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Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Leben ohne Schwanz gewöhnt hatte. Er saß dort auf einem Bougainvilleastengel, klemmte sich mit seinen kleinen rosa Pfoten fest und guckte durch seinen zitternden Schnurrbart wie durch eine Windschutzscheibe. Dann sprang er sehr rasch und anscheinend mit unverändertem Gleichgewichtsgefühl auf die Verandabrüstung, von dort auf den Boden und trippelte zur Käfigreihe an der gegenüberliegenden Wand. Ich glaubte, er sei etwas durcheinander, nahm ihn hoch und setzte ihn wieder in die Bougainvillea. Doch er tat das gleiche wie zuvor. Fünfmal setzte ich ihn in die Zweige und fünfmal sprang er auf den Verandaboden und lief geradewegs zu den Käfigen. Dann hatte ich genug von seiner Dummheit, trug ihn an das entgegengesetzte Ende der Veranda und setzte ihn dort in die Schlingpflanzen und meinte, damit sei die Angelegenheit erledigt.
    Oben auf dem Mäusekäfig hatten wir einen Wattebausch liegen, um die Nester zu erneuern, wenn sie beschmutzt waren. Beim Füttern am Abend meinte ich, die Mäuse könnten ein neues Bett gebrauchen. Ich zog die alte Watte ganz heraus, entfernte die aufgehäuften Schätze, die die Haselmäuse in ihren Schlafzimmern sammeln, und wollte sie durch neue ersetzen. Als ich den Reserve-Wattebausch in die Hand nahm, um eine Handvoll abzuzupfen, wurde ich plötzlich in den Daumen gebissen. Ich erschrak, denn ich war nicht darauf gefaßt gewesen, und fürchtete, es könnte eine Schlange sein. Doch durfte ich mich schnell über die Art des Angreifers beruhigen. Ein böses Gesicht lugte aus der Watte, und Bertram zeterte und quietschte mich in einem offensichtlich sehr ungehaltenen Haselmäuserisch an. Ziemlich ärgerlich auf das eigensinnige Tier zog ich ihn aus seinem gemütlichen Bett, trug ihn ans andere Ende der Veranda und beförderte ihn zurück in die Bougainvillea. Wütend klammerte er sich an einen Stengel, schwankte hin und her und keifte fürchterlich. Zwei Stunden später lag er wieder im Wattebausch.
    Wir gaben den ungleichen Kampf auf und ließen ihn in Ruhe. Doch Bertram war noch nicht am Ende. Er hatte einmal seinen Kopf durchgesetzt und versuchte nun, uns weiter kleinzukriegen. Wenn die anderen Mäuse abends aus ihren Nestern krochen und ihre Näpfe erstaunt und mit begeistertem Gequietsche begrüßten, kam Bertram aus seinem Wattebausch und kletterte die Stäbe hinunter. Dort hing er und sah sehnsüchtig zu, wenn die anderen an ihrem Futter nagten, erlesene Stückchen Banane und Avocado-Birne fortschleppten und in ihren Betten versteckten. Das ist die Eigenart aller Haselmäuse, die vermutlich fürchten, nachts hungers zu sterben. Er sah so kläglich aus, wenn er an dem Gitter hing und beobachtete, wie die anderen mit üppigen Bissen hin und her liefen, daß wir schließlich nachgaben und ihm einen Teller auf den Käfig stellten. Dann meinten wir, es sei unsinnig, ihn draußen zu lassen, wenn wir ihn doch fütterten und setzten ihn also wieder zu den anderen in den Käfig. Dort richtete er sich ein, als sei er nie fort gewesen. Uns schien, als sähe er etwas bornierter aus als vorher; aber was sollten wir mit einem Tier machen, das sich weigerte, freigelassen zu werden?
    Allmählich wurden wir fertig. Die beschädigten Käfige waren repariert. Vor jedem hing ein sackleinener Vorhang, den wir unterwegs herunterlassen konnten. Auf die Kisten der Giftschlangen war eine doppelte Schicht feiner Gaze genagelt, um Unfälle zu vermeiden, und die Deckel waren angeschraubt. Die unbeschreibliche Vielfalt unserer Ausrüstung — Fleischwölfe, Generatoren, Injektionsspritzen, Waagen — waren in große Kisten verpackt und vernagelt, die Filmzelte aus Netzen mit den großen Planen zusammengefaltet. Bereit zum Aufbruch warteten wir auf die Lastwagen, die uns zur Küste bringen sollten. Am Abend vor ihrer Ankunft besuchte uns der Fon zu einem Abschiedstrunk.
    »Wah!« Traurig schlürfte er an seinem Whisky. »Ich bin unglücklich, daß du Bafut verläßt, mein Freund.«
    »Wir sind auch traurig«, war meine ehrliche Antwort. »Wir hatten eine glückliche Zeit hier in Bafut und wir haben viel gutes Fleisch bekommen.«
    »Warum bleibt ihr nicht hier?« fragte der Fon, »ich gebe euch Land, ihr baut euch ein feines Haus, und dann habt ihr euren Zoo hier in Bafut. Dann kommen alle Europäer von Nigeria und sehen sich eure Tiere an.«
    »Danke, mein Freund, vielleicht komme ich ein andermal zurück nach Bafut und baue hier ein Haus. Das ist eine gute Idee.«
    »Fein, fein«, sagte der Fon und erhob sein

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