Ein Koffer voller Tiere
zwinkerte vergnügt mit den Augen, als er uns in den Wagen half und abfuhr. Wir durchquerten St. Hélier, die Hauptstadt der Insel, die mich an einen mittelgroßen englischen Marktflecken erinnerte. Ich war daher erstaunt, als an der Kreuzung ein Polizist in weißem Mantel und mit weißem Helm den Verkehr regelte. Das gab dem Ort auf einmal ein tropisches Gesicht. Wir fuhren durch die Stadt und dann durch schmale Wege mit steilen Böschungen, über die Bäume mit verschlungenen Ästen herabhingen und die Straßen zu einem grünen Tunnel machten. Die Landschaft erinnerte mich mit ihrer roten Erde und dem grünen Gras lebhaft an Devon. Doch war alles viel kleiner: winzige Felder, enge Täler mit Bäumen vollgestopft, kleine Bauernhäuser aus wunderschönem Jersey-Granit, der in Millionen von Schattierungen schimmerte, wenn die Sonne daraufschien. Wir bogen von der Straße ab, fuhren eine lange Auffahrt hinunter und hatten plötzlich Hughs Haus, Les Augres Manor, vor uns.
Das Landhaus war in der Form eines E ohne Mittelbalken gebaut. Das Hauptgebäude bildete den aufrechten Balken, die Flügel den oberen und unteren und endeten in zwei Steinbögen, durch die man in den Hof gelangte. Diese wundervollen Bögen waren um 1660 gebaut und wie das ganze Gebäude aus Jersey-Granit. Voll Stolz führte uns Hugh herum. Er zeigte uns die alte steinerne Apfelpresse, die Kuhställe, den großen, von einer Mauer umgebenen Garten, den kleinen See mit der zerfransten Einfassung aus Simsen und die feuchten Wiesenniederungen mit den kleinen hindurchrinnenden Bächen. Schließlich schlenderten wir zurück unter den Steinbögen hindurch in den sonnenüberfluteten Hof.
»Sie wissen, Hugh, daß Sie einen zauberhaften Besitz haben«, sagte ich.
»Ja, er ist schön, ich glaube, einer der schönsten auf der Insel.«
Ich wandte mich an Jacquie: »Wäre dies nicht ein ausgezeichneter Platz für einen Zoo?« fragte ich.
»Ja, das wäre er«, stimmte Jacquie zu.
Hugh betrachtete mich einen Augenblick.
»Ist das Ihr Ernst?« fragte er.
»Nun, ich meinte es nicht im Ernst, aber es wäre tatsächlich der ideale Platz für einen Zoo. Warum fragen Sie?«
Hugh war in Gedanken. »Nun, mir wird die Unterhaltung etwas teuer, und ich möchte aufs Mutterland übersiedeln. Wollen Sie den Besitz mieten?«
»Das fragen Sie noch? Nennen Sie mir die Bedingungen.«
»Kommen Sie hinein, wir wollen über die Sache reden.« Hugh führte uns über den Hof.
Nach einem Jahr aufreibender Kämpfe mit Stadträten und anderen Behörden hatte ich, eine Stunde nach der Landung auf Jersey, einen Platz für meinen Zoo gefunden.
NACHWORT
Mein Zoo in Jersey ist jetzt fast ein Jahr der Öffentlichkeit zugängig. Vermutlich haben wir den neuesten Zoo in Europa, nach meiner Meinung, auch einen der schönsten. Er ist natürlich klein. Im Augenblick haben wir nur etwa 650 Säuger, Vögel und Reptilien — doch werden wir wachsen. Wir zeigen jetzt schon eine Zahl von Tieren, die außer uns kein anderer Zoo besitzt. Wenn es unsere Mittel erlauben, wollen wir uns auf die Arten konzentrieren, die am Aussterben sind.
Die meisten Tiere meines Zoos habe ich selbst gefangen. Wie ich schon sagte, ist dies das schönste am eigenen Zoo, daß man die Tiere, die man gefangen hat, dorthin bringen, sie zu jeder Tages- und Nachtzeit beobachten und ihre Entwicklung und die Aufzucht der Jungen überwachen kann. Das ist ein egoistisches Vergnügen am eigenen Zoo. Doch hoffe ich, auch andere für das Leben und die Erhaltung der Tiere zu gewinnen. Wenn mir das gelingt, habe ich etwas Wertvolles erreicht. Sollte es mir darüber hinaus im Laufe der Zeit vergönnt sein, die eine oder andere Art vor dem Aussterben zu bewahren, dann würde ich mich glücklich schätzen.
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