Ein süßes Abenteuer
du noch unberührt bist, würde man uns unsere Sünde umso weniger verzeihen.“
„Ach, deswegen“, meinte sie wegwerfend. „Charles pflegte zu sagen …“
Doch er ließ sie nicht aussprechen, sondern legte sanft einen Finger auf ihren Mund. „Ich möchte dir gerne eine Frage stellen, die ich eigentlich aufschieben wollte, bis dieser scheußliche Fall hinter uns liegt. Meine liebste Diana, willst du mir die Ehre erweisen, so bald wie möglich meine Frau zu werden und mich dadurch zum glücklichsten aller Männer zu machen?“
„Oh, Neville, ich dachte schon, du würdest mich niemals fragen! Allmählich glaubte ich, dass ich dir selbst einen Heiratsantrag machen müsse – und was würde Isabella dann von mir denken?“
Vermutlich ahnte sie in ihrer Unschuld gar nicht, wie verführerisch der schelmische Blick, den sie ihm gerade zuwarf, auf ihn wirkte. Prompt geriet sein Blut erneut in Wallung.
„Du kleine Hexe“, brachte er mit belegter Stimme hervor. „Wenn ich dich nur ansehe, verliere ich den Verstand. Nein, führe mich nicht in Versuchung, denn ich könnte dir nicht widerstehen.“
„Aber wenn wir ohnehin heiraten wollen?“
„Auch dann dürfen wir die Ehe nicht schon vor der Trauung vollziehen.“
„Die hoffentlich recht bald stattfinden wird, ich brenne nämlich vor Ungeduld“, gestand sie in derart ernsthaftem
Ton, dass Neville unwillkürlich lachen musste.
„Habe ich irgendetwas Komisches gesagt?“
„Nein, nein“, beschwichtigte er sie. „Beziehungsweise doch. Was für eine unvergleichliche Braut ich doch habe! Eines steht fest, in unserer Ehe werde ich mich niemals langweilen, weil du immer wieder irgendeine gewagte Bemerkung machen wirst, die keiner anderen Frau auch nur im Traum einfallen würde. Und schon verflüchtigen sich jede Sorge und jede Langeweile.“
„Ach, tatsächlich, Neville?“, bemerkte sie verschmitzt. „Ich wünschte nur, wir könnten auf der Stelle flüchten. Nach Arkadien oder ins Feenreich, fernab von unserer Gesell schaft …“
„Liebling, du mit deinem gesunden Menschenverstand würdest niemals deinen Gelüsten folgen wie deine weniger vernünftigen Mitmenschen“, sagte er voller Zärtlichkeit. „Du willst mich ein wenig aufziehen, stimmt’s?“
„Ja, weil ich dich liebe und weil ich mit dir über alles reden kann wie mit keinem anderen Menschen. Falls ich tatsächlich gesunden Menschenverstand besitze, so verdanke ich ihn Charles. Er meinte, den meisten Frauen fehle es daran, weil sie in dem Glauben erzogen werden, sie bräuchten ihn nicht. Er hat mich sogar Buchhaltung gelehrt, um zu beweisen, dass Frauen ebenso praktisch denken können wie Männer, wenn sie dieselbe Ausbildung erhalten.“
„Buchhaltung!“ Nun begann er sie zu necken. „Heißt das, ich werde in Zukunft keinen Sekretär und keinen Verwalter mehr beschäftigen müssen?“
„Wenn du so willst.“
Dieses lustige Geplänkel hätten sie noch lange fortsetzen können, denn sie genossen es beide außerordentlich. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte Neville, welch unvorstellbare Freuden die Liebe mit sich brachte. Aber auch Diana machte völlig neue und überraschende Erfahrungen. In Neville begegnete sie erstmals einem Mann, zu dem sie sich nicht nur geistig, sondern auch körperlich hingezogen fühlte. Verzückt sahen sie einander in die Augen, bis sie kurz davor standen, einander erneut in die Arme zu fallen. Glücklicherweise wurde der Bann durch ein Klopfen an der Tür gebrochen.
„Herein“, rief sie, und der Butler erschien mit der Nachricht, ein Mr. Jackson wünsche dringend Sir Neville zu sprechen.
„Gut“, erwiderte sie. „Führen Sie ihn herein, ich möchte auch gerne mit ihm reden.“
Kurz danach trat Jackson ins Zimmer. Nachdem Diana ihn herzlich willkommen geheißen hatte, erklärte sie: „Wenn Sie sich unter vier Augen mit Sir Neville unterhalten wollen, werde ich Sie beide allein lassen.“
„Nicht nötig, Euer Gnaden, meinetwegen dürfen Sie ruhig hören, weshalb ich komme. Lord Alford hat das Bewusstsein wiedererlangt, wird jedoch voraussichtlich an seinen Verletzungen sterben. Jetzt möchte er mit Ihnen sprechen, Sir Neville, und mit niemandem sonst, daher muss ich Sie bitten, mich zum Haus seines Arztes zu begleiten.“
„Er verlangt nach mir? Wie sonderbar“, antwortete Neville überrascht.
„Meiner Meinung nach“, erklärte Jackson bedächtig, „will er ein Geständnis ablegen, und zwar ausschließlich vor Ihnen. Vor Gericht gelten
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