meiner Meinung nach zu feiern galt. Daher mopste ich aus dem Weinkeller meiner Eltern eine Flasche Rotwein und trank am Morgen jenes Tages einige Schlucke auf dem Weg zur Schule. Dann versteckte ich die Flasche im verschneiten Vorgarten eines im Bau befindlichen Hauses.
Ich war zwölf, und dies war nicht das erste
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