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Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Auch die Bude wirkte jetzt sauberer. Wenn Harris eine Flasche leergetrunken hatte, warf er sie in eine Mülltüte und nicht mehr auf den Boden. Aber ein übler Säufer war er nach wie vor.
    »Ich schreibe an einem Roman«, erzählte er mir, »und ich kriege ab und zu eine Dichterlesung an einer der Universitäten hier in der Gegend. In nächster Zeit hab ich auch eine oben in Michigan und eine in New Mexico. Die Angebote sind ziemlich gut. Ich lese nicht gern, aber ich bring einen guten Vortrag auf die Bühne. Ich gebe ihnen eine Show, und ich gebe ihnen ein paar gute Gedichte.«
    Harris begann jetzt auch zu malen. Er malte nicht sehr gut. Er malte wie ein Fünfjähriger nach einer Flasche Wodka, aber er brachte ein oder zwei Dinger für 40 oder 50 Dollar an den Mann. Er erzählte mir, er trage sich mit dem Gedanken, seinen Job an den Nagel zu hängen. Drei Wochen danach kündigte er, um seinen Auftritt in Michigan wahrnehmen zu können. Seinen Urlaub hatte er bereits für den Trip nach New Orleans aufgebraucht.
    Ich erinnerte mich, daß er mir einmal geschworen hatte: »Ich werde nie vor diesen Blutsaugern auf die Bühne gehen, Chinaski. Man wird mich zur letzten Ruhe betten, und ich werde nie eine Dichterlesung gegeben haben. So was ist nichts als Angeberei und Ausverkauf.« Ich erinnerte ihn nicht an seinen Ausspruch.
     
    Sein Roman ›Der Tod im Leben aller Augen auf Erden‹ erschien in einem kleinen aber ziemlich renommierten Verlag, der ihm die üblichen Tantiemen zahlte. Die Besprechungen waren gut, es gab sogar eine in der ›New York Review of Books‹. Aber er war immer noch ein übler Säufer, weshalb es öfter Streit mit Susan gab.
    Schließlich, nach einem gräßlichen Besäufnis, als er die ganze Nacht gewütet und geflucht und gebrüllt hatte, verließ ihn Susan. Ich traf Randall einige Tage danach in einer Bar. Er war merkwürdig still geworden, von seinen üblen Manieren war kaum noch etwas zu spüren.
    »Ich hab sie geliebt, Chinaski«, sagte er zu mir. »Ich werde nicht drüber wegkommen, Baby.«
    »Du wirst drüber wegkommen, Randall. Wirst schon sehen. Du wirst es schaffen. Die menschliche Natur ist strapazierfähiger als du denkst.«
    »Shit«, sagte er. »Ich hoffe, du hast recht. Ich hab dieses verdammte Loch im Bauch. Frauen haben schon manchen guten Mann auf die Rolle gebracht. Sie fühlen es nicht so wie wir.«
    »Sie fühlen es schon. Susan kam einfach mit deiner Trinkerei nicht zurecht.«
    »Verdammt, Mann, ich schreibe die meisten von meinen Sachen, wenn ich besoffen bin.«
    »Ist das dein Geheimnis?«
    »Shit, na klar. Nüchtern bin ich bloß ein Packer in der Versandabteilung, und nicht mal ein besonders guter …«
    Ich ließ ihn da über seinem Bier hängen und ging.
     
    Drei Monate später machte ich wieder einmal die Runde. Harris war immer noch in seiner alten Bude. Er machte mich mit Sandra bekannt, einer gutaussehenden 27-jährigen Blondine. Ihr Vater war Richter am Oberlandesgericht, und sie hatte an der Universität von Southern California ihr Examen gemacht. Sie war nicht nur gut gebaut, sondern verfügte auch noch über eine coole kultivierte Art, die Randalls bisherigen Frauen gefehlt hatte. Die beiden tranken eine Flasche guten italienischen Wein.
    Randalls Ziegenbart hatte sich zu einem Vollbart ausgewachsen, und seine Haare waren jetzt noch erheblich länger. Er kleidete sich nach der neuesten Mode, er trug 40-Dollar-Schuhe, eine neue Armbanduhr, sein Gesicht wirkte schlanker, seine Fingernägel waren sauber … nur seine Nase nahm wieder die gewohnte rote Farbe an, während er seinen Wein trank.
    »Randall und ich ziehen am Wochenende nach West L. A. um«, erzählte sie mir. »Diese Bude hier ist ein dreckiges Loch«.
    »Ich hab hier drin ’ne Menge gute Sachen geschrieben«, sagte er.
    »Randall, Schatz«, sagte sie, »wer deine Sachen schreibt, das bist du, und nicht irgendeine Bude. Ich denke, wir können Randall vielleicht einen Job besorgen, wo er drei Tage in der Woche Unterricht geben kann.«
    »Ich kann niemand was beibringen.«
    »Darling, du kannst denen alles beibringen.«
    »Shit«, sagte er.
    »Sie wollen aus Randalls Buch einen Film machen. Wir haben das Drehbuch gesehen. Ein sehr gutes Drehbuch.«
    »Einen Film?« fragte ich.
    »So sicher ist das noch nicht«, sagte Harris.
    »Darling, die Sache ist am Laufen. Sei doch nicht immer so skeptisch.«
    Ich trank noch ein Glas Wein mit ihnen, dann ging ich. Sandra war ein sehr schönes

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