Ein Noah von heute
näherte, sprang er auf die Füße und griff sie mit lautem Grunzen an. Eines Tages erschreckte er sie so sehr, daß sie in die Futterschüssel fiel und von oben bis unten mit Bananen- und Mangostücken beklebt war.
Puff erfand einen besonderen Streich, den er ihr mit großer Freude jeden Morgen spielte, nachdem der Käfig gereinigt worden war. In dem einen Winkel häufte ich ihnen immer trockene Bananenblätter als Lager auf, und sowie ich damit fertig war, rannte Puff hinüber, bohrte sich unter die Blätter, bis er ganz verborgen war, und wartete dort geduldig, manchmal sogar eine halbe Stunde, bis Blow herbeikam, um zu sehen, wo er geblieben war. Dann sprang er mit lautem Quietschen aus dem Blätterhaufen hervor und jagte sie durch den Käfig. Bisweilen trieb er diesen Schabernack an einem Morgen dreimal, aber die arme Blow lernte durch Erfahrung nicht das geringste. Wenn er wie eine gestreifte Rakete aus den Blättern hervorschoß, machte sie kehrt und rannte, so schnell ihre dicken Beine sie zu tragen vermochten, offensichtlich in der Annahme, sie würde von einem Leoparden oder etwas Ähnlichem angegriffen.
Da die beiden Ferkel den größten Teil des Tages damit verbrachten, einander umherzujagen oder sich gegenseitig Streiche zu spielen, wurden sie natürlich sehr müde, und gegen Abend hatten sie nur noch gerade so viel Kraft, ihre Milch zu trinken. Manchmal schliefen sie tatsächlich beim Saugen an der Flasche ein, und ich mußte sie wecken, damit sie ihr Mahl beendeten. Danach grunzten sie verschlafen, vergruben sich tief in ihrem Blätterlager, ruhten dort Seite an Seite und durchschnarchten im Chor die ganze Nacht.
Ungefähr zu der Zeit, wo die Schweinchen müde zu Bett gingen, wachten die Tiere im Nebenkäfig auf und begannen Anteil am Leben zu nehmen. Es waren Galagos, sogenannte Buschbabies, die nicht viel größer sind als neugeborene Kätzchen und aussehen wie eine Kreuzung zwischen Eule und Eichhörnchen mit einem Schuß Affenblut. Sie hatten ein dichtes, weiches, graues Fell und einen sehr langen buschigen Schwanz. Hände und Füße waren wie die eines Affen, die ungeheuer großen goldenen Augen ähnelten denen einer Eule.
Den ganzen Tag schliefen die Buschbabies zusammengerollt in ihrer kleinen Hütte, doch gegen Abend, wenn die Sonne tief stand, erwachten sie, äugten zur Schlafzimmertür hinaus, gähnten verschlafen und blinzelten mit ihren großen, erstaunt wirkenden Augen. Sehr langsam kamen sie aus dem Hüttchen heraus, immerzu gähnend und sich streckend, und dann setzten sich die drei im Kreis hin und machten Toilette.
Das war ein sehr umständliches und zeitraubendes Verfahren. Sie fingen bei der äußersten Schwanzspitze an und arbeiteten sich allmählich aufwärts, bis sie jedes Teilchen ihres Felles mit den langen, knochigen Fingerchen gekämmt und geglättet hatten. Dann blinzelten sie einander mit den goldenen Augen zufrieden zu und begannen die nächste Arbeit des Abends, die in Turnübungen bestand. Auf den Hinterbeinen sitzend, streckten und dehnten sie sich, so weit es ging, und plötzlich sprangen sie in die Höhe, vollführten in der Luft eine Kehrtwendung und landeten mit dem Gesicht in der entgegengesetzten Richtung. Nachdem sie die Glieder gelockert hatten, hüpften sie zwischen den Zweigen in ihrem Käfig herum, und es endete damit, daß sie einander ringsum jagten und am Schwanz zogen, bis sich der Hunger meldete. Hierauf setzten sie sich an die Käfigtür und starrten hoffnungsfreudig hinaus; sie warteten darauf, daß ich mit ihrem Futter erschien.
Ihr Hauptgang bestand aus feingehackten Früchten und einem Schüsselchen gesüßter Milch. Zum Nachtisch holte ich für sie eine große Büchse, in der eine Delikatesse aufbewahrt wurde, die den Buschbabies am meisten von allem zusagte — Heuschrecken. Sie saßen bei der Tür, keckerten einander zu, und ihre langen Fingerchen zitterten vor Aufregung, wenn sie sahen, daß ich eine Handvoll zappelnder Heuschrecken herausnahm. Die Käfigtür aufmachen, die Heuschrecken hineinwerfen und die Tür zuschlagen — das mußte in Sekundenschnelle geschehen. Sogleich brach ein Tumult im Käfig aus; die Heuschrecken hüpften nach allen Seiten, und die Buschbabies, denen die Augen vor Erregung beinahe aus dem Kopf sprangen, nahmen die Verfolgung auf, sausten wie irre im Käfig herum, packten die Heuschrecken und stopften sie sich ins Mäulchen. Sowie sie den Mund voll hatten, ergriffen sie so viele, wie ihre Händchen fassen
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