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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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viel Energie an einen Typen zu verschwenden, der es nicht verdient hat. Klar wäre es toll gewesen, wenn er bei meinen Spielen dabei gewesen wäre, beim Schulabschluss und bla bla bla . Aber er war ja sowieso immer bei euch, meistens jedenfalls – zu uns kam er nur im Sommer, und selbst dann immer nur für ein paar Wochen. Deswegen war die völlige Abwesenheit wahrscheinlich nicht mehr so schlimm.» Er seufzt. «Keine Ahnung. Wann fängt man an, die Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen?»
    Ich muss lächeln. «Genau das Gleiche hat Mimi auch eben gesagt.»
    «Tja. Hier gibt es eben lauter kluge Köpfe.» Er lächelt zurück und wir versinken in vertrautes Schweigen.
    «Ich denke darüber nach, das Haus zu verkaufen», sagt er, nachdem wir beide den Kaffee fast ausgetrunken haben.
    «Das Haus deiner Mutter? Wirklich? Kannst du das?»
    «Ich weiß nicht, für mich ist hier nicht viel geblieben. Ich besitze schon ein Apartment in der Nähe der Uni, und für mich allein ist das Haus zu groß, zu viel Arbeit. Warum sollte ich mich damit herumschlagen? Das Haus ist nur Geschichte, mehr nicht.»
    Als er das sagt, rückt das nächste Puzzlestück spürbar näher zu seinem Platz. Die Katze klettert ein paar Zentimeter aus dem Sack, und ich erinnere mich. Ja, ich erinnere mich, Tina Marquis darum gebeten zu haben, mir diese Wohnung zu zeigen, weil ich fest entschlossen war, Peter zu verlassen, anstatt einfach von ihm verlassen zu werden – ganz gleich, was ich Rory erzählt habe. Ich hatte nicht vor, so zu tun, als ließen sich die rauchenden Ruinen neu aufbauen, im Gegenteil zu meiner Mutter bei ihrer eigenen Ehe. Mein Vater ließ sie im Stich, ließ uns im Stich , und die Erkenntnis lähmt mich beinahe: dass sie ihn nie verlassen hat , selbst dann nicht, als er mit seinen eigenen Händen für dunkelblaue Blutergüsse auf meinen Armen gesorgt hat oder als er Sommer für Sommer mit einer anderen Frau zusammen war, die er womöglich mehr liebte. Ich bat Tina also, mir eine neue Wohnung zu besorgen. Und dann? Was hatte ich vor? Ich versuche, mich zu konzentrieren, knirsche unbewusst mit den Zähnen, und Wes, der spürt, dass sich etwas in mir bewegt, verschränkt seine Finger mit meinen und lässt mich nicht los.
    Ich wollte wieder Musik machen. Mein Kind aufziehen und Musik machen. Natürlich! Klavier spielen. Schreiben. Singen. Herausfinden, was sich dadurch für mich ändern könnte, in welche Richtung es mich führen würde. Das war mein wahres neues Ich, und das ist es noch immer! Und dennoch: Weil ich die Tochter meines Vaters geblieben bin, habe ich mir eine Wohnung ausgesucht, die seinem Atelier ähnelt. Deswegen haben Rory und ich auch gestritten: nicht nur wegen Peter und der Tatsache, dass sie es mir gesagt hat. Sondern weil ich vorhatte, auch sie zu verlassen, um etwas auszuprobieren, das hätte meins werden können, auf das ich rechtmäßig hätte Anspruch erheben können, anstatt weiter mit einem Mann zusammen zu sein, der unmissverständlich klargemacht hat, dass man auf ihn in keiner Weise Besitzansprüche erheben könnte.
    Gott, ist mir schlecht! Sosehr ich auch versucht habe, mich von ihm und seinem Einfluss zu befreien, ist es mir nie wirklich gelungen. Das beweisen die Wohnung, die ich mir nehmen wollte, und die Parallelen, die sich zwischen meiner Ehe und der meiner Eltern ziehen lassen. Und die langen Jahre, die ich es immer wieder hinausschob, endlich zu dem zurückzukehren, was ich mehr liebte als alles andere – außer ihm. Selbst alle Versuche, vor ihm davonzulaufen, haben mich immer wieder zurück in sein Spinnennetz geführt. Und jetzt habe ich es schon wieder getan. Indem ich in die Galerie zurückgekehrt bin. Indem ich auf meine Mutter gehört und meinen mit Fehlern und Makeln behafteten Ehemann zurückgenommen habe, weil ich mir nicht zutraute, mich allein auf das Hochseil zu stellen und es ohne Sicherheitsnetz zu überqueren.
    Ich lasse Wes’ Finger los, schiebe den Stuhl zurück und stehe auf. Ich spüre meine Beine, sie geben mir Halt, und ich bin bereit, Verantwortung für das zu übernehmen, was mir gehört. Mein Leben, meinen Namen, meine Erinnerung.
    «Eleanor Rigby … waits by the window, wearing a face that she keeps in a jar by the door. Who is it for?»
    Natürlich ist es nur ein Lied. Wie konnte ich so dumm sein, je etwas anderes zu glauben?

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    33
«Forever Young»
Bob Dylan
    ***
    M eine Mutter wartet schon auf der Veranda, als wir in die

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