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Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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den Arm um mich. Mein Tobi … Mein Idiot … Der Mann, der da ist, wann immer Damian meint, mich von sich schubsen zu müssen. Der hätte sich auch mal für die Schokolade im Schuh bedanken können. Oder für mein Verständnis bei all seinen Ausrastern. Vielleicht ist es aber so, dass es nach dem Erwachsenwerden keine Wachstumschübe mehr gibt, sondern Gefühlsschübe. Man empfindet plötzlich viel für eine bestimmte Person und kann sich nicht genau erklären, wieso. Wenn man eine Beziehung führt, werden solche Gefühlsschübe immer schwächer. Und dann, ganz plötzlich aus dem Nichts, tauchen sie auf und reißen uns in einen Strudel der großen Liebe und Leidenschaft hinein. So einen Schub erleben Tobi und ich gerade. Wir genießen es …
    »Und Damian kommt mit seiner Ische, ja?«
    Das hat er mich inzwischen schon vier- oder fünfmal gefragt, und die Antwort ist nach wie vor die gleiche.
    »Ja. Er bringt Simone mit.«
    Die beiden erleben wohl gerade auch einen Gefühlsschub.
    »Spitze!«
    Was bei Tobi zu absoluter Begeisterung führt, beschert mir Magenkrämpfe. Noch immer kann ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen, Simone an Damians Seite zu sehen. Dabei hatte ich wirklich genug Zeit.
    »Die beiden sollten heiraten. Dann ist endlich Ruhe im Puff!«
    »Die heiraten niemals.«
    Sie dürfen nicht heiraten. Das wäre … das wäre ein Albtraum! Mein persönlicher Albtraum … Dabei spielt es keine Rolle, ob es Simone oder eine andere Frau ist. Damian vor dem Altar – mit einer anderen Frau! Ewige Liebe … Gemeinsame Zukunft … Kinder …
    »Weil Damian keinen Bock auf ewige Bindung hat.«
    Tobi geht zum Kühlschrank und ich starre auf seinen Rücken. Damit hat er unrecht.
    »Damian hätte sehr gerne eine Familie.«
    Das ist auch kein Wunder, wenn man an die Familie denkt, aus der er kommt. Er würde gerne eine echte Familie haben. Seine Familie. Aber er ist noch nicht so weit. Dafür ist er noch viel zu … anders. Aber eines Tages, da wird Damian ein ganz toller Ehemann und ein wunderbarer Vater. Irgendwann … In einer fernen Zukunft, die ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen will.
    Tobi dreht sich wieder zu mir.
    »Klar will er das. Bevorzugt mit dir?«
    »Unsinn.«
    Damian und ich? Das mag ja auf den ersten Blick nach einem ganz tollen Plan klingen, wir kennen uns in- und auswendig, wissen wie der andere tickt und waren schon in den dunkelsten Momenten jeder die Stütze für den anderen. Würde das reichen, um eine glückliche Familie zu bilden? Wieso denke ich jetzt darüber nach? Tobis Blick lastet auf mir wie drei Tonnen Blei. Also lege ich das Messer zur Seite und drehe mich wieder zu ihm.
    »Damian hat Simone, und ich habe dich.«
    »Und das reicht dir?«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich ein bisschen unsicher an. Tobi und ich haben nie über Familie oder Kinder gesprochen.
    »Reicht es dir denn?«
    Er scheint über meine Frage nicht nachdenken zu müssen. Ich erkenne ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
    »Mir reicht es, wenn du bei mir bist.«
    Dieser Satz aus Tobis Mund ist viel mehr wert als ein »Ich liebe dich!«. Er ist nicht der Typ für große und leidenschaftliche Liebeserklärungen. Bei ihm bedeutet es mehr, wenn er auf der Tanzfläche für alle sichtbar an meinen Hintern greift und damit allen potenziellen Konkurrenten klarmacht, dass ich zu ihm gehöre. Das mag ja auf den ersten Blick nicht besonders romantisch klingen; aber zu wissen, dass Tobi mich im Notfall auch mit zwei bis drei gezielten Faustschlägen beschützen kann – das kommt seiner Definition von perfekter Beziehung schon verdammt nah. Wenn ich kurz darüber nachdenke: das ist sogar ehrlicher als viele der gesagten »Ich-liebe-dichs!« in meinem Freundeskreis. Geteilte Miete, geteilte Kosten, geteiltes Leid. Das geht dann als echte Liebe durch und man hat es kuschelig. Kuschelig mag es bei Tobi und mir nicht immer sein, aber damit kann ich leben. Jetzt legt er die Arme um mich und zieht mich an sich. Hier fühlt es sich verdächtig nach echter Liebe an. Zumindest die meiste Zeit.
    »Mach dir wegen Damian nicht so viele Sorgen, okay? Er ist nur mein bester Freund.«
    Mit dieser Tatsache habe ich mich inzwischen auch abgefunden. Damian … Er ist wie ein Regenbogen: Man sieht ihn oft und dann funkelt er verlockend in den tollsten Farben am Himmel, aber wenn man losrennt, um ihn einzufangen, dann ist es umsonst. Nein, Tobis Arme, die fühlen sich echt an. Er küsst meine Wange und lässt mich wieder

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