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Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 3)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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will. Damian, dessen Augen immer kurz zeigen, wie kaputt er an manchen Stellen seiner Seele ist, dazu aber dann dieses unverschämt sexy Lächeln, das unsere Gedanken eine Etage tiefer rutschen lässt. Das sind Damians Waffen, über die er sich nicht immer im Klaren zu sein scheint, und die er an anderen Tagen sehr gezielt einsetzt, wenn er ein Mädchen unbedingt rumkriegen will. Nein, ganz so wundervoll, wie die Damen am Tisch denken, ist Damian gar nicht. Das wird mir schlagartig bewusst. Tobi fischt seinen Spieß aus der Masse und lächelt mich triumphierend an. Dunkelblau – Treffer!
    »Und was machst du jetzt so?«
    Karin sieht Damian über den Rand ihres Weinglases genau an. Haben sie etwa verpasst, dass die junge Frau an Damians Seite, die ihm von Zeit zu Zeit immer mal wieder die Zunge in den Hals steckt, seine Freundin ist? Sollte diese Tatsache nicht etwas ihr Interesse ausbremsen?
    »Ich zeichne Comics.«
    Damian hat auf diese Fragerunde keine Lust. So wie er auf diese Party keine Lust hat. Zum ersten Mal, seitdem wir uns kennen, wünsche ich mir ernsthaft, er wäre nicht hier. Wieso mich seine Anwesenheit plötzlich so wütend macht, kann ich genau erklären. Will es aber nicht.
    »Und wirft sie dann weg.«
    Für gewöhnlich kaue ich erst, schlucke dann und spreche danach. Jetzt ist mir diese Reihenfolge komplett egal. Alle sehen mich überrascht an, nur Damian hält seinen Blick auf den Teller vor sich fixiert.
    »Wie bitte?«
    »Ja. Er zeichnet Comics. Und wirft sie dann achtlos weg. Als wären sie nichts wert.«
    »Nur die schlechten Comics.«
    Jetzt hebt er seinen Blick und der trifft mich mit der Wucht einer ganzen Büffelherde. Er weiß also genau, worüber ich spreche. Seine hellblauen Augen wirken wie Eiskristalle. Kühl und zerbrechlich. Wie unsere Beziehung im Moment.
    »Verstehe. Miese Comics landen auf der Straße. So wie Freunde.«
    Ich spieße ein Stück Hühnerbrust mit meiner Fonduegabel auf und tauche sie dann sehr dynamisch in den Topf vor mir.
    Tobis Hand legt sich, für die anderen nicht sichtbar, unter dem Tisch auf meinen Oberschenkel. Sofort werfe ich ihm einen dankbaren Blick zu. Durchatmen … Aber wenn ich das tue, rieche ich wieder das Parfüm. Schon seit zehn Minuten drohe ich zu hyperventilieren, weil ich viel zu schnell und zu knapp atme. Aber Simones Parfüm ist so präsent – wenn auch nur für mich.
    »Was zeichnest du denn alles?«
    Jonas versucht die Situation zu retten und stellt die erste wirklich interessierte Frage des Abends.
    »Menschen.«
    Damians Antwort ist so dämlich, dass ich versucht bin, meinen nächsten Fonduespieß wie einen Dartpfeil in sein Bullseye abzufeuern.
    »Aha.«
    »Gibt es kein spannenderes Thema als meine Comics?«
    Jetzt ist die Aggression in seiner Stimme überdeutlich zu hören. So kenne ich ihn kaum. Zumindest nicht, wenn andere Menschen dabei sind. So ist er eigentlich nur, wenn wir über Dinge aus der Vergangenheit sprechen und er seine Gefühlsbarrieren einen Moment sinken lässt.
    »Deine Comics sind doch spannend. Was hast du in letzter Zeit so gezeichnet?«
    Wieso ich es nicht lassen kann, ihn immer weiter zu reizen, kann ich nicht genau sagen. Eigentlich sollten wir beide erwachsen genug sein, um einen privateren Rahmen für die Klärung unseres Problems zu wählen.
    »Menschen beim Sex unter der Dusche.«
    Ute kichert, als wäre es ein vorpubertärer Witz, Karin sieht überrascht und unsicher zu mir – und Simone gießt sich breit grinsend Sekt nach. Tobi drückt meinen Oberschenkel, aber diesmal funktioniert die Beruhigung nur bedingt.
    »Toll! Dann hast du dein Genre ja gefunden.«
    »Und du dein Hobby!«
    »Wie bitte?«
    Damian lässt sein Besteck fallen und sieht mich wütend an.
    »So beschäftigt, du kannst deine Freunde nicht mehr empfangen.«
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    Damian verdreht genervt die Augen, als würde ich mich nur dumm stellen. Dabei habe ich wirklich keine Ahnung, wovon er redet.
    »Denk mal scharf nach, Lea. Wovon rede ich wohl?«
    Inzwischen sind die anderen am Tisch verstummt, sehen entweder zu uns oder peinlich berührt auf ihre Teller. Simone sieht zwischen uns beiden hin und her, als würde sie ein Tennismatch verfolgen, Tobis Hand krallt sich inzwischen fast panisch in meinen Oberschenkel.
    »Schlafzimmer! Sofort!«
    Damit schiebe ich meinen Stuhl zurück und verlasse das Esszimmer, Damian folgt mir und ich spüre seine Wut in meinem Rücken, als ich durch die Tür in mein Zimmer trete. Er

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