Ein Koffer voller Tiere
ausgetrocknet und gestorben. Der Weg war fast überall von tiefen Löchern und Furchen durchzogen. Während die Laster holperten und schwankten, saßen wir unbequem auf unseren Sitzen und überlegten besorgt, welches Tier wohl beim letzten Stoß verletzt oder gar getötet sein könnte. Einmal gerieten wir in einen schweren Regenguß. Im Nu war der Weg ein See aus klebrigem, rotem Matsch, der wie blutroter Porridge unter den Rädern wegspritzte. Einer der Wagen, ein riesiger Bedford mit Vierradantrieb, kam ins Gleiten; der Fahrer verlor die Gewalt über ihn, so daß er in einem Graben landete. Wir gruben die Räder aus, legten Äste darunter, damit sie greifen konnten und hatten den Wagen endlich nach einer Stunde wieder auf der Straße. Zum Glück war keinem der Tiere etwas geschehen. Als die Wagen durch die Bananenplantagen dem Hafen Zufuhren, atmeten wir erleichtert auf. Tiere und Ausrüstungsgegenstände wurden entladen und mit den kleinen flachen Loren, mit denen Bananen gefahren werden, zum Schiff befördert. Sie klapperten und ratterten eine halbe Meile durch Mangrove-Morast und fuhren dann auf die hölzerne Mole, an der das Schiff vertäut lag. Wieder wurden die Käfige verladen und an einem kleinen Kran befestigt, der sie an Bord hob. Ich ging aufs Vorderdeck, wo die Tiere untergebracht werden sollten, um das Entladen zu überwachen. Als die erste Ladung das Deck berührte, erschien ein Matrose, der sich die Hände an einem Stück Baumwolle abwischte. Er sah auf die Reihe der Loren, die alle mit Käfigen bepackt waren, dann guckte er mich an und grinste.
»Ist der ganze Kram Ihrer, Sir?« fragte er.
»Ja«, antwortete ich, »und der ganze Kram auf den Schienen auch.«
Er kam näher und sah in einen Käfig.
»Donnerwetter! Sind das alles Tiere?«
»Ja, der ganze Kram.«
»Donnerwetter«, wiederholte er ein wenig spöttisch, »Sie sind der erste Mann, den ich gesehen habe mit einem Zoo als Gepäck.«
Ich beobachtete zufrieden, wie die nächste Ladung an Bord gehoben wurde und antwortete glücklich: »Ja, und es ist sogar mein eigener Zoo.«
POSTKARTE
Meinetwegen bringe die Tiere her. Ich weiß zwar nicht, was die Nachbarn dazu sagen werden, aber das soll uns nicht kümmern. Mutter ist sehr neugierig auf Schimpansen und hofft, Du wirst welche mitbringen.
Herzliche Grüße von uns allen.
Margo
EIN ZOO IM VORORT
Die Leute aus unserer Villenstraße in Bournemouth konnten stolz auf ihre Gärten hinter dem Haus sein, denn jeder glich dem seines Nachbarn. Kleine Unterschiede gab es natürlich. Die einen zogen die Stiefmütterchen den Wicken vor oder die Hyazinthen den Lupinen, im Grunde jedoch waren alle Gärten gleich. Wenn man aber den meiner Schwester ansah, mußte man zugeben, daß er etwas — sagen wir — ungewöhnlich war. In einer Ecke stand ein großes Zelt, aus dessen Innern drang ein seltsamer Chor von Quietschen, Pfeifen, Grunzen und Brummen; an den Seiten Dexion-Käfige, aus denen Adler, Geier, Eulen und Falken glotzten. Daneben hatte Minnie, die Schimpansin, ihren großen Käfig. Auf dem, was einmal ein Rasen war, tollten an langen Leinen vierzehn Affen herum. In der Garage quakten Frösche, riefen mit heiseren Schreien Touracos und Eichhörnchen knabberten geräuschvoll an Haselnußschalen. Zu jeder Tagesstunde standen neugierige und entsetzte Nachbarn hinter den Gardinen und beobachteten, wie meine Schwester, meine Mutter, Sophie, Jacquie oder ich in diesem Schlachtfeld von Garten mit kleinen Töpfen voll Brot und Milch, Tellern mit zermustem Obst oder — was am schlimmsten schien — mit großen Stücken blutigen Fleisches oder toten Ratten hin und her liefen. Wir hatten den Eindruck, daß die Nachbarn in uns unlautere Konkurrenten sahen. Hätten wir einen krähenden jungen Hahn, einen bellenden Hund oder eine Katze gehabt, die in ihrem schönsten Blumenbeet Junge geworfen hätte, wären sie damit fertig geworden. Die Tatsache jedoch, daß sich plötzlich ein umfangreicher Zoo in ihrer Mitte befand, war so ohne jeden Vergleich und so aufregend, daß es ihnen den Atem verschlug und einige Zeit dauerte, bis sie sich zu einem Protest zusammenschlossen.
Unterdessen hatte ich mich auf die Suche nach einem Zoo für meine Tiere gemacht. Die einfachste Sache der Welt schien mir zu sein, zu den örtlichen Behörden zu gehen, ihnen mitzuteilen, daß ich die Besetzung für einen schönen kleinen Zoo hätte und sie nichts weiter zu tun brauchten, als mich ein passendes Gelände mieten oder
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