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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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in einem Bienenkorb.
    Danach machte er keine Mühe mehr, und einige Tage später hatte er alle Angst vor dem Menschen verloren. Sobald er mich kommen sah, lief er mit freudigem Grunzen und Quieken zu den Käfigstangen und warf sich auf den Rücken, um sich den Bauch streicheln zu lassen. Erblickte er zur Fütterungszeit die Flasche, so steckte er die Nase durch die Stangen und schrie schrill und aufgeregt, so daß man meinen konnte, er wäre noch nie im Leben satt geworden.
    Nachdem Puff zwei Wochen bei mir war, trat Blow, ein Weibchen, auf dem Schauplatz auf. Auch sie war von einem Eingeborenen im Urwald gefangen worden, und sie widersprach heftig. Lange bevor sie in Sicht kam, hörte ich schon ihren lauten Quietschprotest, und sie schaltete keine einzige Pause ein, bis ich den Handel abgeschlossen und sie in den Käfig neben Puff gesetzt hatte. Ich brachte die beiden zuerst getrennt unter, weil sie etwas größer war als Puff, und ich befürchtete, daß sie ihn verletzen könnte.
    Sowie Puff den Artgenossen im Nachbarkäfig gewahrte, warf er sich mit entzücktem Gequieke auf die Zwischenstangen, und als Blow ihn sah, hörte sie mit ihrem Geschrei auf und ging zur Begrüßung hinüber. Sie freuten sich so sehr, einander zu sehen, als ob sie Geschwister wären. Sie rieben sich durch die Zwischenstangen die Nase, und da sie einander solche Freundschaft bezeigten, beschloß ich, sie zusammen in einem Käfig unterzubringen. Das schien richtig zu sein, denn sie liefen aufeinander zu und beschnüffelten sich aufgeregt gegenseitig. Puff grunzte laut und stieß Blow mit der Nase in die Rippen; Blow grunzte eine Antwort und schlidderte durch den Käfig. Dann fing der Spaß an, und Puff jagte Blow ringsherum. Sie rannten, wichen aus und überkugelten sich, zappelten und kullerten, bis beide erschöpft waren und auf ihrem Lager aus dürren Bananenblättern einschliefen und dermaßen schnarchten, daß der ganze Käfig vibrierte.
    Blow lernte bald wie Puff aus der Flasche trinken; aber da sie einige Wochen älter war, mußte sie auch feste Nahrung erhalten. Deshalb setzte ich jeden Tag, nachdem sie ihre Flasche bekommen hatten, eine flache Schüssel mit weichem Obst und Gemüse in den Käfig, und Blow verbrachte den Vormittag damit, ihre Nase hineinzustecken, zu rülpsen und auf echte Schweineart verträumt umherzuschnüffeln. Das gefiel Puff keineswegs. Er war noch zu klein, um feste Nahrung zu sich zu nehmen, doch er sah nicht ein, warum es Blow vergönnt sein sollte, wenn es ihm verwehrt blieb. Er fühlte sich ausgeschlossen, und während sie fraß, stand er verdrossen grunzend daneben und schaute zu.
    Manchmal wollte er sie von der Schüssel vertreiben, indem er sie mit dem Kopf anstieß, und dann erwachte Blow aus ihrem Traum zwischen den zerdrückten Bananen und jagte ihn mit wütendem Quieken durch den Käfig. Je länger Blow bei ihrer Futterschüssel verweilte, um so niedergedrückter wurde Puff.
    Eines Tages muß ihm der Gedanke gekommen sein, daß auch er sich eine Sondermahlzeit zu Gemüte führen könnte, indem er einfach an Blows Schwanz saugte. Vermutlich fand er, daß ihr Schwanz dem Ende der Flasche ähnelte, aus der er gefüttert wurde; jedenfalls hegte er wohl die Überzeugung, daß er nur lange genug saugen müßte, um eine Sonderration köstlicher Milch zu erhalten. So stand Blow denn vor ihrer Schüssel, vergrub die Nase in den weichen Früchten und grunzte vor sich hin, während Puff hinter ihr ernst an ihrem Schwanz nuckelte. Sie hatte nichts dagegen, solange er bloß saugte; doch bisweilen wurde er ärgerlich und ungeduldig, weil keine Milch kam, und dann begann er zu zerren und mit seinen scharfen Hauerchen zu beißen. Daraufhin fuhr Blow herum, jagte ihn in den Winkel, stieß ihn tüchtig in die Rippen und kehrte mit zornigem Gemurmel zu ihrer köstlichen Nahrung zurück.
    Schließlich mußte ich sie trennen — nur kurze Zeit im Lauf des Tages durften sie miteinander spielen — , denn Puff hatte so begeistert an Blows Schwanz gesaugt, daß er alle Haare verloren hatte und ganz kahl geworden war. So lebten sie eine Zeitlang Tür an Tür, während Blows Schwanz ein neues Fell bekam und Puff feste Nahrung essen lernte.
    Blow war aus irgendeinem unerfindlichen Grunde viel nervöser als Puff, und sobald er das herausgefunden hatte, legte er es darauf an, sie zu erschrecken. Er verhielt sich ganz still und sprang sie an, wenn sie vorbeikam, oder er stellte sich schlafend, und sowie sich sich Blow ihm

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