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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Fittiche genommen“, sagte er schließlich.
    Constance, die sich bereits an sein Schweigen gewöhnt hatte, zuckte ein wenig zusammen.
    „Ja“, antwortete sie argwöhnisch. „Lady Haughston ist sehr gütig zu mir.“
    Constance konnte sich keinen Reim darauf machen, aus welchem Grund der Duke mit ihr tanzte. Ihm musste doch klar sein, dass er damit ihr Ansehen in der Gesellschaft erheblich steigerte, was Lady Haughstons Pläne begünstigte und gleichzeitig seine Chancen verringerte, die Wette zu gewinnen. Vielleicht war er nur neugierig, oder die Wette bedeutete ihm so wenig, dass es ihm gleichgültig war, ob er sie gewann oder verlor. Andererseits wurde Constance den Verdacht nicht los, dass hinter seiner Aufforderung zum Tanz ein anderes Motiv lag. Vielleicht erhoffte er sich von ihr eine Auskunft, oder er wollte sie mit einer List dazu verführen, etwas zu tun, was ihre Aussichten in der Gesellschaft ruinierte.
    Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, und Constance hegte den Verdacht, er könne ihre Gedanken lesen.
    „Ja, in der Tat“, sagte er mit einem Anflug von Spott. „Davon habe ich gehört.“
    Constance blickte ihn unschlüssig an. Sie wusste nicht, ob der Duke und Francesca Freunde waren oder nur gute Bekannte, oder möglicherweise sogar Feinde. Das war jedenfalls eine knifflige Frage. Sie hatte rasch herausgefunden, dass in der vornehmen Gesellschaft erbitterte Feinde miteinander lächelnd plauderten, als seien sie die besten Freunde.
    Der Duke erkundigte sich nach ihrem Wohnort, und Constance berichtete ihm, dass sie bei ihren Verwandten auf dem Lande lebe.
    „Gefällt Ihnen Ihr Aufenthalt in London?“, fragte er weiter.
    „Ja, sehr sogar. Und seit ich Lady Haughston kenne, bereitet er mir doppelt so großes Vergnügen.“
    „Das ist nicht verwunderlich.“
    Es war eine seichte und nichtssagende Unterhaltung. Constance wusste noch immer nicht, wieso er sie um den Tanz gebeten hatte, aber gewiss nicht, um ein geistreiches Gespräch mit ihr zu führen.
    „Wenn Sie die Ratschläge Ihrer Ladyschaft befolgen, werden Sie gewiss Erfolg haben“, meinte der Duke nun.
    „Das hoffe ich“, antwortete Constance und fügte hinzu: „Was eigentlich nicht in Ihrem Sinne sein dürfte, Euer Gnaden.“
    Sie staunte über ihren eigenen Wagemut, so freimütig zu sprechen. Aber im Grunde genommen störte es sie, wie sie beide um den heißen Brei herumredeten, um das Thema, das sie beide betraf, nicht anschneiden zu müssen.
    Er zog die Brauen hoch und wirkte noch furchteinflößender. „Tatsächlich? Aber weshalb sollte ich Ihnen keinen Erfolg wünschen, Miss Woodley?“
    „Nun ja, ich weiß um Ihre Wette mit Lady Haughston.“
    „Sie hat Ihnen davon erzählt?“ Er wirkte überrascht.
    „Ich bin nicht dumm“, entgegnete Constance. „Und es wäre auch schwierig, ein heikles Vorhaben wie dieses zum Erfolg zu bringen, ohne die Hauptperson in die Pläne einzuweihen.“
    „Damit haben Sie vermutlich recht“, stimmte er ihr zu, und Constance war sich sicher, ein heiteres Blitzen in seinen Augen entdeckt zu haben. „Und Sie sind mit diesen Plänen einverstanden?“
    „Ich erwarte nicht, dass Lady Haughston die Wette gewinnt“, erklärte Constance aufrichtig. „Damit rechne ich nicht. Andererseits war ich von der Idee, eine Saison in London zu erleben … sehr angetan.“
    Nun hatte das Lächeln in seinen Augen auch seine Lippen erreicht, wenn auch nur für einen kurzen Moment. „Dann hoffe ich, dass Ihnen diese Saison viel Freude macht, Miss Woodley.“
    Sie tanzten schweigend weiter, wobei Constance das Schweigen nicht mehr so drückend erschien. Als der Walzer verklungen war, begleitete der Duke sie zu Francesca zurück, die allerdings kurz darauf von einem anderen Herrn zum Tanz aufgefordert wurde. Constance machte sich auf die Suche nach ihren Verwandten. Sie hatte sich bisher so gut amüsiert, dass sie keinen Gedanken an ihre Tante und Cousinen verschwendet hatte, doch nun plagte sie das schlechte Gewissen.
    Während Constance sich suchend im Ballsaal umsah, blieb ihr Blick erneut an der jungen Frau hängen, die sie vor einer Weile so verächtlich gemustert hatte. Diesmal war sie nicht in Begleitung ihrer Mutter, sondern schritt am Arm von Lord Leighton zur Tanzfläche.
    Hatte die junge Frau sie so hasserfüllt angesehen, weil Lord Leighton mit ihr getanzt hatte? Eine ziemlich alberne Vorstellung, dachte Constance, da sie nur einen einzigen Walzer mit ihm getanzt hatte. Andererseits war nicht zu

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