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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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bedachte sie erneut mit diesem für ihn typischen Blick. „Sie werden mit uns essen", wiederholte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Faith war so hungrig, dass sie gar nicht in der Stimmung war, Einwände zu erheben. „Vielen Dank, sehr gern."
    „Gut. Und nun kümmern wir uns um Ihren Knöchel." Ohne Umschweife schlug er ihren Rocksaum hoch und nahm ihren verletzten Knöchel in die Hand. Faith war es weniger peinlich als beim letzten Mal, dennoch war es ein seltsames Gefühl, dass er sich über ihren nackten Fuß beugte, so nah an ihrem Körper. „Sehr schön, das kalte Salzwasser hat gewirkt. Die Schwellung ist etwas zurückgegangen. Jetzt noch ein wenig Salbe ..." Er hob den Kopf und sah sie mit leicht spöttischer Miene an. „Nun ja, es ist Pferdesalbe, aber die ist genauso gut für Menschen geeignet." Er tauchte die Finger in den Tiegel und verteilte die Salbe behutsam auf ihrem Knöchel. Sie fühlte sich kalt an und hatte einen leicht stechenden Geruch, bei dem Faiths Augen zu tränen begannen. Aber während er die Salbe sanft in ihre Haut einmassierte, breitete sich ein Gefühl der Wärme in ihr aus, während sie auf der Decke lag. Faith sah wie gebannt auf seine Hände.
    Sie waren groß, voller Schwielen und hätten eigentlich unbeholfen wirken müssen. Aber selbst die zarteste ihrer Schwestern hätte ihren Fuß nicht sanfter behandeln können. Faith betrachtete die aufgeschürften Handrücken und dachte daran, wie brutal sie mit den Angreifern umgegangen waren. Felix' Hände waren lang und schlank, doch vom täglichen Geigenspiel ebenfalls voller Schwielen gewesen. Nie aber hatten sie Faith mit solcher Zartheit berührt. Sie verdrängte den Gedanken.
    Es hatte keinen Zweck, über die Vergangenheit zu jammern, sie war selbst schuld an allem. Was für einen schrecklichen Fehler sie begangen hatte, und das nur wegen dieses Traums. Der Traum ... selbst jetzt noch hinterließ er einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund.
    Vor Jahren, als Faith und ihre Schwestern noch unter der grausamen Vormundschaft
    ihres Großvaters gelitten hatten, passierte es eines Nachts, dass sie und ihre Zwillingsschwester unabhängig voneinander einen unvergesslichen Traum träumten. Sie waren ungefähr zur selben Zeit aufgewacht und hatten sich erzählt, was sie hatte wach werden lassen. Sie hatten nahezu identisch geträumt, mit nur wenigen Abweichungen. In diesem Moment wurde ihnen klar, dass ihre verstorbene Mutter ihnen diesen Traum geschickt hatte, um sie daran zu erinnern, dass alles gut werden würde. Ihr Versprechen auf dem Sterbebett hatte gelautet, dass alle ihre vier Mädchen die große Liebe finden würden - Liebe, Lachen, Sonnenschein und Glück. Hope hatte von einem Mann geträumt, der tanzte - und das geradewegs in ihr Herz hinein. Faith von jemandem, der musizierte.
    Irgendwann waren sie vor ihrem Großvater geflüchtet und nach London gekommen. Hope hatte ihren Traummann gefunden, ihren wunderbaren Sebastian, und ihn vor knapp drei Monaten geheiratet. In der Woche ihrer Vermählung hatte Faith Felix Geige spielen gehört. Vom ersten herrlichen Akkord an hatte sie gewusst - geglaubt -, dass er derjenige aus ihrem Traum sein musste. Doch aus dem Traum war ein Albtraum geworden ...
    Wieder knurrte ihr Magen - und holte sie dadurch in die Gegenwart zurück.
    Blacklock musste es gehört haben, so nah wie er vor ihr kauerte, aber er ließ sich nichts anmerken.
    Faith hob schnuppernd den Kopf. „Ich glaube, der Eintopf fängt an, etwas anzubrennen. Sollten Sie nicht lieber einmal umrühren?"
    Er erledigte die letzten Handgriffe an ihrem Verband und betrachtete dann seine von der Salbe fettigen Hände. „Wie wäre es, wenn Sie das übernehmen, und ich wasche mir inzwischen dieses Zeug von den Händen? Belasten Sie mal Ihren Knöchel, um zu sehen, ob der Verband hilft."
    Sie stand auf und merkte augenblicklich, dass ihr Fuß längst nicht mehr so schmerzte. Während Blacklock zum Meer ging, um sich die Hände zu reinigen, kümmerte sie sich um den Eintopf. Heißer, duftender Dampf hüllte sie ein. Ihr wurde fast schwindelig bei dem köstlichen Geruch, der ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Wann hatte sie das letzte Mal eine ordentliche Mahlzeit zu sich genommen? Vor Tagen, dachte sie. Am vergangenen Abend hatte sie nur ein kleines, trockenes Stück Brot und etwas Käse gegessen. Während sie mit einem Holzlöffel den Eintopf umrührte, sog sie beglückt den Duft ein. Das war beinahe genauso

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