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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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zu sehen, die schon viele Menschen in ihren Bann gezogen hat. Ich ging hoch zum Gleis und nutzte die verbleibende Zeit bis zur Abfahrt, um mich von Kölns Wahrzeichen, dem Dom, zu verabschieden, der Bilder von Santiagos Kathedrale vor meinem inneren Auge entstehen ließ.
    Einige Befürchtungen waren in mir. Mein rechtes Knie schwoll bei größeren Belastungen an. Und mein großer Zeh war wegen einer Knochenfehlstellung auch kein großer Fan von längeren Wanderungen. Im Grunde genommen war es verrückt, 800 Kilometer gehen zu wollen. Conni, eine gute Freundin, hatte mir Mut gemacht, indem sie mir versicherte, dass der Jakobsweg Wehwehchen, welcher Art auch immer, heilen würde. Ohne ihre kraftvollen Worte wäre ich sehr wahrscheinlich nicht aufgebrochen. Oft hatte ich mir die Frage über den Ablauf in den Herbergen gestellt; schließlich würde ich mit Menschen aus der ganzen Welt in einem Raum übernachten müssen. Männer und Frauen im gleichen Raum, Schnarcher, Umziehen, Unterhosen, stinkende Socken und schmutzige Schuhe. Konnte ich mich überhaupt verständigen? Meine englischen Sprachkenntnisse waren sehr schlecht, so gut wie nicht vorhanden. Glücklicherweise sprach ich ein wenig Spanisch.
    Der Thalys fuhr langsam in den Bahnhof ein. Mir gefiel seine schnittige Form, obwohl ich den ICE spritziger fand. Mit kreischenden Bremsen hielt der französische Hochgeschwindigkeitszug. Ich stieg ein und hievte meinen Rucksack ins Gepäckfach. Der Zug nahm seine Fahrt auf. Langsam rollte er aus dem Kölner Hauptbahnhof. Ich las in meinem Reiseführer - las das, was ich schon viele Male gelesen hatte... Etappen, Herbergen, Tipps, Warnungen, Wetter, Wasserstellen, Essen, Kirchen usw.
    Die Fahrt war kurzweilig. Felder zogen an mir vorbei, begrüßten mich und verabschiedeten sich im gleichen Augenblick wieder. Wenige weiße Wolken zierten das Blau am Horizont. So kann es bleiben, dachte ich. Hoffentlich regnet es nicht so viel in Nordspanien. Ein Regenschirm gehörte nicht zu meiner Ausrüstung, weil er zu schwer und sperrig war. Mit anderthalb Liter Wasser schaffte es mein Rucksack auf zehn Kilogramm. Das reichte voll und ganz, schließlich würde ich ihn einige hundert Kilometer auf meinen Schultern tragen müssen. Je weniger Gewicht, desto besser. »Nehme wenig mit. Auf dem Weg bekommst du alles, was du brauchst. Du kannst nicht zuwenig mithaben. Die meisten nehmen viel zu viel mit«, hatte ich in einem Reiseführer gelesen. Manch einer schleppt 17 oder noch mehr Kilogramm mit sich. Paris, mein erstes Etappenziel, lag vor mir. Ich wunderte mich, dass sich die Weltstadt lediglich vier Stunden Zugfahrt von Köln entfernt befand. Paris, was für ein Name. Zwischen den Menschenmassen auf dem Bahnhof erblickte ich zwei stolz blickende Hüter des Gesetzes, die ich nach meinem Ziel Gare d'Austerlitz befragte. Ich verstand nichts von dem Redefluss, der sich über mich ergoss. Doch ihre Hände wiesen mir die Richtung, in der ich das Bahnhofgebäude verließ. An einer Weggabelung fragte ich einen Passanten, der sich kopfschüttelnd schnell von mir entfernte.
    Ich versuchte es mit dem Wort »Seine«, weil ich wusste, dass sich der Bahnhof Austerlitz nicht weit von Paris’ größter Wasserader befand. Irgendwie schien mich niemand zu verstehen. Süden fiel mir ein. Austerlitz befand sich südlich von meinem Standpunkt. So folgte ich dem Sonnenstand. Mich faszinierte das pulsierende Leben auf den Straßen. Mit wachsender Begeisterung schaute ich mir die Menschen mit ihren verschiedenen Hautfarben und Gesichtern an.
    Irgendwann fand ich mich in einer kleinen Seitenstraße wieder. Stark geschminkte Frauen in aufreizend kurzen Röcken, die vor Hauseingängen standen, machten mir deutlich, dass ich nicht mehr auf dem richtigen Pfad war. Ich verließ die Straße und beschloss, von nun an lediglich Hauptverkehrswegen zu folgen. Es dauerte nicht lange, bis ich an den Ufern der Seine stand. Das Gefühl, auf Reisen zu sein, stimmte mich fröhlich.
    Am frühen Abend präsentierte Paris mir noch etwas ganz Besonderes. Ich stand auf einer Seine-Brücke, die Dämmerung hatte eingesetzt. Touristenschiffe mit Glasdächern glitten übers Wasser. Menschen saßen an Tischen, speisten und tranken Wein. Ich teilte ihre Freude. Ein herrlicher Anblick, der mich ein wenig träumen ließ. »Irgendwann möchte ich auf dieser Brücke mit einer schönen Frau stehen und anschließend mit ihr auf einem der Schiffe ein gutes Essen genießen.« - »Mano, du

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