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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Matrosen.
    – Ja wohl, bemerkte darauf Kapitän Hull, aber Wasser, das man nicht trinken, und Wein, den man nicht hinabschlucken kann. – Frisch auf, Jungens, wir wollen jetzt nicht plaudern, sondern kräftig anziehen!«
    Von dem Hochbootsmann geleitet, glitt die Jolle geräuschlos über die Oberfläche des halbfettigen Wassers, als schwämme sie etwa auf einer Schicht Oel.
    Der Jubart wich nicht von der Stelle und schien das ihn umkreisende Boot überhaupt noch nicht bemerkt zu haben.
    Kapitän Hull entfernte sich bei dieser Umgehung natürlich um so weiter vom »Pilgrim«, der immer mehr und mehr verkleinert erschien.
    Ueberhaupt macht die Geschwindigkeit, mit der die Gegenstände auf dem Meere scheinbar an Größe verlieren, stets einen merkwürdigen Eindruck. Sie zeigen sich fast so, als betrachtete man dieselben durch das Objectivglas eines Fernrohres, wenn man ein solches verkehrt hält; eine optische Täuschung, welche offenbar nur daher rührt, daß in den ungemessenen Weiten des Oceans alle Vergleichungspunkte fehlen. Dasselbe war also auch mit dem »Pilgrim« der Fall, der zusehends zusammenschwand und weit entfernter erschien, als er es in Wirklichkeit war..
    Eine halbe Stunde nach der Abfahrt vom Schiffe befand sich Kapitän Hull mit seinen Begleitern direct unter dem Winde des Walfisches, so daß letzterer ungefähr den Mittelpunkt zwischen Boot und Fahrzeug einnahm.
    Jetzt galt es also, sich jenem womöglich ohne jedes Geräusch zu nähern.
    Es war nicht möglich, dem Thiere von der Seite her nahe genug zu kommen, um es aus bequemem Abstande zu harpuniren, bevor seine Aufmerksamkeit erregt wurde.
    »Rudert etwas langsamer, Jungens, sagte Kapitän Hull halblaut.
    – Mir scheint, antwortete Howick, der Coujon hat schon etwas gewittert! Er schnauft weniger stark als eben vorher.
    – Still! Still!« wiederholte Kapitän Hull.
    Nach weiteren fünf Minuten befand sich die Jolle etwa eine Kabellänge vom Jubart. 1
    Am Hintertheile der Jolle aufrechtstehend, manövrirte der Hochbootsmann in der Weise, daß er sich der linken Flanke des gewaltigen Säugethieres näherte, wobei er jedoch sorgfältig vermied, dem furchtbaren Schwanze des Thieres nahe zu kommen, von dem ein einziger Schlag hingereicht hätte, das leichte Boot zu zertrümmern.
    Am Vordertheile dagegen stand Kapitän Hull mit etwas gespreizten Beinen, um sicherer zu balanciren, und hatte schon den Wurfspieß zur Hand, mit dem er den ersten Angriff machen wollte. Von seiner Geschicklichkeit durfte man sich versehen, daß die geworfene Harpune schon in der aus dem Wasser hervorstehenden Masse festsitzen werde.
    Neben dem Kapitän lag in einer Kufe die erste der erwähnten Leinen, fest mit der Harpune verknüpft, mit welcher nach und nach auch die anderen vier verbunden werden sollten, im Fall der Walfisch in sehr bedeutende Tiefen tauchte.
    »Alles fertig, Jungens? murmelte Kapitän Hull.
    – Ja, erwiderte Howick, der seinen Riemen fester in den breiten Händen packte.
    – So fahr’ zu! Fahr’ zu!«
    Der Hochbootsmann gehorchte dem Befehle und die Jolle glitt bis auf zehn Fuß an das Thier heran.
     

    »Ich werde über ihn wachen!« (S. 77.)
     
    Dieses rührte sich nicht und schien zu schlafen. Die Walfische, welche man während des Schlafes antrifft, werden meistens sehr leicht erlegt, und es kommt oft vor, daß schon ein einziger Harpunenstich sie tödtlich verletzt.
    »Diese Unbeweglichkeit ist wirklich zum Erstaunen! dachte Kapitän Hull. Der Spitzbube wird doch nicht schlafen und doch….. da steckt etwas dahinter!«
    Derselbe Gedanke kam auch dem Hochbootsmann, der gern die andere Seite des Thieres gesehen hätte.
     

    Am Hintertheile der Jolle aufrechtstehend… (S. 79.)
     
    Jetzt war aber keine Zeit zur Ueberlegung, sondern zum Angreifen.
    Kapitän Hull hielt seine Harpune an der Mitte des Schaftes, schwang sie mehrmals vor-und rückwärts, um die Sicherheit des Wurfes zu erhöhen,
    während er nach der Seite des Jubart zielte. Dann schleuderte er sie mit allen Kräften gegen das Thier.
    »Zurück! Zurück!« rief er gleichzeitig.
    Die Matrosen ruderten kräftig rückwärts, um die Jolle den heftigen Schweifschlägen der Cetacee zu entziehen.
    Da belehrte Alle ein Ausruf des Hochbootsmannes, warum der Walfisch so lange und so außerordentlich ruhig auf der Oberfläche des Meeres gelegen hatte.
    »Ein junger Walfisch!« rief er.
    Der Jubart drehte sich nämlich, nachdem ihn die Harpune getroffen, völlig auf die Seite und ließ

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