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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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außerhalb angeknüpft haben könne, so lag es auf der Hand, daß nur der Zufall ihn auf die Entdeckung jenes Maulwurfsbaues geführt, und daß er die Flucht ergriffen habe, ohne an Die zu denken, welche er ohne Anstand zurückließ, so als ob sie gar nicht vorhanden wären.
    Mrs. Weldon sah sich wohl zu dieser Annahme genöthigt, und doch dachte sie gar nicht daran, dem armen Manne zu zürnen, der, wie ihr bekannt, oft handelte, ohne sich davon Rechenschaft zu geben.
    »Der Unglückliche! Was wird aus ihm geworden sein?« fragte sie sich voll Theilnahme.
    Selbstverständlich wurde der Maulwurfsbau noch an dem nämlichen Tage fest und sorgsam zugefüllt und die Ueberwachung innerhalb und außerhalb der Factorei mit doppelter Strenge geregelt.
    Für Mrs. Weldon und ihr Kind begann wieder das frühere, eintönige Leben.
    Inzwischen trat ein, zu dieser Jahreszeit im Lande sehr ungewöhnliches klimatisches Ereigniß ein. Mit dem 19. Juni begannen sehr anhaltende Regengüsse, obwohl die Periode der Masika, welche mit dem April endigt, schon vorüber war. Der ganze Himmel schien sich geöffnet zu haben und fortwährende Platzregen überschwemmten das Gebiet von Kazonnde.
    Was aber für Mrs. Weldon, die auf ihre kleinen Spaziergänge innerhalb der Factorei verzichten mußte, nur eine Unannehmlichkeit darstellte, wurde zum öffentlichen allgemeinen Unglück für die Landesbewohner. Alle von der reisen Ernte bestandenen Niederungen lagen völlig unter Wasser. Die Einwohner der Provinz, denen es plötzlich an Nahrung mangelte, litten bald unter dem bittersten Nothstande; die sonst in dieser Jahreszeit vorzunehmenden Arbeiten konnten nicht ausgeführt werden, und weder die Königin Moina noch ihre Minister wußten, was sie dieser Katastrophe gegenüber beginnen sollten.
    Man nahm seine Zuflucht zu den Magikern, doch nicht zu denen, deren Geschäft darin besteht, durch ihre Beschwörungen und Zaubereien Kranke zu heilen oder den Eingebornen die Zukunft vorherzusagen. Es handelte sich ja um ein allgemeines Unglück, und deshalb wurden die besten »Mganugas«, welche die Macht besitzen sollen, die Regen hervorzurufen oder aufhören zu lassen, gebeten, die Gefahr zu beschwören.
    Dabei ging freilich ihr Latein zu Ende. Mochten sie nun ihre langen, eintönigen Gesänge anstimmen, ihre Schellen oder Glöckchen schwingen, ihre kostbarsten Amulette hervorholen, darunter vorzüglich ein mit Rindenstückchen und Kuhmist gefülltes Horn, dessen Spitze wieder in drei kleine Hörner ausläuft, mochten sie die geweihten Kügelchen aus Kuhmist auswerfen oder den höchsten Personen am Hofe in’s Gesicht speien – es gelang ihnen doch nicht, die bösen Geister zu vertreiben, welche die Bildung der Wolken regieren.
    Die Nothlage verschlimmerte sich mehr und mehr, als die Königin Moina auf den Gedanken kam, einen berühmten Mganuga herbeizurufen, der sich damals im Norden von Angola aufhielt. Es war das ein Hexenmeister ersten Ranges, dessen Kenntnisse umsomehr bewundert wurden, als man sie in dieser Gegend, welche er noch niemals besuchte, eben noch nicht erprobt hatte. Ueberall war jedoch von seinen Erfolgen rücksichtlich der Masikas die Rede.
    Am Morgen des 25. Juni verkündete der neue Mganuga durch helles Schellengeläute geräuschvoll seinen Einzug in Kazonnde.
    Der Zauberer begab sich geraden Weges nach der Tchitoka, wo ihm sofort eine Menge Eingeborner entgegenströmte. Der Himmel sah etwas weniger regnerisch aus, der Wind zeigte Neigung, umzuschlagen, und diese mit dem Eintreffen des Mganuga zusammenfallenden Vorzeichen der Wiederaufhellung erweckten für jenen eine höchst günstige Stimmung.
    Im Ganzen war es ein prächtiger Mann, ein Schwarzer von reinstem Wasser. Er maß mindestens 6 Fuß und mußte gewaltige Körperkraft besitzen Diese Vorzüge imponirten der Menge schon allein.
    Gewöhnlich vereinigen sich die Zauberer zu Gruppen von drei bis fünf Mann, wenn sie durch die Dörfer ziehen, und eine gewisse Anzahl Genossen und Helfershelfer bilden ihre Begleitung. Dieser Mganuga erschien allein. Seine ganze Brust war mittelst Pfeifenthon weiß gestreift. Den unteren Theil seines Körpers verhüllte ein weiter Bastrock, dessen »Schleppe« mit der einer eleganten Modedame wetteifern konnte. Eine Schnur mit Vogelschädeln um den Hals, auf dem Kopfe eine Art Lederhaube mit perlengeschmückten Federn, um die Hüften ein kupferner Ring mit Hunderten von Glöckchen und Schellen, welche mehr Lärm machten als das Riemenzeug eines

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