Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben

Titel: Ein Profi. Stories vom verschütteten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Zigarre in den Aschenbecher. »Sohn, ich hab dir doch gesagt: wir sind eine Familie, eine große Familie. Wir tun einander nicht weh. Wir haben uns das beste und größte Publikum von Schwachköpfen in der ganzen Branche an Land gezogen. Wir haben das größte Sortiment von Idioten am Wickel, die heutzutage rumlaufen, und sie schaufeln uns die Moneten direkt in unsere Taschen, kapiert? Wir haben den hochklassigen Idioten losgeeist vom Catchen, von ›I love Lucy‹ und von George Putnam. Wir sind groß drin, und wir halten nichts von krummen Touren und nichts von Gewalt. Stimmts, Cliff?«
    »Stimmt«, sagte Underwood.
    »Komm, wir geben ihm mal ’ne Vorstellung«, sagte Mason.
    »Okay«, sagte Underwood.
    Mason kam hinter seinem Schreibtisch hervor und ging auf Underwood zu. »Du Drecksack«, sagte er. »Dich leg ich um. Deine Mutter verschluckt sich an ihren eigenen Fürzen und hat die Syphilis in ihrem Harnleiter.«
    »Deine Mutter frißt marinierte Katzenscheiße«, sagte Underwood.
    Er stieß sich vom Fenster ab und ging auf Mason zu. Mason schlug als erster zu. Der Schlag warf Underwood gegen den Schreibtisch. Mason nahm ihn mit dem linken Arm in den Schwitzkasten und bearbeitete ihm mit der rechten Faust und dem Ellbogen den Kopf.
    »Deine Schwester hat ihre Titten am Arsch, und wenn sie scheißt, hängen sie ihr unten in die Brühe rein«, eröffnete er Underwood. Der langte mit einem Arm nach hinten und legte Mason mit einem Schulterwurf auf die Dielen. Mason fing den Sturz in einer Rolle ab und landete krachend an der Wand. Er stand auf, ging zurück an seinen Schreibtisch, setzte sich in den Drehstuhl, griff sich die Zigarre und inhalierte. Es regnete weiter. Underwood ging an seinen Platz zurück und lehnte sich ans Fenster.
    »Wenn ein Mann fünf Abende in der Woche arbeitet, kann er sich keine Verletzungen leisten. Kapierst du das, Chonjacki?«
    »Ja, Sir.«
    »Also paß auf, Kid. Wir haben hier eine generelle Regel, und die besagt … Hörst du mir auch zu?«
    »Ja.«
    »… die besagt: wenn irgend jemand in der Liga einen anderen Spieler verletzt, dann ist er nicht nur seinen Job los – er ist überhaupt aus der Liga draußen. Alle werden davon verständigt, und damit ist er für jedes Roller Derby in Amerika gesperrt. Vielleicht sogar in Rußland und China und Polen. Geht das in deinen Schädel rein?«
    »Ja.«
    »Also. Diesmal lassen wir dirs noch durchgehen, weil wir ’ne Menge Zeit und Geld in dich investiert haben. Du bist der Mark Spitz unserer Liga, aber so wie sie den absägen können, so können wir auch dich absägen, wenn du nicht genau das machst, was wir dir sagen.«
    »Ja, Sir.«
    »Das heißt aber nicht, daß du ’ne ruhige Kugel schieben sollst. Du sollst dich gewalttätig aufführen, aber ohne Gewalt anzuwenden, kapiert? Der Spiegeltrick, das Karnickel aus dem Zylinder, die ganze Kiste. Die Zuschauer wollen an der Nase herumgeführt werden. Sie wissen nicht, was wirklich läuft, Gott nee, sie wollen es auch gar nicht wissen. Macht sie bloß unglücklich. Wir machen sie glücklich. Wir fahren neue Wagen und schicken unsere Kinder aufs College, alles klar?«
    »Klar.«
    »Okay, und jetzt mach, daß du hier rauskommst.«
    Chonjacki stand auf.
    »Und noch eins, Kid …«
    »Ja?«
    »Nimm ab und zu mal ein Bad.«
    »Was?«
    »Na ja, vielleicht liegt’s gar nicht daran. Nimmst du genug Klopapier, wenn du dir den Arsch abwischst?«
    »Ich weiß nicht. Wieviel ist denn genug?«
    »Hat dir das deine Mutter nicht gesagt?«
    »Was?«
    »Man wischt so lange, bis das Papier sauber bleibt.«
    Chonjacki stand nur da und sah ihn an.
    »All right, du kannst jetzt gehn. Und bitte vergiß nicht, was ich dir gesagt habe.«
    Chonjacki ging. Underwood kam her und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er holte seine After Lunch 15-Cent-Zigarre heraus und zündete sie an. Die beiden Männer saßen fünf Minuten lang da, ohne etwas zu sagen. Dann klingelte das Telefon. Mason nahm den Hörer ab. Er hörte eine Weile zu, dann sagte er: »Oh, der Pfadfindertrupp 763? Wie viele? Klar, klar, wir lassen sie zum halben Preis rein. Sonntag abend. Wir reservieren ihnen einen ganzen Block. Na sicher. Klar. Oh, bitte, nichts zu danken …« Er legte auf.
    »Arschlöcher«, sagte er.
    Underwood schwieg. Sie saßen da und hörten dem Regen zu. Der Rauch ihrer Zigarren kringelte sich zu interessanten Mustern in der Luft. Sie saßen da und rauchten und hörten dem Regen zu und sahen sich die Muster in der Luft an. Das

Weitere Kostenlose Bücher