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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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englischen Privatkliniken, die von Abtreibungen leben? Man wird ihm nie die Genehmigung erteilen, nie! Corell und mit einem Skalpell in der Hand … das hieße ja, einen konzessionierten Massenmörder loslassen. Wann hat er zuletzt operiert? Ach ja, die Verwundeten der Terrorbande. Da haben wir den ganzen Hintergrund, meine Herren: Das gibt eine Klinik der Radikalinskis! Mitten unter uns eine Klinik der Ultralinken! Natürlich auch aus den dunklen Kanälen aus dem Osten finanziert. Man kennt das ja. Meine Herren, wir müssen die Augen offen halten!«
    Corells Antrag kam in die Bearbeitungsmühle. Aber schon nach oberflächlicher Prüfung kam die Ärztekammer in seelische Bedrückung: Nichts sprach dafür, Corell die Genehmigung nicht zu erteilen. Im Gegenteil: Corells Zeugnisse waren blendend, seine chirurgischen Fähigkeiten sogar in Kollegenkreisen bekannt. Und die Idee mit der chirurgischen Klinik war nicht neu … Corell trug sie seit Jahren mit sich herum. Jeder wußte das. Es war eine verzwickte Situation. Man legte den ›Vorgang‹ zunächst zur Seite und ließ ihn im eigenen Saft schmoren. Warten regelt vieles. Warten ist ein Finger Gottes, sagen die Russen.
    Dreimal wartete auch Dr. Willbourg in der Abendschule für Krankenhelferinnen auf Danicas Erscheinen. Als sie am dritten Kursusabend nicht kam, fuhr er zu Corells Wohnung. Er hatte Glück – Corell war zu Hause.
    »Kommen Sie 'rein!« sagte Corell und hielt die Tür auf.
    Willbourg zögerte. »Wo ist Danica?« fragte er.
    »Sollen wir das im Flur besprechen?«
    »Sie ist also nicht hier?«
    »Nein.«
    Dr. Willbourg rannte in die Wohnung und drehte sich dann im Wohnzimmer herum. Er bebte vor Erregung. »Was haben Sie mit Danica gemacht, Corell?« schrie er. »Sie haben sie geschlagen, was? Sie haben sie aus dem Haus geprügelt! Wo ist sie? Corell, hätte ich eine Waffe bei mir, Sie lebten jetzt nicht mehr!«
    »Sie hat uns beide verlassen, Willbourg.« Corell bot Platz an, aber der junge Arzt blieb stehen. »Am nächsten Morgen nach dem – tragischen Abend war sie weg. Ohne Abschied. Auch für Sie. Oder haben Sie etwas gehört?«
    »Nein!«
    »Der Verlierer bin ich, Willbourg. Nicht Sie. Sie hatten Danica nie!«
    »Aber ich liebe sie …«
    »Glauben Sie, ich habe sie mitgebracht, weil sie so schöne Augen hat oder ich ein Busenfetischist bin? Wer von uns beiden Danica liebt und wen sie liebt, sollte sie allein entscheiden. Sie hat entschieden … sie ist weg!«
    »Und damit finden Sie sich ab, Corell?« Willbourg sah ihn unsicher an.
    »Sie, Willbourg?«
    »Nein. Ich fahre nach Jugoslawien.«
    »Wissen Sie, woher Danica kommt?«
    »Nein, aber Sie werden es mir sagen.«
    »Nie, Willbourg, nie! Suchen Sie Danica. Von der Steiermark bis zur mazedonischen Grenze, von den Karawanken bis zur Südadria steht Ihnen alles offen! Los, fahren Sie ab. Ziehen Sie durchs Land und schreien Sie hinaus: ›Wo ist Danica? Wo ist Danica?‹ – Willbourg …« Corell lächelte schief. »Bis heute habe ich Sie als Konkurrenten gefürchtet. Jawohl, gefürchtet. Wegen Ihrer Jugend, Ihres unverbrauchten Lebens, Ihres Temperamentes … bis heute! Jetzt nicht mehr. Jetzt sehe ich: Sie sind ein Kindskopf!«
    »Ich möchte Sie umbringen, Corell …«, knirschte Willbourg.
    »Soll ich Ihnen sagen, was wird? Nichts wird! Sie fahren nicht nach Jugoslawien, Sie bringen wegen Danica niemanden um … Sie werden sich in Kürze in ein anderes Mädchen verlieben und Danica vergessen! So wie man einen mordsmäßigen Rausch ausschläft, werden Sie auch die Erinnerung an Danica wegschlafen … mit einer anderen –«
    »Und Sie?« brüllte Willbourg außer sich.
    »Ich nie. Ich werde Danica immer in mir behalten. Sie sitzt zu tief in mir, Willbourg. Aber das werden Sie erst verstehen, wenn Sie nicht bloß verliebt sind, sondern wirklich lieben! Und jetzt –« Corell machte eine weite, energische Handbewegung – »hinaus!«
    Dr. Willbourg zögerte. Er sah Corell an wie einer, der sich sofort auf etwas stürzen will und im letzten Augenblick noch seine Chancen abschätzt. Dann hob er die Schultern, drehte sich auf dem Absatz herum und ging zur Flurtür. Erst draußen im Treppenhaus wandte er wieder den Kopf zurück. »Ich glaube, Sie verkennen die Lage, Corell«, sagte er heiser.
    »Ich glaube es nicht. Wenn Sie mit mir wetten, komme ich Sie in acht Wochen einmal besuchen. Unverhofft, nachts um zwölf. Ich wette, daß Sie dann nicht allein im Bett liegen!«
    »Und Sie, Sie

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