Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
ohne Hemmungen und Grenzen. Ein Mann, der absolut alles im Namen des Guten tun würde. Deshalb haben wir mit dem Emmanuel immer nur dann Kontakt aufgenommen, wenn wir wirklich richtig tief in der Scheiße steckten und zum dritten Mal untergingen. Offenbar nimmt man Schaden, wenn man sich in seiner Nähe aufhält.«
»Warum?«, fragte ich.
»Weil wir eine Scheißangst vor ihm haben«, erwiderte William.
»Natürlich«, warf Roger ein. »Agenten des Lichts, die, die ihre Kraft direkt vom Allerhöchsten beziehen, können genauso kaltblütig, engstirnig und gefährlich sein wie jeder Agent der Finsternis. Keine der beiden Seiten kümmert sich wirklich um Personen, es geht ihnen immer um die lange Sicht. Was für die Menschheit insgesamt gesehen das Beste ist, und Gott helfe dem armen Individuum. Immer bereit, das Heute im Namen des Morgen zu opfern.«
»Wie dem auch sei«, ergriff der Seneschall das Wort. »Den Familienaufzeichnungen zufolge haben wir immer nur den einen Mann getroffen. Und ob das der Emmanuel ist oder nur der Repräsentant einer größeren Organisation – es gibt keine Möglichkeit, das herauszufinden. Sicher ist, dass die Familie immer sehr froh war, ihn von hinten zu sehen. Offenbar muss er einen nur ansehen, damit man alles Böse heraussprudelt, was man je getan hat oder auch nur gedacht hat zu tun, um sich ihm dann zu Füßen zu werfen und um Gnade zu betteln. Wir mussten immer sehr vorsichtig sein, wen wir mit ihm reden lassen. Selbst die Besten von uns kamen von solchen Treffen ... verstört wieder.«
»Ich habe vom Emmanuel gehört«, meldete sich Roger und etwas in seiner Stimme veranlasste uns alle, ihm unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. »Ich habe ihn nie getroffen. Ich kenne auch keinen, der das hat. Aber andererseits bewegen wir uns ja auch nicht in denselben Kreisen. Er ist noch eher eine urbane Legende der unsichtbaren Welt als die Droods. Man spricht oft über sie, trifft sie selten und am besten lässt man sie strikt allein. Jeder kennt jemanden, der behauptet, jemanden zu kennen, der den Emmanuel getroffen hat, aber wenn man versucht, diese Leute festzunageln ... Woher er kommt, weiß keiner, aber wir sind alle immer sehr froh, wenn er wieder dorthin verschwindet. Das extreme Gute kann genauso schrecklich und gefährlich wie das extreme Böse sein. Alle meiner Art – die Mischlinge, die Höllenbrut und die Nephilim und alle möglichen Kombinationen der natürlichen und der unnatürlichen Welt – haben guten Grund, solch ... archetypischen Kräften aus dem Weg zu gehen. Weder Gut noch Böse hat Verwendung für Grauschattierungen.«
Wir alle dachten eine Weile über Rogers Worte nach. »In einem ähnlichen Zusammenhang habe ich einmal erfahren, dass die Familie einige alte Bündnisse mit dem Himmel und auch der Hölle hat«, sagte ich schließlich. »Ist das wahr?«
»Aber ja«, sagte der Waffenmeister völlig beiläufig. »Sehr alte Abkommen mit den Höfen der Heiligen und den Häusern der Schmerzen. Was ist damit?«
» Warum? «, fragte ich. »Und noch eine ganze Ladung › Wie ‹?«
»Du hast in Geschichte wirklich nie aufgepasst oder?«, fragte der Seneschall.
»Das ist sehr alte Familiengeschichte«, erzählte der Waffenmeister. »Anfangs, in den ganz alten Zeiten, war unsere Rüstung noch neu und wir hatten erst einen Ruf aufzubauen. Damals konnten wir alle Hilfe gebrauchen, die wir kriegen konnten. Die Details, wie der Kontakt hergestellt wurden, und selbst, was genau wir davon hatten, werden in den ›Sehr Geheimen, Nur Für Die Die Es Wissen Müssen, Bitte Weitermachen Und Hier Gibt’s Nichts Zu Sehen‹-Akten aufbewahrt.«
»Ich bin diese Phrase, ›Nur Für Die Die Es Wissen Müssen‹, langsam echt leid«, stöhnte ich. »Ich habe diese verdammte Familie geleitet und die schiere Anzahl der Dinge, die ich – wie sich herausstellt – trotzdem nicht wissen darf, geht mir langsam richtig auf den Sack. Wer weiß davon?«
Der Waffenmeister und der Seneschall sahen sich an, doch aus ihren Gesichtern konnte man nichts lesen. Endlich sagte der Seneschall widerwillig: »Die Matriarchin wusste davon. Und ... ein anderer.«
»William«, sagte der Waffenmeister. »Als Bibliothekar weiß er davon.«
Wir alle sahen William an und er blickte mit überraschend klaren und nachdenklichen Augen zurück. »Die originalen Verträge oder Abkommen liegen immer noch in der Alten Bibliothek. Sie lesen sich sehr interessant. Deshalb habe ich sie so weggesteckt, dass niemand
Weitere Kostenlose Bücher