Ein Kapitän von 15 Jahren
Schiff, selbst auf nur wenige Stunden, nicht eben gern verließ. Sein unwiderstehlicher Fischerinstinct, aber vor Allem der lebhafte Wunsch, seine Ladung an Oel voll zu machen und nicht hinter den von Mr. James W. Weldon in Valparaiso eingegangenen Engagements zurückzubleiben, alles das brachte ihn dazu, das kleine Abenteuer zu wagen. Gleichzeitig begünstigte ja das so freundliche Meer die Verfolgung einer Cetaeee ganz außerordentlich. Weder seine Mannschaft noch er selbst hätte einer solchen Versuchung widerstehen können. Die Fischerei-Campagne erhielt hierdurch den erwünschtesten Abschluß, und diese letztere Betrachtung lag Kapitän Hull vor allem Anderen am Herzen.
Kapitän Hull begab sich nach der Falltreppe.
»Viel Glück auf den Weg! verabschiedete sich Mrs. Weldon.
– Ich danke, Mistreß Weldon!
– Bitte, thun Sie dem armen Walfisch nicht so weh! rief der kleine Jack.
– Nein, nein, mein Söhnchen! versicherte der Kapitän.
– Fassen Sie ihn recht sanft an, Herr Hull!
– Ja… mit Handschuhen, kleiner Jack!
– Manchmal, ließ sich Vetter Benedict vernehmen, macht man auf dem Rücken dieser großen Mammiferen eine recht gute Ernte an seltenen Insecten.
– Ah, schön, Herr Benedict, antwortete Kapitän Hull lachend, Sie sollen autorisirt sein, den Jubart einem entomologischen Examen zu unterwerfen, wenn wir ihn erst an der Seite des »Pilgrim« haben!«
Dann wendete er sich gegen Tom.
»Tom, ich zähle auf Euch und Eure Begleiter, sagte er, daß Ihr beim Abhäuten und Ausweiden des Walfisches hilfreiche Hand leistet, wenn dieser neben dem Rumpfe des Schiffes vertäut liegt – was nicht gar lange dauern soll.
– Wir stehen zu Ihrer Verfügung, antwortete der alte Schwarze.
– Gut, gut! erwiderte Kapitän Hull. – Dick, diese braven Leute werden Dir helfen, die leeren Tonnen vorzubereiten. Ihr mögt sie während unserer Abwesenheit auf Deck schaffen, so wird nach unserer Rückkehr die Arbeit desto schneller beendigt sein.
– Es soll geschehen, Herr Kapitän!«
Für die Leser, welche damit noch nicht bekannt sind, sei hier hinzugefügt, daß der Jubart, wenn er todt war, bis zum »Pilgrim« geschafft und an der Steuerbordseite fest angelegt werden sollte. Dann steigen die Matrosen, welche Eisenspitzen an den Stiefelsohlen tragen, auf den Rücken des gewaltigen Thieres und lösen den Speck desselben in parallelen Streifen ab, wobei sie vom Kopf nach dem Schwanz hin weiter schreiten. Diese Streifen werden hierauf in ein bis anderthalb Fuß breite Stücke zerschnitten, letztere nochmals mehrmals getheilt, und nachdem sie in Fässer verpackt sind, in den Schiffsraum verstaut.
Gewöhnlich sucht ein Walfischfahrer nach Beendigung der Fischzeit baldmöglichst das Land zu erreichen, um die nothwendigen Arbeiten auszuführen. Die Mannschaft geht dann selbst an’s Land und nimmt nun das Ausschmelzen des Speckes vor, welch letzterer unter der Einwirkung höherer Wärmegrade alle seine brauchbaren Bestandtheile, d.h. den Thran abgiebt. 1
Unter den gegebenen Verhältnissen konnte Kapitän Hull freilich nicht daran denken, noch einmal zurückzukehren, um diese Operationen vorzunehmen. Er beabsichtigte vielmehr, seine neugewonnenen Speckvorräthe erst in Valparaiso zu schmelzen; übrigens hoffte er mit frischerem Winde, der doch voraussichtlich bald nach Westen räumen mußte, die amerikanische Küste etwa binnen zwanzig Tagen zu erreichen, und dieser Zeitraum konnte ja den endlichen Erfolg seines Fischzugs nicht beeinträchtigen.
Der Augenblick des Aufbruchs war da. Bevor man auf dem »Pilgrim« gegenbraßte, hatte sich das Schiff der Stelle etwas mehr genähert, wo der Jubart seine Anwesenheit durch den aufsteigenden Wasser-und Luftstrahl verrieth.
Das Thier schwamm noch immer inmitten der ungeheuren von Crustaceen erfüllten rothen Fläche, öffnete automatisch den weit gähnenden Rachen und verschlang mit jedem Zuschlagen desselben ganze Myriaden der kleinen Thierchen.
Nach den Aussagen der Fischereiverständigen war gar nicht zu befürchten, daß jener sich auf-und davonmachen werde. Unzweifelhaft stand dort, wie die Fischer sagen, ein »gefechtsbereiter« Walfisch.
Kapitän Hull stieg über die Schanzkleidung und die Strickleiter hinab nach dem Vordertheil des Bootes.
Mrs. Weldon, Jack, Vetter Benedict, Tom und seine Genossen wünschten dem Kapitän zum letzten Male Glück auf den Weg.
Selbst Dingo stellte sich auf die Hinterpfoten, so daß er mit dem Kopf über die Reling
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