Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
Vom Netzwerk:
der nur ungeduldig abwinkte.
    „Nein, das brauche ich nicht."
    Stevens runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Er schob Faith ein Stück zur Seite. „Ich mache das, Miss."
    Faith nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Ich ... ich dachte, dass ich das vielleicht tun sollte. Das gehört doch auch zu den Pflichten einer Soldatenfrau, nicht wahr?"
    Zu ihrem Verdruss bebte ihre Stimme ein wenig.
    Er warf ihr einen anerkennenden Blick zu. „Es geht schneller und wird weniger
    schmerzhaft für den Capt'n, wenn ich es mache, Miss", erwiderte er jedoch. „Sie sehen mir jetzt gut zu, dann wissen Sie, was Sie zu tun haben, wenn er das nächste Mal genäht werden muss."
    „Gut." Erleichtert machte Faith ihm Platz und wappnete sich innerlich gegen das, was nun geschehen würde.
    Stevens schüttete Brandy über die Wunde. Nicholas zuckte nicht einmal zusammen. Die Furche zwischen seinen Brauen vertiefte sich allerdings. Stevens beobachtete ihn und runzelte ebenfalls die Stirn. Er wollte schon fragen, ob ...
    „Los, weiter", ordnete Nicholas an.
    Stevens gehorchte. Er hatte so etwas offensichtlich bereits öfter gemacht. Mit zügigen, sicheren Handbewegungen begann er zu nähen, Stich um Stich, Knoten um Knoten. Jedes Mal, wenn die Nadel sich in Nicholas' Haut bohrte, wurde Faith regelrecht übel. Nach dem dritten Stich fühlte sie sich fast einer Ohnmacht nahe. Nicholas bemerkte es. Er nahm ihre Hände in seine und sagte leise und beschwörend: „Sieh nicht hin, wenn dir davon schlecht wird. Es ist wirklich nicht schlimm für mich. Geh und frühstücke, Faith. Das ist ein Befehl!"
    Doch Faith schüttelte nur den Kopf. Sie war fest entschlossen, das durchzustehen. Wenn er es ertragen konnte, dann konnte sie auch zusehen. Sie wollte ihm unbedingt beweisen, dass sie sich an sein hartes Soldatenleben gewöhnen konnte.
    Er wollte sie in Watte packen und sie zurück in ein behagliches, aber einsames Leben in England schicken. Sie musste ihm klarmachen, dass sie das Leben mit ihm genoss, auch in schwierigen Situationen. Trotz aller Entbehrungen war sie auf dieser Reise mit Nicholas glücklicher gewesen als je zuvor, und sie hatte nicht vor, ihre Zukunft mit ihm aufs Spiel zu setzen, indem sie plötzlich zimperlich wurde und beim Anblick einer Nadel, die sich in Fleisch bohrte, in Ohnmacht fiel!
    Sie klammerte sich an seine Hände, kämpfte gegen ihre Übelkeit an und sah weiter zu, wie Stevens den hässlichen Schnitt nähte. Sie versuchte nicht zu zucken, wenn er an dem Faden zerrte und die beiden Hautlappen zu einer ordentlichen Naht zusammenzog. Zwischendurch goss er immer wieder Brandy über den Fuß, um, wie er sagte, die Wunde sauber zu halten.
    Während der ganzen Prozedur gab Nicholas weder einen Laut von sich noch bewegte er sich. Soldaten sind von einem ganz besonderen Schlag, dachte Faith. Er musste schreckliche Schmerzen haben, aber er saß nur schweigend da, offenbar völlig ungerührt, abgesehen von seiner gerunzelten Stirn.
    Er hielt ihre Hände, als wäre sie diejenige, die Trost brauchte, und strich beruhigend mit den Daumen über ihre Handrücken. Dabei beobachtete er sie unentwegt, sie konnte seinen Blick wie eine warme Liebkosung spüren. Es war, als wollte er sie dazu bringen, ihn anzusehen und nicht die Wunde. Doch Faith ließ sich nicht ablenken und verfolgte unbeirrt das Nähen. Sie war fest entschlossen, ihm zu zeigen, dass sie mit allem fertig werden konnte, was immer diese Reise noch für sie bereithalten mochte. In einem Punkt war sie sich vollkommen sicher - sie würde auch nach Bilbao weiter mit ihm reisen und sich gemeinsam mit ihm dem stellen, was ihn
    erwartete.
    Immer noch streichelten seine Daumen ihre Haut, tröstend und ungemein beruhigend.
    „Miss, wissen Sie wie Spitzwegerich aussieht?"
    Faith zuckte überrascht zusammen. Botanische Fragen kamen ihr im Moment eher nebensächlich vor. „Das ist ein Kraut, nicht wahr?"
    „Ja, aber ein sehr nützliches. Würden Sie es erkennen, wenn Sie es sehen?"
    Faith versuchte sich zu erinnern. „Ich kenne mich mit Kräutern nicht so gut aus, nur mit denen, die unsere Köchin verwendete, wenn wir krank waren. Ist Spitzwegerich das Gewächs mit den bräunlich-grünen Blüten, jenes, das nicht sehr hübsch aussieht?"
    „Richtig, Miss. Es ist nicht sehr hoch und hat breite grüne Blätter. In der Armee nannten wir es Soldatenkraut, und wenn Sie etwas davon finden könnten, wäre das sehr gut für die Wunde. Es hat große Heilkräfte."
    „Wirklich? Dann mache

Weitere Kostenlose Bücher